Der sprossende Embryo stellt nun eine Glocke dar, die mit dem Gipfel ihrer Wölbung an dem Stamme des Polypen ansitzt, während ihr freier Rand nach außen schaut. (Fig. 104, e.) Je nach den Gattungen wachsen dann die Randlappen in mehr oder minder lange Fäden aus, während zugleich der Ansatzpunkt auf dem Gipfel der Glocke sich mehr und mehr abschnürt und der mittlere Zapfen, in welchen der Strom der Ernährungsflüssigkeit sich fortsetzte, mehr selbstständig wird und sich zur Verdauungshöhle des werdenden Individuums umbildet. Zugleich erhält die Knospe Beweglichkeit; der äußere freie Rand klappt gegen die Mitte hin auf und zu. Endlich schließt sich der Verbindungsstrom zwischen dem Polypen und der glockenförmigen Knospe, der Stiel mit dem diese anhing schnürt sich an ihrem Gipfel ab und ein krystall- helles Wesen, fast von der Gestalt eines Schirmes mit einem in der Mitte angebrachten Fortsatze, auf dem der Mund sitzt, eine wahre Schirmqualle (Fig. 105.) schwimmt frei und selbständig in dem Wasser umher. Manchmal besitzen diese jungen Schirmquallen schon bei der Ablösung von dem Polypen ausgebildete Geschlechtsorgane; in andern Fällen bilden sich diese erst später bei weiterem Wachsthum aus.
[Abbildung]
Fig. 107.
[Abbildung]
Fig. 108. Fig. 109.
Hydra tuba und die aus ihr hervorknospenden Quallen. a der Fuß der Hydra, c ihre Fangarme, d die einzelnen, tassenförmig aufeinandersitzenden Quallen- knospen, e die Ströme, welche durch dieselben auf- steigen und die Magenhöhle bilden, f der Mund, g die Randkörper. Fig. 107 ein freier Polyp; Fig. 108 ein Polyp mit auffitzenden Quallenknospen; Fig. 109 eine losgelöste junge Qualle.
In der einfachen Weise wie wir es soeben beschrie- ben, findet die Quallenzeu- gung nicht bei allen Arm- polypen statt. Man hat sowohl an der englischen, wie an der norwegischen und nordamerikanischen Küste Armpolypen gefun- den, welche dem gewöhn- lichen Armpolypen des süßen Wassers so ähnlich sahen, daß man sie sogar mit demselben in eine Gattung brachte und nur als Art unterschied. Bei diesen bildet sich die Knospe, welche zur Qualle werden soll, in der Mitte des Fühlerkran- zes wahrscheinlich neben, vielleicht selbst auf dem Munde, so daß die Wöl-
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Der ſproſſende Embryo ſtellt nun eine Glocke dar, die mit dem Gipfel ihrer Wölbung an dem Stamme des Polypen anſitzt, während ihr freier Rand nach außen ſchaut. (Fig. 104, e.) Je nach den Gattungen wachſen dann die Randlappen in mehr oder minder lange Fäden aus, während zugleich der Anſatzpunkt auf dem Gipfel der Glocke ſich mehr und mehr abſchnürt und der mittlere Zapfen, in welchen der Strom der Ernährungsflüſſigkeit ſich fortſetzte, mehr ſelbſtſtändig wird und ſich zur Verdauungshöhle des werdenden Individuums umbildet. Zugleich erhält die Knospe Beweglichkeit; der äußere freie Rand klappt gegen die Mitte hin auf und zu. Endlich ſchließt ſich der Verbindungsſtrom zwiſchen dem Polypen und der glockenförmigen Knospe, der Stiel mit dem dieſe anhing ſchnürt ſich an ihrem Gipfel ab und ein kryſtall- helles Weſen, faſt von der Geſtalt eines Schirmes mit einem in der Mitte angebrachten Fortſatze, auf dem der Mund ſitzt, eine wahre Schirmqualle (Fig. 105.) ſchwimmt frei und ſelbſtändig in dem Waſſer umher. Manchmal beſitzen dieſe jungen Schirmquallen ſchon bei der Ablöſung von dem Polypen ausgebildete Geſchlechtsorgane; in andern Fällen bilden ſich dieſe erſt ſpäter bei weiterem Wachsthum aus.
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Fig. 107.
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Fig. 108. Fig. 109.
Hydra tuba und die aus ihr hervorknospenden Quallen. a der Fuß der Hydra, c ihre Fangarme, d die einzelnen, taſſenförmig aufeinanderſitzenden Quallen- knospen, e die Ströme, welche durch dieſelben auf- ſteigen und die Magenhöhle bilden, f der Mund, g die Randkörper. Fig. 107 ein freier Polyp; Fig. 108 ein Polyp mit auffitzenden Quallenknospen; Fig. 109 eine losgelöſte junge Qualle.
In der einfachen Weiſe wie wir es ſoeben beſchrie- ben, findet die Quallenzeu- gung nicht bei allen Arm- polypen ſtatt. Man hat ſowohl an der engliſchen, wie an der norwegiſchen und nordamerikaniſchen Küſte Armpolypen gefun- den, welche dem gewöhn- lichen Armpolypen des ſüßen Waſſers ſo ähnlich ſahen, daß man ſie ſogar mit demſelben in eine Gattung brachte und nur als Art unterſchied. Bei dieſen bildet ſich die Knospe, welche zur Qualle werden ſoll, in der Mitte des Fühlerkran- zes wahrſcheinlich neben, vielleicht ſelbſt auf dem Munde, ſo daß die Wöl-
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Der ſproſſende Embryo ſtellt nun eine Glocke dar, die mit dem Gipfel
ihrer Wölbung an dem Stamme des Polypen anſitzt, während ihr freier
Rand nach außen ſchaut. (Fig. 104, e.) Je nach den Gattungen wachſen
dann die Randlappen in mehr oder minder lange Fäden aus, während
zugleich der Anſatzpunkt auf dem Gipfel der Glocke ſich mehr und
mehr abſchnürt und der mittlere Zapfen, in welchen der Strom der
Ernährungsflüſſigkeit ſich fortſetzte, mehr ſelbſtſtändig wird und ſich zur
Verdauungshöhle des werdenden Individuums umbildet. Zugleich
erhält die Knospe Beweglichkeit; der äußere freie Rand klappt gegen die
Mitte hin auf und zu. Endlich ſchließt ſich der Verbindungsſtrom
zwiſchen dem Polypen und der glockenförmigen Knospe, der Stiel mit
dem dieſe anhing ſchnürt ſich an ihrem Gipfel ab und ein kryſtall-
helles Weſen, faſt von der Geſtalt eines Schirmes mit einem in der
Mitte angebrachten Fortſatze, auf dem der Mund ſitzt, eine wahre
Schirmqualle (Fig. 105.) ſchwimmt frei und ſelbſtändig in dem Waſſer
umher. Manchmal beſitzen dieſe jungen Schirmquallen ſchon bei der
Ablöſung von dem Polypen ausgebildete Geſchlechtsorgane; in andern
Fällen bilden ſich dieſe erſt ſpäter bei weiterem Wachsthum aus.
[Abbildung Fig. 107. ]
[Abbildung Fig. 108. Fig. 109.
Hydra tuba und die aus ihr hervorknospenden Quallen.
a der Fuß der Hydra, c ihre Fangarme, d die
einzelnen, taſſenförmig aufeinanderſitzenden Quallen-
knospen, e die Ströme, welche durch dieſelben auf-
ſteigen und die Magenhöhle bilden, f der Mund,
g die Randkörper. Fig. 107 ein freier Polyp; Fig. 108
ein Polyp mit auffitzenden Quallenknospen; Fig. 109
eine losgelöſte junge Qualle. ]
In der einfachen Weiſe
wie wir es ſoeben beſchrie-
ben, findet die Quallenzeu-
gung nicht bei allen Arm-
polypen ſtatt. Man hat
ſowohl an der engliſchen,
wie an der norwegiſchen
und nordamerikaniſchen
Küſte Armpolypen gefun-
den, welche dem gewöhn-
lichen Armpolypen des ſüßen
Waſſers ſo ähnlich ſahen,
daß man ſie ſogar mit
demſelben in eine Gattung
brachte und nur als Art
unterſchied. Bei dieſen
bildet ſich die Knospe, welche
zur Qualle werden ſoll, in
der Mitte des Fühlerkran-
zes wahrſcheinlich neben,
vielleicht ſelbſt auf dem
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/137>, abgerufen am 24.11.2024.
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