dem Polypenstocke etwa das Aussehen der schraffirten Karte einer Berggegend geben. Die Korallen bilden meist rundliche, dicke steinige Massen. Nach dem oberen Rande der Strahlen, die dort ausgezackt, hier ganz rundlich sind, hat man zwei Unterfamilien und in diesen ein- zelne Gruppen von zahlreichen Gattungen unterschieden, je nachdem die Zellen ganz isolirt bleiben, so daß die Koralle ein ästiges Ansehen erhält, oder durch poröse Zwischenmasse zusammengeleimt, durch ihre Wände aneinander gekettet oder endlich gänzlich zusammenfließend sind. Eusmilia; Diploctenium; Ctenophyllia; Dendrogyra; Stylina; Sarcinula; Astraea; Angia; Echinopora; Maeandrina
Die Schwammkorallen (Fungida) bilden oblonge oder rundliche
[Abbildung]
Fig. 95. Fig. 94. Fig. 93.
Junge Schwammkorallen (Fungia.)
Massen von bedeutendem Umfange, die meistens frei sind oder sich der Unterfläche, auf der sie liegen, wie ein dicker Ueberzug anpassen. Die Strahlen der Zellen sind außerordentlich zahlreich, gezackt und so ausgebreitet, daß die eigentliche Umschreibung der Zel- len selbst verloren geht. Bei den eigentlichen Schwammkorallen, die einsam sind und dennoch oft mehr als den Umfang eines Tellers erreichen, ist das Thier groß, mit einem röhrenförmigen Munde und runden, wurmähnlichen Fühlern, die hie und da aus den Strahlen des Ko- ralls hervorstehen. Bei anderen Gattungen sind nur noch verkümmerte, wulstartige Fühler vorhanden. Die zahlreichen Arten und Gattungen sind besonders von den jurassischen Schichten an bis jetzt ungemein häufig.
Die Augenkorallen (Oculinida) zeichnen sich durch die schöne, ver- ästelte Form ihrer Polypenstöcke aus, welche ausgebreiteten Sträuchern gleichen. Die Zellen sind klein, rundlich, die Strahlen nur wenig ent- wickelt, doch stärker wie bei den Madreporen. Was sie vor diesen auszeichnet, ist die ungemeine Härte und Festigkeit der Zwischensub- stanz, die keine poröse Beschaffenheit zeigt und sich nur durch das Röhrennetz in der Mitte von den soliden Axen der ächten Korallen unterscheidet. Manche Gattungen dieser Familie werden deßhalb oft als weißes Korall bezeichnet. Die Polypen sind klein, ihre Fühler lang.
Eine höchst merkwürdige Familie dieser Ordnung sind die Stau- denkorallen (Antipathida). Der Polypenstock wird von einer hornigen Axe gebildet, die eine lederartige Hülle hat, in welcher zusammenzieh- bare, durch die Polypen bewahrte Zellen sich finden. Diese haben nur sechs cylindrische Fühler im Kreise um den Mund, während die üb-
dem Polypenſtocke etwa das Ausſehen der ſchraffirten Karte einer Berggegend geben. Die Korallen bilden meiſt rundliche, dicke ſteinige Maſſen. Nach dem oberen Rande der Strahlen, die dort ausgezackt, hier ganz rundlich ſind, hat man zwei Unterfamilien und in dieſen ein- zelne Gruppen von zahlreichen Gattungen unterſchieden, je nachdem die Zellen ganz iſolirt bleiben, ſo daß die Koralle ein äſtiges Anſehen erhält, oder durch poröſe Zwiſchenmaſſe zuſammengeleimt, durch ihre Wände aneinander gekettet oder endlich gänzlich zuſammenfließend ſind. Eusmilia; Diploctenium; Ctenophyllia; Dendrogyra; Stylina; Sarcinula; Astraea; Angia; Echinopora; Maeandrina
Die Schwammkorallen (Fungida) bilden oblonge oder rundliche
[Abbildung]
Fig. 95. Fig. 94. Fig. 93.
Junge Schwammkorallen (Fungia.)
Maſſen von bedeutendem Umfange, die meiſtens frei ſind oder ſich der Unterfläche, auf der ſie liegen, wie ein dicker Ueberzug anpaſſen. Die Strahlen der Zellen ſind außerordentlich zahlreich, gezackt und ſo ausgebreitet, daß die eigentliche Umſchreibung der Zel- len ſelbſt verloren geht. Bei den eigentlichen Schwammkorallen, die einſam ſind und dennoch oft mehr als den Umfang eines Tellers erreichen, iſt das Thier groß, mit einem röhrenförmigen Munde und runden, wurmähnlichen Fühlern, die hie und da aus den Strahlen des Ko- ralls hervorſtehen. Bei anderen Gattungen ſind nur noch verkümmerte, wulſtartige Fühler vorhanden. Die zahlreichen Arten und Gattungen ſind beſonders von den juraſſiſchen Schichten an bis jetzt ungemein häufig.
Die Augenkorallen (Oculinida) zeichnen ſich durch die ſchöne, ver- äſtelte Form ihrer Polypenſtöcke aus, welche ausgebreiteten Sträuchern gleichen. Die Zellen ſind klein, rundlich, die Strahlen nur wenig ent- wickelt, doch ſtärker wie bei den Madreporen. Was ſie vor dieſen auszeichnet, iſt die ungemeine Härte und Feſtigkeit der Zwiſchenſub- ſtanz, die keine poröſe Beſchaffenheit zeigt und ſich nur durch das Röhrennetz in der Mitte von den ſoliden Axen der ächten Korallen unterſcheidet. Manche Gattungen dieſer Familie werden deßhalb oft als weißes Korall bezeichnet. Die Polypen ſind klein, ihre Fühler lang.
Eine höchſt merkwürdige Familie dieſer Ordnung ſind die Stau- denkorallen (Antipathida). Der Polypenſtock wird von einer hornigen Axe gebildet, die eine lederartige Hülle hat, in welcher zuſammenzieh- bare, durch die Polypen bewahrte Zellen ſich finden. Dieſe haben nur ſechs cylindriſche Fühler im Kreiſe um den Mund, während die üb-
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dem Polypenſtocke etwa das Ausſehen der ſchraffirten Karte einer
Berggegend geben. Die Korallen bilden meiſt rundliche, dicke ſteinige
Maſſen. Nach dem oberen Rande der Strahlen, die dort ausgezackt,
hier ganz rundlich ſind, hat man zwei Unterfamilien und in dieſen ein-
zelne Gruppen von zahlreichen Gattungen unterſchieden, je nachdem
die Zellen ganz iſolirt bleiben, ſo daß die Koralle ein äſtiges Anſehen
erhält, oder durch poröſe Zwiſchenmaſſe zuſammengeleimt, durch ihre
Wände aneinander gekettet oder endlich gänzlich zuſammenfließend ſind.
Eusmilia; Diploctenium; Ctenophyllia; Dendrogyra; Stylina; Sarcinula;
Astraea; Angia; Echinopora; Maeandrina
Die Schwammkorallen (Fungida) bilden oblonge oder rundliche
[Abbildung Fig. 95. Fig. 94. Fig. 93.
Junge Schwammkorallen (Fungia.)]
Maſſen von bedeutendem
Umfange, die meiſtens
frei ſind oder ſich der
Unterfläche, auf der ſie
liegen, wie ein dicker
Ueberzug anpaſſen. Die
Strahlen der Zellen ſind
außerordentlich zahlreich,
gezackt und ſo ausgebreitet, daß die eigentliche Umſchreibung der Zel-
len ſelbſt verloren geht. Bei den eigentlichen Schwammkorallen, die
einſam ſind und dennoch oft mehr als den Umfang eines Tellers erreichen,
iſt das Thier groß, mit einem röhrenförmigen Munde und runden,
wurmähnlichen Fühlern, die hie und da aus den Strahlen des Ko-
ralls hervorſtehen. Bei anderen Gattungen ſind nur noch verkümmerte,
wulſtartige Fühler vorhanden. Die zahlreichen Arten und Gattungen ſind
beſonders von den juraſſiſchen Schichten an bis jetzt ungemein häufig.
Die Augenkorallen (Oculinida) zeichnen ſich durch die ſchöne, ver-
äſtelte Form ihrer Polypenſtöcke aus, welche ausgebreiteten Sträuchern
gleichen. Die Zellen ſind klein, rundlich, die Strahlen nur wenig ent-
wickelt, doch ſtärker wie bei den Madreporen. Was ſie vor dieſen
auszeichnet, iſt die ungemeine Härte und Feſtigkeit der Zwiſchenſub-
ſtanz, die keine poröſe Beſchaffenheit zeigt und ſich nur durch das
Röhrennetz in der Mitte von den ſoliden Axen der ächten Korallen
unterſcheidet. Manche Gattungen dieſer Familie werden deßhalb oft
als weißes Korall bezeichnet. Die Polypen ſind klein, ihre Fühler lang.
Eine höchſt merkwürdige Familie dieſer Ordnung ſind die Stau-
denkorallen (Antipathida). Der Polypenſtock wird von einer hornigen
Axe gebildet, die eine lederartige Hülle hat, in welcher zuſammenzieh-
bare, durch die Polypen bewahrte Zellen ſich finden. Dieſe haben nur
ſechs cylindriſche Fühler im Kreiſe um den Mund, während die üb-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/126>, abgerufen am 27.11.2024.
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