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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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Wasser umherschwimmt. Bis zu diesem Punkte ist sich die Entwicke-
lung aller Stachelhäuter gleich; von hieran aber laufen die Embryo-
nen so merkwürdige Veränderungen durch, die erst in der neuern Zeit
aufgehellt wurden, daß wir dieselben bei den einzelnen Ordnungen und
Familien näher betrachten müssen.

Die Stachelhäuter leben in allen Meeren oft in großen Mengen
zusammen, stets auf dem Boden und an den Küsten umherkriechend.
Ihre Reste finden sich gleichfalls in allen Schichten der Erde und in
merkwürdiger Aufeinanderfolge ihrer einzelnen Formen. Durch die
äußerst mannigfaltigen Gestaltungen der einzelnen Theile ihres Kalk-
skelettes, welche selbst bis zu den Arten herab in jedem Täfelchen cha-
racteristisch sind, eignen sich die Stachelhäuter vorzugsweise zur genau-
eren Bestimmung und zur Parallelisirung der einzelnen Schichten, so-
wie zur Anschauung der Fortschritte, welche der Plan der Strahl-
thiere im Laufe der Erdgeschichte macht.

Die Eintheilung der Echinodermen ergibt sich leicht durch die
äußere Form des Körpers, sowie durch die Bildung des Skelettes,
das bald aus einzelnen Ringen, bald aus zusammengefügten Täfelchen
besteht. Bei zwei Ordnungen der Stachelhäuter ist der Körper mehr
oder minder platt, scheibenförmig und in einzelne Strahlen getheilt,
bei einer dritten mehr kugelig, bei der vierten walzenförmig. In der
Ordnung der Seelilien (Crinoidea) besteht das Kalkgerüste aus ein-
zelnen Platten, welche mit einander zusammenstoßen, während bei den
Seesternen (Stellerida) nur einzelne Panzerringe existiren. Bei der
dritten Ordnung, den Seeigeln (Echinida) findet man wieder eine förm-
liche Schale aus einzelnen Kalkplatten gebildet und bei der vierten,
den Seewalzen, (Holothurida)nur einzelne in der Haut zerstreute Kalk-
ansammlungen.

Die Ordnung der Seelilien (Crinoidea) ist fast ganz aus
der heutigen Schöpfung verschwunden, während sie in den frühern
einen ausgezeichneten Rang einnahm und in den ältesten Zeiten ganz
allein die Klasse der Stachelhäuter überhaupt repräsentirte. Die mei-
sten dieser Thiere saßen auf langen beweglichen Stielen fest und
hatten in ihrer äußern Gestalt viel Aehnlichkeit mit Polypen, so daß
sie in der That von älteren Forschern unter diese gestellt wurden. Der

Waſſer umherſchwimmt. Bis zu dieſem Punkte iſt ſich die Entwicke-
lung aller Stachelhäuter gleich; von hieran aber laufen die Embryo-
nen ſo merkwürdige Veränderungen durch, die erſt in der neuern Zeit
aufgehellt wurden, daß wir dieſelben bei den einzelnen Ordnungen und
Familien näher betrachten müſſen.

Die Stachelhäuter leben in allen Meeren oft in großen Mengen
zuſammen, ſtets auf dem Boden und an den Küſten umherkriechend.
Ihre Reſte finden ſich gleichfalls in allen Schichten der Erde und in
merkwürdiger Aufeinanderfolge ihrer einzelnen Formen. Durch die
äußerſt mannigfaltigen Geſtaltungen der einzelnen Theile ihres Kalk-
ſkelettes, welche ſelbſt bis zu den Arten herab in jedem Täfelchen cha-
racteriſtiſch ſind, eignen ſich die Stachelhäuter vorzugsweiſe zur genau-
eren Beſtimmung und zur Paralleliſirung der einzelnen Schichten, ſo-
wie zur Anſchauung der Fortſchritte, welche der Plan der Strahl-
thiere im Laufe der Erdgeſchichte macht.

Die Eintheilung der Echinodermen ergibt ſich leicht durch die
äußere Form des Körpers, ſowie durch die Bildung des Skelettes,
das bald aus einzelnen Ringen, bald aus zuſammengefügten Täfelchen
beſteht. Bei zwei Ordnungen der Stachelhäuter iſt der Körper mehr
oder minder platt, ſcheibenförmig und in einzelne Strahlen getheilt,
bei einer dritten mehr kugelig, bei der vierten walzenförmig. In der
Ordnung der Seelilien (Crinoidea) beſteht das Kalkgerüſte aus ein-
zelnen Platten, welche mit einander zuſammenſtoßen, während bei den
Seeſternen (Stellerida) nur einzelne Panzerringe exiſtiren. Bei der
dritten Ordnung, den Seeigeln (Echinida) findet man wieder eine förm-
liche Schale aus einzelnen Kalkplatten gebildet und bei der vierten,
den Seewalzen, (Holothurida)nur einzelne in der Haut zerſtreute Kalk-
anſammlungen.

Die Ordnung der Seelilien (Crinoidea) iſt faſt ganz aus
der heutigen Schöpfung verſchwunden, während ſie in den frühern
einen ausgezeichneten Rang einnahm und in den älteſten Zeiten ganz
allein die Klaſſe der Stachelhäuter überhaupt repräſentirte. Die mei-
ſten dieſer Thiere ſaßen auf langen beweglichen Stielen feſt und
hatten in ihrer äußern Geſtalt viel Aehnlichkeit mit Polypen, ſo daß
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[152/0158] Waſſer umherſchwimmt. Bis zu dieſem Punkte iſt ſich die Entwicke- lung aller Stachelhäuter gleich; von hieran aber laufen die Embryo- nen ſo merkwürdige Veränderungen durch, die erſt in der neuern Zeit aufgehellt wurden, daß wir dieſelben bei den einzelnen Ordnungen und Familien näher betrachten müſſen. Die Stachelhäuter leben in allen Meeren oft in großen Mengen zuſammen, ſtets auf dem Boden und an den Küſten umherkriechend. Ihre Reſte finden ſich gleichfalls in allen Schichten der Erde und in merkwürdiger Aufeinanderfolge ihrer einzelnen Formen. Durch die äußerſt mannigfaltigen Geſtaltungen der einzelnen Theile ihres Kalk- ſkelettes, welche ſelbſt bis zu den Arten herab in jedem Täfelchen cha- racteriſtiſch ſind, eignen ſich die Stachelhäuter vorzugsweiſe zur genau- eren Beſtimmung und zur Paralleliſirung der einzelnen Schichten, ſo- wie zur Anſchauung der Fortſchritte, welche der Plan der Strahl- thiere im Laufe der Erdgeſchichte macht. Die Eintheilung der Echinodermen ergibt ſich leicht durch die äußere Form des Körpers, ſowie durch die Bildung des Skelettes, das bald aus einzelnen Ringen, bald aus zuſammengefügten Täfelchen beſteht. Bei zwei Ordnungen der Stachelhäuter iſt der Körper mehr oder minder platt, ſcheibenförmig und in einzelne Strahlen getheilt, bei einer dritten mehr kugelig, bei der vierten walzenförmig. In der Ordnung der Seelilien (Crinoidea) beſteht das Kalkgerüſte aus ein- zelnen Platten, welche mit einander zuſammenſtoßen, während bei den Seeſternen (Stellerida) nur einzelne Panzerringe exiſtiren. Bei der dritten Ordnung, den Seeigeln (Echinida) findet man wieder eine förm- liche Schale aus einzelnen Kalkplatten gebildet und bei der vierten, den Seewalzen, (Holothurida)nur einzelne in der Haut zerſtreute Kalk- anſammlungen. Die Ordnung der Seelilien (Crinoidea) iſt faſt ganz aus der heutigen Schöpfung verſchwunden, während ſie in den frühern einen ausgezeichneten Rang einnahm und in den älteſten Zeiten ganz allein die Klaſſe der Stachelhäuter überhaupt repräſentirte. Die mei- ſten dieſer Thiere ſaßen auf langen beweglichen Stielen feſt und hatten in ihrer äußern Geſtalt viel Aehnlichkeit mit Polypen, ſo daß ſie in der That von älteren Forſchern unter dieſe geſtellt wurden. Der

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/158>, abgerufen am 05.12.2024.