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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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Diese mineralischen Concretionen, die meist noch einen krystallinischen
Bau zeigen, sind dennoch keine einfachen Ausschwitzungen, sondern
trotz ihrer oft großen Härte ein Bestandtheil der Haut selbst und
zwar desjenigen Theiles, welcher den hintern Theil des Leibes um-
giebt. Hier setzen sich bei dem Wachsthum des Polypen theils minder
theils mehr zahlreiche Kalkpartikelchen ab und bilden so entweder eine
schwammige, von Kalknetzen durchzogene Masse, oder endlich eine
steinartige Substanz, in welcher der organische Stoff fast gänzlich
verschwunden ist.

[Abbildung] Fig. 83.

Polypenstock einer
Caryophyllia.

Untersucht man die Polypenstöcke näher,
so sieht man, daß auch in den zusammengesetz-
testen Kolonieen jedes Thier eine eigene Zelle
hat, welche sich nach unten zur Röhre verlän-
gert und sich in gemeinschaftliche Kanäle fort-
setzt, die ein Röhrensystem bilden, das mit der
verlängerten Leibeshöhle eines jeden Indivi-
duums zusammenhängt. Bei den todten und
fossilen Polypenstöcken, bei welchen die organische
Substanz verschwunden ist, kann man diese Dis-
position der gemeinschaftlichen Kanäle noch sehr
wohl verfolgen. Bei vielen Polypen fließen
indeß die Röhren und Zellen, welche den einzelnen Thieren ange-
hören, mehr oder minder in einander über oder werden durch da-
zwischen entwickelte Substanz in solcher Weise in einander verschmolzen,
daß manchmal die Unterscheidung jeder einzelnen Zelle schwierig wird.
Mag auch die Gestalt des Polypenstockes selbst sein, welche sie wolle,
so zeigen doch die Zellen stets eine einfache, runde oder strahlige Gestalt
und wiederholen in dieser Weise den Typus, nach welchem der ganze
Leib des Thieres gebaut ist.

Die Bildung eines Polypenstockes beginnt mit einer Incrustation
desjenigen Körpers, auf welchem der junge Polyp sich festsetzt, ist also
offenbar eine Ausschwitzung der Basis des Polypenleibes. Man hat
diese Ausschwitzung das Fußblatt oder Oberhautblatt genannt,
da sie sich gleichsam wie ein Blättchen Wachs an die Gegenstände an-
schmiegt, auf welchen sich der Polyp festsetzt. Häufig beschränkt sich
dieses Fußblatt auf die beschriebene Ausdehnung, in andern Fällen
erhebt es sich am Rande und umgiebt wie ein dünnes Firnißblatt
den unteren Theil des Polypenstockes, zuweilen auch vergrößert sich
dieses Fußblatt durch stets neu aufgelegte Schichten in der Mitte, so
daß es Anfangs eine kegelförmige Warze bildet, die nach und nach

Dieſe mineraliſchen Concretionen, die meiſt noch einen kryſtalliniſchen
Bau zeigen, ſind dennoch keine einfachen Ausſchwitzungen, ſondern
trotz ihrer oft großen Härte ein Beſtandtheil der Haut ſelbſt und
zwar desjenigen Theiles, welcher den hintern Theil des Leibes um-
giebt. Hier ſetzen ſich bei dem Wachsthum des Polypen theils minder
theils mehr zahlreiche Kalkpartikelchen ab und bilden ſo entweder eine
ſchwammige, von Kalknetzen durchzogene Maſſe, oder endlich eine
ſteinartige Subſtanz, in welcher der organiſche Stoff faſt gänzlich
verſchwunden iſt.

[Abbildung] Fig. 83.

Polypenſtock einer
Caryophyllia.

Unterſucht man die Polypenſtöcke näher,
ſo ſieht man, daß auch in den zuſammengeſetz-
teſten Kolonieen jedes Thier eine eigene Zelle
hat, welche ſich nach unten zur Röhre verlän-
gert und ſich in gemeinſchaftliche Kanäle fort-
ſetzt, die ein Röhrenſyſtem bilden, das mit der
verlängerten Leibeshöhle eines jeden Indivi-
duums zuſammenhängt. Bei den todten und
foſſilen Polypenſtöcken, bei welchen die organiſche
Subſtanz verſchwunden iſt, kann man dieſe Dis-
poſition der gemeinſchaftlichen Kanäle noch ſehr
wohl verfolgen. Bei vielen Polypen fließen
indeß die Röhren und Zellen, welche den einzelnen Thieren ange-
hören, mehr oder minder in einander über oder werden durch da-
zwiſchen entwickelte Subſtanz in ſolcher Weiſe in einander verſchmolzen,
daß manchmal die Unterſcheidung jeder einzelnen Zelle ſchwierig wird.
Mag auch die Geſtalt des Polypenſtockes ſelbſt ſein, welche ſie wolle,
ſo zeigen doch die Zellen ſtets eine einfache, runde oder ſtrahlige Geſtalt
und wiederholen in dieſer Weiſe den Typus, nach welchem der ganze
Leib des Thieres gebaut iſt.

Die Bildung eines Polypenſtockes beginnt mit einer Incruſtation
desjenigen Körpers, auf welchem der junge Polyp ſich feſtſetzt, iſt alſo
offenbar eine Ausſchwitzung der Baſis des Polypenleibes. Man hat
dieſe Ausſchwitzung das Fußblatt oder Oberhautblatt genannt,
da ſie ſich gleichſam wie ein Blättchen Wachs an die Gegenſtände an-
ſchmiegt, auf welchen ſich der Polyp feſtſetzt. Häufig beſchränkt ſich
dieſes Fußblatt auf die beſchriebene Ausdehnung, in andern Fällen
erhebt es ſich am Rande und umgiebt wie ein dünnes Firnißblatt
den unteren Theil des Polypenſtockes, zuweilen auch vergrößert ſich
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daß es Anfangs eine kegelförmige Warze bildet, die nach und nach

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[108/0114] Dieſe mineraliſchen Concretionen, die meiſt noch einen kryſtalliniſchen Bau zeigen, ſind dennoch keine einfachen Ausſchwitzungen, ſondern trotz ihrer oft großen Härte ein Beſtandtheil der Haut ſelbſt und zwar desjenigen Theiles, welcher den hintern Theil des Leibes um- giebt. Hier ſetzen ſich bei dem Wachsthum des Polypen theils minder theils mehr zahlreiche Kalkpartikelchen ab und bilden ſo entweder eine ſchwammige, von Kalknetzen durchzogene Maſſe, oder endlich eine ſteinartige Subſtanz, in welcher der organiſche Stoff faſt gänzlich verſchwunden iſt. [Abbildung Fig. 83. Polypenſtock einer Caryophyllia. ] Unterſucht man die Polypenſtöcke näher, ſo ſieht man, daß auch in den zuſammengeſetz- teſten Kolonieen jedes Thier eine eigene Zelle hat, welche ſich nach unten zur Röhre verlän- gert und ſich in gemeinſchaftliche Kanäle fort- ſetzt, die ein Röhrenſyſtem bilden, das mit der verlängerten Leibeshöhle eines jeden Indivi- duums zuſammenhängt. Bei den todten und foſſilen Polypenſtöcken, bei welchen die organiſche Subſtanz verſchwunden iſt, kann man dieſe Dis- poſition der gemeinſchaftlichen Kanäle noch ſehr wohl verfolgen. Bei vielen Polypen fließen indeß die Röhren und Zellen, welche den einzelnen Thieren ange- hören, mehr oder minder in einander über oder werden durch da- zwiſchen entwickelte Subſtanz in ſolcher Weiſe in einander verſchmolzen, daß manchmal die Unterſcheidung jeder einzelnen Zelle ſchwierig wird. Mag auch die Geſtalt des Polypenſtockes ſelbſt ſein, welche ſie wolle, ſo zeigen doch die Zellen ſtets eine einfache, runde oder ſtrahlige Geſtalt und wiederholen in dieſer Weiſe den Typus, nach welchem der ganze Leib des Thieres gebaut iſt. Die Bildung eines Polypenſtockes beginnt mit einer Incruſtation desjenigen Körpers, auf welchem der junge Polyp ſich feſtſetzt, iſt alſo offenbar eine Ausſchwitzung der Baſis des Polypenleibes. Man hat dieſe Ausſchwitzung das Fußblatt oder Oberhautblatt genannt, da ſie ſich gleichſam wie ein Blättchen Wachs an die Gegenſtände an- ſchmiegt, auf welchen ſich der Polyp feſtſetzt. Häufig beſchränkt ſich dieſes Fußblatt auf die beſchriebene Ausdehnung, in andern Fällen erhebt es ſich am Rande und umgiebt wie ein dünnes Firnißblatt den unteren Theil des Polypenſtockes, zuweilen auch vergrößert ſich dieſes Fußblatt durch ſtets neu aufgelegte Schichten in der Mitte, ſo daß es Anfangs eine kegelförmige Warze bildet, die nach und nach

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/114>, abgerufen am 28.11.2024.