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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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[Abbildung] Fig. 106.

Sertularia.

Je nachdem die einzelnen Becher lang
gestielt oder stiellos sind, hat man
verschiedene Gattungen aus diesen
Glockenpolypen gebildet. Die Becher
in welchen sich Eier und Samen ent-
wickeln, zeigen weder Fühler noch
Verdauungskanäle, während die ge-
schlechtslosen Individuen dieselben be-
sitzen. Die ganzen Polypenstöcke bil-
den federartige Bäumchen oder einzelne
Glöckchen, die mit langen Stielen auf
meistens zellig verästelten Wurzeln
aufsitzen. Die größeren Formen fin-
den sich besonders in südlichen Mee-
ren, während in den nördlichen mehr
die zarteren kleineren Gattungen vor-
handen sind. Campanularia; Sertu-
laria; Plumularia; Dyomea
.

Bei den meisten Armpolypen des Meeres kannte man schon
früher eine eigenthümliche Art der Fortpflanzung, welche indeß erst
in der neueren Zeit in ihren anderweitigen Beziehungen genauer er-
kannt und gewürdigt wurde. Diese Fortpflanzungsweise besteht darin,
daß an irgend einer Stelle des Leibes, bald in den Axenstellen der
Bäumchen, wo die Zweige abgehen, bald in der Nähe des Tentakel-
kranzes, bald selbst innerhalb desselben eigenthümliche Sprossen ent-
stehen, welche Anfangs ganz in derselben Weise wie die festsitzenden
Knospen fortwachsen, nach und nach aber eine eigenthümliche Form
annehmen, die von derjenigen der ursprünglichen Polypen außeror-
dentlich verschieden ist. Es bildet sich eine Art Höcker auf der Ober-
fläche des Polypenleibes, in welchem die Ernährungsflüssigkeit ebenso
cirkulirt wie in der übrigen Leibeshöhle. (Fig. 104, b.) Allmählig häuft sich
in dieser Art Bruchsack und um den Strom der Flüssigkeit herum ein
Kern von festerer feinkörniger Substanz an, der sich nach und nach
unter dem Einflusse der Saftströmung in der Weise aushöhlt, daß
man nach einiger Zeit einen mittleren Strom und 4 oder 6 Seitenströme
sieht, welche nach außen zu auseinander gehen. (Fig. 104, c u. d.) Nun ist
schon aus jenem Kerne der hohlen Knospe eine Art Embryo gebildet, indem
der ursprüngliche Kern sich nach außen in 4 oder 6 Lappen, entsprechend
den Seitenströmen der allgemeinen Ernährungsflüssigkeit, ausgezackt hat.


[Abbildung] Fig. 106.

Sertularia.

Je nachdem die einzelnen Becher lang
geſtielt oder ſtiellos ſind, hat man
verſchiedene Gattungen aus dieſen
Glockenpolypen gebildet. Die Becher
in welchen ſich Eier und Samen ent-
wickeln, zeigen weder Fühler noch
Verdauungskanäle, während die ge-
ſchlechtsloſen Individuen dieſelben be-
ſitzen. Die ganzen Polypenſtöcke bil-
den federartige Bäumchen oder einzelne
Glöckchen, die mit langen Stielen auf
meiſtens zellig veräſtelten Wurzeln
aufſitzen. Die größeren Formen fin-
den ſich beſonders in ſüdlichen Mee-
ren, während in den nördlichen mehr
die zarteren kleineren Gattungen vor-
handen ſind. Campanularia; Sertu-
laria; Plumularia; Dyomea
.

Bei den meiſten Armpolypen des Meeres kannte man ſchon
früher eine eigenthümliche Art der Fortpflanzung, welche indeß erſt
in der neueren Zeit in ihren anderweitigen Beziehungen genauer er-
kannt und gewürdigt wurde. Dieſe Fortpflanzungsweiſe beſteht darin,
daß an irgend einer Stelle des Leibes, bald in den Axenſtellen der
Bäumchen, wo die Zweige abgehen, bald in der Nähe des Tentakel-
kranzes, bald ſelbſt innerhalb deſſelben eigenthümliche Sproſſen ent-
ſtehen, welche Anfangs ganz in derſelben Weiſe wie die feſtſitzenden
Knospen fortwachſen, nach und nach aber eine eigenthümliche Form
annehmen, die von derjenigen der urſprünglichen Polypen außeror-
dentlich verſchieden iſt. Es bildet ſich eine Art Höcker auf der Ober-
fläche des Polypenleibes, in welchem die Ernährungsflüſſigkeit ebenſo
cirkulirt wie in der übrigen Leibeshöhle. (Fig. 104, b.) Allmählig häuft ſich
in dieſer Art Bruchſack und um den Strom der Flüſſigkeit herum ein
Kern von feſterer feinkörniger Subſtanz an, der ſich nach und nach
unter dem Einfluſſe der Saftſtrömung in der Weiſe aushöhlt, daß
man nach einiger Zeit einen mittleren Strom und 4 oder 6 Seitenſtröme
ſieht, welche nach außen zu auseinander gehen. (Fig. 104, c u. d.) Nun iſt
ſchon aus jenem Kerne der hohlen Knospe eine Art Embryo gebildet, indem
der urſprüngliche Kern ſich nach außen in 4 oder 6 Lappen, entſprechend
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[130/0136] [Abbildung Fig. 106. Sertularia.] Je nachdem die einzelnen Becher lang geſtielt oder ſtiellos ſind, hat man verſchiedene Gattungen aus dieſen Glockenpolypen gebildet. Die Becher in welchen ſich Eier und Samen ent- wickeln, zeigen weder Fühler noch Verdauungskanäle, während die ge- ſchlechtsloſen Individuen dieſelben be- ſitzen. Die ganzen Polypenſtöcke bil- den federartige Bäumchen oder einzelne Glöckchen, die mit langen Stielen auf meiſtens zellig veräſtelten Wurzeln aufſitzen. Die größeren Formen fin- den ſich beſonders in ſüdlichen Mee- ren, während in den nördlichen mehr die zarteren kleineren Gattungen vor- handen ſind. Campanularia; Sertu- laria; Plumularia; Dyomea. Bei den meiſten Armpolypen des Meeres kannte man ſchon früher eine eigenthümliche Art der Fortpflanzung, welche indeß erſt in der neueren Zeit in ihren anderweitigen Beziehungen genauer er- kannt und gewürdigt wurde. Dieſe Fortpflanzungsweiſe beſteht darin, daß an irgend einer Stelle des Leibes, bald in den Axenſtellen der Bäumchen, wo die Zweige abgehen, bald in der Nähe des Tentakel- kranzes, bald ſelbſt innerhalb deſſelben eigenthümliche Sproſſen ent- ſtehen, welche Anfangs ganz in derſelben Weiſe wie die feſtſitzenden Knospen fortwachſen, nach und nach aber eine eigenthümliche Form annehmen, die von derjenigen der urſprünglichen Polypen außeror- dentlich verſchieden iſt. Es bildet ſich eine Art Höcker auf der Ober- fläche des Polypenleibes, in welchem die Ernährungsflüſſigkeit ebenſo cirkulirt wie in der übrigen Leibeshöhle. (Fig. 104, b.) Allmählig häuft ſich in dieſer Art Bruchſack und um den Strom der Flüſſigkeit herum ein Kern von feſterer feinkörniger Subſtanz an, der ſich nach und nach unter dem Einfluſſe der Saftſtrömung in der Weiſe aushöhlt, daß man nach einiger Zeit einen mittleren Strom und 4 oder 6 Seitenſtröme ſieht, welche nach außen zu auseinander gehen. (Fig. 104, c u. d.) Nun iſt ſchon aus jenem Kerne der hohlen Knospe eine Art Embryo gebildet, indem der urſprüngliche Kern ſich nach außen in 4 oder 6 Lappen, entſprechend den Seitenſtrömen der allgemeinen Ernährungsflüſſigkeit, ausgezackt hat.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/136>, abgerufen am 24.11.2024.