Junge der Ohrenqualle. Fig. 115. Der Embryo bekommt einen Mund; er schwimmt in dieser Gestalt frei umher; Fig. 116. Die Arme sprossen hervor; Fig. 117. Die Arme bilden sich aus, der Embryo sitzt fest; Fig. 118. Vollständige Polypenform. a der Saugnapf, b der Mund, c die Arme.
wulstet sich auf und läßt bald in der Mitte die runde Mund- öffnung erken- nen. Später zeigen sich um diese Mund- öffnung zwei, dann vier, dann acht kurze Fort- sätze, so daß das Thier etwa die Gestalt einer Kurbel hat, die mit ihrem freien gezahnten Ende ein Kammrad bewegt. Die Fortsätze wachsen allmählig zu langen Armen aus und nun ist das Thier ein vollkommener Armpolyp von großer Gefräßigkeit, der mit seinem stumpfen Ende festsitzt und sein Leben eine Zeitlang in diesem Zustande fortsetzt, um später durch Knospung wieder Ohrenquallen zu erzeugen.
Es zeigt uns also diese merkwürdige Klasse der Quallenpolypen eine dopelte geschlechtliche Zeugung, indem einerseits festsitzende Knospen entstehen, welche als Geschlechtsindividuen auftreten und nur Eier oder Samen erzeugen, deren Ernährung aber durch die Circula- tion der allgemeinen Flüssigkeit bedingt wird, welche von den geschlechts- losen Individuen des Polypenstockes ausgeht, -- und anderen Theils durch Bildung freier Knospen, die sich nach ihrer Loslösung selbstständig ernähren und zu verhältnißmäßig bedeutender Größe anwachsen. Diese Knospen sind die Schirmquallen, deren Struktur weit vollkommener ist, als diejenige der Polypen.
Die Schirmquallen oder Medusen sind stets nackte gallertartige
[Abbildung]
Fig. 119.
Rhizostoma.
Thiere von mehr oder minder scheiben- förmigem, zuweilen glockenförmigem Körper, dessen freier, meist mit Fäden besetzter Rand durch wechselnde klap- pende Zusammenziehungen und Aus- dehnungen als Schwimmorgan dient. An der untern Fläche dieses meist glasartig durchsichtigen Körpers be- findet sich der Mund oder die seine Stelle vertretenden Saugorgane, oft
[Abbildung]
Fig 115. 116. 117. 118.
Junge der Ohrenqualle. Fig. 115. Der Embryo bekommt einen Mund; er ſchwimmt in dieſer Geſtalt frei umher; Fig. 116. Die Arme ſproſſen hervor; Fig. 117. Die Arme bilden ſich aus, der Embryo ſitzt feſt; Fig. 118. Vollſtändige Polypenform. a der Saugnapf, b der Mund, c die Arme.
wulſtet ſich auf und läßt bald in der Mitte die runde Mund- öffnung erken- nen. Später zeigen ſich um dieſe Mund- öffnung zwei, dann vier, dann acht kurze Fort- ſätze, ſo daß das Thier etwa die Geſtalt einer Kurbel hat, die mit ihrem freien gezahnten Ende ein Kammrad bewegt. Die Fortſätze wachſen allmählig zu langen Armen aus und nun iſt das Thier ein vollkommener Armpolyp von großer Gefräßigkeit, der mit ſeinem ſtumpfen Ende feſtſitzt und ſein Leben eine Zeitlang in dieſem Zuſtande fortſetzt, um ſpäter durch Knospung wieder Ohrenquallen zu erzeugen.
Es zeigt uns alſo dieſe merkwürdige Klaſſe der Quallenpolypen eine dopelte geſchlechtliche Zeugung, indem einerſeits feſtſitzende Knospen entſtehen, welche als Geſchlechtsindividuen auftreten und nur Eier oder Samen erzeugen, deren Ernährung aber durch die Circula- tion der allgemeinen Flüſſigkeit bedingt wird, welche von den geſchlechts- loſen Individuen des Polypenſtockes ausgeht, — und anderen Theils durch Bildung freier Knospen, die ſich nach ihrer Loslöſung ſelbſtſtändig ernähren und zu verhältnißmäßig bedeutender Größe anwachſen. Dieſe Knospen ſind die Schirmquallen, deren Struktur weit vollkommener iſt, als diejenige der Polypen.
Die Schirmquallen oder Meduſen ſind ſtets nackte gallertartige
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Fig. 119.
Rhizostoma.
Thiere von mehr oder minder ſcheiben- förmigem, zuweilen glockenförmigem Körper, deſſen freier, meiſt mit Fäden beſetzter Rand durch wechſelnde klap- pende Zuſammenziehungen und Aus- dehnungen als Schwimmorgan dient. An der untern Fläche dieſes meiſt glasartig durchſichtigen Körpers be- findet ſich der Mund oder die ſeine Stelle vertretenden Saugorgane, oft
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[Abbildung Fig 115. 116. 117. 118.
Junge der Ohrenqualle.
Fig. 115. Der Embryo bekommt einen Mund; er ſchwimmt in
dieſer Geſtalt frei umher; Fig. 116. Die Arme ſproſſen hervor;
Fig. 117. Die Arme bilden ſich aus, der Embryo ſitzt feſt;
Fig. 118. Vollſtändige Polypenform. a der Saugnapf, b der
Mund, c die Arme.]
wulſtet ſich auf
und läßt bald
in der Mitte die
runde Mund-
öffnung erken-
nen. Später
zeigen ſich um
dieſe Mund-
öffnung zwei,
dann vier, dann
acht kurze Fort-
ſätze, ſo daß das
Thier etwa die
Geſtalt einer
Kurbel hat, die mit ihrem freien gezahnten Ende ein Kammrad bewegt.
Die Fortſätze wachſen allmählig zu langen Armen aus und nun iſt das Thier
ein vollkommener Armpolyp von großer Gefräßigkeit, der mit ſeinem
ſtumpfen Ende feſtſitzt und ſein Leben eine Zeitlang in dieſem Zuſtande
fortſetzt, um ſpäter durch Knospung wieder Ohrenquallen zu erzeugen.
Es zeigt uns alſo dieſe merkwürdige Klaſſe der Quallenpolypen
eine dopelte geſchlechtliche Zeugung, indem einerſeits feſtſitzende
Knospen entſtehen, welche als Geſchlechtsindividuen auftreten und nur
Eier oder Samen erzeugen, deren Ernährung aber durch die Circula-
tion der allgemeinen Flüſſigkeit bedingt wird, welche von den geſchlechts-
loſen Individuen des Polypenſtockes ausgeht, — und anderen Theils durch
Bildung freier Knospen, die ſich nach ihrer Loslöſung ſelbſtſtändig
ernähren und zu verhältnißmäßig bedeutender Größe anwachſen. Dieſe
Knospen ſind die Schirmquallen, deren Struktur weit vollkommener
iſt, als diejenige der Polypen.
Die Schirmquallen oder Meduſen ſind ſtets nackte gallertartige
[Abbildung Fig. 119. Rhizostoma.]
Thiere von mehr oder minder ſcheiben-
förmigem, zuweilen glockenförmigem
Körper, deſſen freier, meiſt mit Fäden
beſetzter Rand durch wechſelnde klap-
pende Zuſammenziehungen und Aus-
dehnungen als Schwimmorgan dient.
An der untern Fläche dieſes meiſt
glasartig durchſichtigen Körpers be-
findet ſich der Mund oder die ſeine
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/139>, abgerufen am 23.07.2024.
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