webt sind. In der Nähe des Mundes und des Afters stehen diese Täfelchen oft nur in mittelbarem beweglichem Zusammenhange, indem sie in die lederartige Haut gleichsam eingelegt sind. Bei den versteinerten Seeigeln fallen deßhalb diese beweglichen Tafeln leicht heraus, wäh- rend die übrigen Tafeln des Körpers fest mit einander verbunden, eine einzige Schale bilden. Auf besonderen Höckern dieser Schale sind meistens mehr oder minder große bewegliche Stacheln eingepflanzt, welche ebenfalls aus Kalkmasse und zwar aus einem einzigen Stücke bestehen und hauptsächlich zum Stützen des Körpers bei der Bewe- gung dienen. Außer den Stacheln findet man noch eigenthümliche Greif-
[Abbildung]
Fig. 136.
Pedicellarien. a Der Stiel, b die Zange.
organe, Pedicellarien genannt, die aus einem langen Kalkstiele und einer drei- oder vierklap- pigen Zange bestehen, welche beständig geöffnet und wieder geschlossen wird. Diese Pedicellarien, die man früher für Schmarotzer hielt, stehen auf besonderen kleinen Höckerchen, besonders häufig in der Nähe des Mundes bei Seeigeln und Seesternen und scheinen zum Ergreifen von Nahrungsstoffen bestimmt. Sie erscheinen schon früh bei den Embryonen und zeichnen sich dann durch ihre plumpe Gestalt aus. Später wird der Stiel länger und nun schwanken diese Zan- gen auf dem Stiele beständig hin und her, wäh- rend ihre oberen Backen auf und zuklappen. Selbst nach dem Tode des Thieres dauern diese Bewegungen der Pedicellarien noch eine ge- raume Zeit fort.
In gleicher Weise wie das Skelett der Seeigel, ist auch dasje- nige der Seelilien (Crinoidea) zusammengesetzt, welche besonders in den älteren Schichten der Erde häufig vorkommen. Der Stiel dieser Thiere, womit sie unbeweglich festsitzen, wird aus scheibenförmigen Stücken aufgebaut, die wie Münzen aufeinander liegen, währnd der becher- förmige Körper aus einzelnen Tafeln gebildet ist. Die obere Fläche die- ses Körpers ist mit weicher lederartiger Haut überzogen, während die Arme mit ihren Nebenarmen und Zweigen, die an dem Rande des Bechers stehen, wieder in ähnlicher Weise wie die Säule des Stieles aus einzelnen Tafelstücken aufgebaut sind. Bei der Betrachtung der Gattungen, Familien und Ordnungen werden wir auf diese Verhält- nisse näher eingehen müssen.
Die Bewegungsorgane der Stachelhäuter sind ziemlich über- einstimmend bei allen gebildet. Bei den wurmförmigen sind deutliche
Vogt. Zoologische Briefe. I. 10
webt ſind. In der Nähe des Mundes und des Afters ſtehen dieſe Täfelchen oft nur in mittelbarem beweglichem Zuſammenhange, indem ſie in die lederartige Haut gleichſam eingelegt ſind. Bei den verſteinerten Seeigeln fallen deßhalb dieſe beweglichen Tafeln leicht heraus, wäh- rend die übrigen Tafeln des Körpers feſt mit einander verbunden, eine einzige Schale bilden. Auf beſonderen Höckern dieſer Schale ſind meiſtens mehr oder minder große bewegliche Stacheln eingepflanzt, welche ebenfalls aus Kalkmaſſe und zwar aus einem einzigen Stücke beſtehen und hauptſächlich zum Stützen des Körpers bei der Bewe- gung dienen. Außer den Stacheln findet man noch eigenthümliche Greif-
[Abbildung]
Fig. 136.
Pedicellarien. a Der Stiel, b die Zange.
organe, Pedicellarien genannt, die aus einem langen Kalkſtiele und einer drei- oder vierklap- pigen Zange beſtehen, welche beſtändig geöffnet und wieder geſchloſſen wird. Dieſe Pedicellarien, die man früher für Schmarotzer hielt, ſtehen auf beſonderen kleinen Höckerchen, beſonders häufig in der Nähe des Mundes bei Seeigeln und Seeſternen und ſcheinen zum Ergreifen von Nahrungsſtoffen beſtimmt. Sie erſcheinen ſchon früh bei den Embryonen und zeichnen ſich dann durch ihre plumpe Geſtalt aus. Später wird der Stiel länger und nun ſchwanken dieſe Zan- gen auf dem Stiele beſtändig hin und her, wäh- rend ihre oberen Backen auf und zuklappen. Selbſt nach dem Tode des Thieres dauern dieſe Bewegungen der Pedicellarien noch eine ge- raume Zeit fort.
In gleicher Weiſe wie das Skelett der Seeigel, iſt auch dasje- nige der Seelilien (Crinoidea) zuſammengeſetzt, welche beſonders in den älteren Schichten der Erde häufig vorkommen. Der Stiel dieſer Thiere, womit ſie unbeweglich feſtſitzen, wird aus ſcheibenförmigen Stücken aufgebaut, die wie Münzen aufeinander liegen, währnd der becher- förmige Körper aus einzelnen Tafeln gebildet iſt. Die obere Fläche die- ſes Körpers iſt mit weicher lederartiger Haut überzogen, während die Arme mit ihren Nebenarmen und Zweigen, die an dem Rande des Bechers ſtehen, wieder in ähnlicher Weiſe wie die Säule des Stieles aus einzelnen Tafelſtücken aufgebaut ſind. Bei der Betrachtung der Gattungen, Familien und Ordnungen werden wir auf dieſe Verhält- niſſe näher eingehen müſſen.
Die Bewegungsorgane der Stachelhäuter ſind ziemlich über- einſtimmend bei allen gebildet. Bei den wurmförmigen ſind deutliche
Vogt. Zoologiſche Briefe. I. 10
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0151"n="145"/>
webt ſind. In der Nähe des Mundes und des Afters ſtehen dieſe<lb/>
Täfelchen oft nur in mittelbarem beweglichem Zuſammenhange, indem ſie<lb/>
in die lederartige Haut gleichſam eingelegt ſind. Bei den verſteinerten<lb/>
Seeigeln fallen deßhalb dieſe beweglichen Tafeln leicht heraus, wäh-<lb/>
rend die übrigen Tafeln des Körpers feſt mit einander verbunden,<lb/>
eine einzige Schale bilden. Auf beſonderen Höckern dieſer Schale ſind<lb/>
meiſtens mehr oder minder große bewegliche Stacheln eingepflanzt,<lb/>
welche ebenfalls aus Kalkmaſſe und zwar aus einem einzigen Stücke<lb/>
beſtehen und hauptſächlich zum Stützen des Körpers bei der Bewe-<lb/>
gung dienen. Außer den Stacheln findet man noch eigenthümliche Greif-<lb/><figure><head>Fig. 136. </head><p>Pedicellarien.<lb/><hirendition="#aq">a</hi> Der Stiel, <hirendition="#aq">b</hi> die Zange.</p></figure><lb/>
organe, Pedicellarien genannt, die aus einem<lb/>
langen Kalkſtiele und einer drei- oder vierklap-<lb/>
pigen Zange beſtehen, welche beſtändig geöffnet<lb/>
und wieder geſchloſſen wird. Dieſe Pedicellarien,<lb/>
die man früher für Schmarotzer hielt, ſtehen<lb/>
auf beſonderen kleinen Höckerchen, beſonders<lb/>
häufig in der Nähe des Mundes bei Seeigeln<lb/>
und Seeſternen und ſcheinen zum Ergreifen von<lb/>
Nahrungsſtoffen beſtimmt. Sie erſcheinen ſchon<lb/>
früh bei den Embryonen und zeichnen ſich dann<lb/>
durch ihre plumpe Geſtalt aus. Später wird<lb/>
der Stiel länger und nun ſchwanken dieſe Zan-<lb/>
gen auf dem Stiele beſtändig hin und her, wäh-<lb/>
rend ihre oberen Backen auf und zuklappen. Selbſt nach dem Tode<lb/>
des Thieres dauern dieſe Bewegungen der Pedicellarien noch eine ge-<lb/>
raume Zeit fort.</p><lb/><p>In gleicher Weiſe wie das Skelett der Seeigel, iſt auch dasje-<lb/>
nige der <hirendition="#g">Seelilien</hi> (<hirendition="#aq">Crinoidea</hi>) zuſammengeſetzt, welche beſonders in<lb/>
den älteren Schichten der Erde häufig vorkommen. Der Stiel dieſer<lb/>
Thiere, womit ſie unbeweglich feſtſitzen, wird aus ſcheibenförmigen<lb/>
Stücken aufgebaut, die wie Münzen aufeinander liegen, währnd der becher-<lb/>
förmige Körper aus einzelnen Tafeln gebildet iſt. Die obere Fläche die-<lb/>ſes Körpers iſt mit weicher lederartiger Haut überzogen, während die<lb/>
Arme mit ihren Nebenarmen und Zweigen, die an dem Rande des<lb/>
Bechers ſtehen, wieder in ähnlicher Weiſe wie die Säule des Stieles<lb/>
aus einzelnen Tafelſtücken aufgebaut ſind. Bei der Betrachtung der<lb/>
Gattungen, Familien und Ordnungen werden wir auf dieſe Verhält-<lb/>
niſſe näher eingehen müſſen.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Bewegungsorgane</hi> der Stachelhäuter ſind ziemlich über-<lb/>
einſtimmend bei allen gebildet. Bei den wurmförmigen ſind deutliche<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Vogt. Zoologiſche Briefe. <hirendition="#aq">I.</hi> 10</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[145/0151]
webt ſind. In der Nähe des Mundes und des Afters ſtehen dieſe
Täfelchen oft nur in mittelbarem beweglichem Zuſammenhange, indem ſie
in die lederartige Haut gleichſam eingelegt ſind. Bei den verſteinerten
Seeigeln fallen deßhalb dieſe beweglichen Tafeln leicht heraus, wäh-
rend die übrigen Tafeln des Körpers feſt mit einander verbunden,
eine einzige Schale bilden. Auf beſonderen Höckern dieſer Schale ſind
meiſtens mehr oder minder große bewegliche Stacheln eingepflanzt,
welche ebenfalls aus Kalkmaſſe und zwar aus einem einzigen Stücke
beſtehen und hauptſächlich zum Stützen des Körpers bei der Bewe-
gung dienen. Außer den Stacheln findet man noch eigenthümliche Greif-
[Abbildung Fig. 136. Pedicellarien.
a Der Stiel, b die Zange.]
organe, Pedicellarien genannt, die aus einem
langen Kalkſtiele und einer drei- oder vierklap-
pigen Zange beſtehen, welche beſtändig geöffnet
und wieder geſchloſſen wird. Dieſe Pedicellarien,
die man früher für Schmarotzer hielt, ſtehen
auf beſonderen kleinen Höckerchen, beſonders
häufig in der Nähe des Mundes bei Seeigeln
und Seeſternen und ſcheinen zum Ergreifen von
Nahrungsſtoffen beſtimmt. Sie erſcheinen ſchon
früh bei den Embryonen und zeichnen ſich dann
durch ihre plumpe Geſtalt aus. Später wird
der Stiel länger und nun ſchwanken dieſe Zan-
gen auf dem Stiele beſtändig hin und her, wäh-
rend ihre oberen Backen auf und zuklappen. Selbſt nach dem Tode
des Thieres dauern dieſe Bewegungen der Pedicellarien noch eine ge-
raume Zeit fort.
In gleicher Weiſe wie das Skelett der Seeigel, iſt auch dasje-
nige der Seelilien (Crinoidea) zuſammengeſetzt, welche beſonders in
den älteren Schichten der Erde häufig vorkommen. Der Stiel dieſer
Thiere, womit ſie unbeweglich feſtſitzen, wird aus ſcheibenförmigen
Stücken aufgebaut, die wie Münzen aufeinander liegen, währnd der becher-
förmige Körper aus einzelnen Tafeln gebildet iſt. Die obere Fläche die-
ſes Körpers iſt mit weicher lederartiger Haut überzogen, während die
Arme mit ihren Nebenarmen und Zweigen, die an dem Rande des
Bechers ſtehen, wieder in ähnlicher Weiſe wie die Säule des Stieles
aus einzelnen Tafelſtücken aufgebaut ſind. Bei der Betrachtung der
Gattungen, Familien und Ordnungen werden wir auf dieſe Verhält-
niſſe näher eingehen müſſen.
Die Bewegungsorgane der Stachelhäuter ſind ziemlich über-
einſtimmend bei allen gebildet. Bei den wurmförmigen ſind deutliche
Vogt. Zoologiſche Briefe. I. 10
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/151>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.