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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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Die Körpersubstanz der Strahlthiere tritt bei den niederen Typen
kaum aus dem Zustande der Sarkode, jener unbestimmten gelatinösen,
körnigen Substanz der Urthiere, hervor; -- differenzirt sich aber bei den
höheren mehr in einzelne Gewebe, die fast vollständig die Zellenstruktur
besitzen. So sehen wir denn auch fast überall eine deutliche wohl-
charakterisirte äußere Haut, die von dem übrigen Körper unter-
scheidbar ist und bei den Stachelhäutern eine wahrhaft lederartige
Consistenz gewinnt, während sie bei den übrigen Klassen dieses
Kreises zwar weicher bleibt, allein häufig theils Flimmerorgane,
theils wechselnde Bläschen und andere Vertheidigungswaffen in ihrem
Innern entwickelt. Bei mehren Klassen, wie namentlich bei den Po-
lypen und den Stachelhäutern, finden sich außerdem stets mehr oder
minder bedeutende Kalkablagerungen auf und in der Haut, welche bei
den letzteren sogar zu einem förmlichen aus einzelnen Stücken zusam-
mengesetzten Skelette sich verbinden und eine feste Schale um das Thier
bilden.

Als eine Absonderung der äußern Haut, die aber von dem Kör-
per mehr getrennt ist, kommt besonders bei den Polypen und Quallen-
polypen ein lederartiges, horniges oder kalkiges Gehäuse vor, in
welche sich diese Thiere ganz oder theilweise zurückziehen können.
Diese Gehäuse oder Polypenstöcke (Polyparium), welche
meistens trotz der Kleinheit der Thiere eine bedeutende Größe errei-
chen, da Millionen Individuen auf demselben Stock organisch mit
einander verbunden hausen, bilden die bekannten Korallen, welche so-
wohl in jetzigen als in früheren geologischen Epochen einen wesent-
lichen Einfluß auf die Bildung der Erdrinde übten. Die Korallen,
sowie die Schalen der Stachelhäuter sind in besonders bedeutender
Anzahl von den ältesten Schichten der Erde bis auf die neueste Zeit
vorhanden und zwar in so großer Zahl und so mannichfach wechseln-
den Formen, daß die Untersuchung derselben auch für die Erkenntniß
der jetzt lebenden Formen von der größten Wichtigkeit ist.

Nur bei den höchsten Formen der Strahlthiere glaubt man ein
gesondertes Nervensystem und eigenthümliche Sinnesorgane
gefunden zu haben, die indeß nur in sehr unvollkommener Weise aus-
gebildet erscheinen und an der strahligen Gruppirung des ganzen
Körpers theilnehmen sollen. Diese Organe, sowie die einzelnen Theile
des Nervensystems, welches einen Ring um den Schlund darstellen
soll, wiederholen sich eben so oft, als der Körper gleichsam durch die
strahlige Anordnung in einzelne Segmente zerfällt, und bestehen bei
den Quallen aus Bläschen, die krystallinische Massen einschließen,

Die Körperſubſtanz der Strahlthiere tritt bei den niederen Typen
kaum aus dem Zuſtande der Sarkode, jener unbeſtimmten gelatinöſen,
körnigen Subſtanz der Urthiere, hervor; — differenzirt ſich aber bei den
höheren mehr in einzelne Gewebe, die faſt vollſtändig die Zellenſtruktur
beſitzen. So ſehen wir denn auch faſt überall eine deutliche wohl-
charakteriſirte äußere Haut, die von dem übrigen Körper unter-
ſcheidbar iſt und bei den Stachelhäutern eine wahrhaft lederartige
Conſiſtenz gewinnt, während ſie bei den übrigen Klaſſen dieſes
Kreiſes zwar weicher bleibt, allein häufig theils Flimmerorgane,
theils wechſelnde Bläschen und andere Vertheidigungswaffen in ihrem
Innern entwickelt. Bei mehren Klaſſen, wie namentlich bei den Po-
lypen und den Stachelhäutern, finden ſich außerdem ſtets mehr oder
minder bedeutende Kalkablagerungen auf und in der Haut, welche bei
den letzteren ſogar zu einem förmlichen aus einzelnen Stücken zuſam-
mengeſetzten Skelette ſich verbinden und eine feſte Schale um das Thier
bilden.

Als eine Abſonderung der äußern Haut, die aber von dem Kör-
per mehr getrennt iſt, kommt beſonders bei den Polypen und Quallen-
polypen ein lederartiges, horniges oder kalkiges Gehäuſe vor, in
welche ſich dieſe Thiere ganz oder theilweiſe zurückziehen können.
Dieſe Gehäuſe oder Polypenſtöcke (Polyparium), welche
meiſtens trotz der Kleinheit der Thiere eine bedeutende Größe errei-
chen, da Millionen Individuen auf demſelben Stock organiſch mit
einander verbunden hauſen, bilden die bekannten Korallen, welche ſo-
wohl in jetzigen als in früheren geologiſchen Epochen einen weſent-
lichen Einfluß auf die Bildung der Erdrinde übten. Die Korallen,
ſowie die Schalen der Stachelhäuter ſind in beſonders bedeutender
Anzahl von den älteſten Schichten der Erde bis auf die neueſte Zeit
vorhanden und zwar in ſo großer Zahl und ſo mannichfach wechſeln-
den Formen, daß die Unterſuchung derſelben auch für die Erkenntniß
der jetzt lebenden Formen von der größten Wichtigkeit iſt.

Nur bei den höchſten Formen der Strahlthiere glaubt man ein
geſondertes Nervenſyſtem und eigenthümliche Sinnesorgane
gefunden zu haben, die indeß nur in ſehr unvollkommener Weiſe aus-
gebildet erſcheinen und an der ſtrahligen Gruppirung des ganzen
Körpers theilnehmen ſollen. Dieſe Organe, ſowie die einzelnen Theile
des Nervenſyſtems, welches einen Ring um den Schlund darſtellen
ſoll, wiederholen ſich eben ſo oft, als der Körper gleichſam durch die
ſtrahlige Anordnung in einzelne Segmente zerfällt, und beſtehen bei
den Quallen aus Bläschen, die kryſtalliniſche Maſſen einſchließen,

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[101/0107] Die Körperſubſtanz der Strahlthiere tritt bei den niederen Typen kaum aus dem Zuſtande der Sarkode, jener unbeſtimmten gelatinöſen, körnigen Subſtanz der Urthiere, hervor; — differenzirt ſich aber bei den höheren mehr in einzelne Gewebe, die faſt vollſtändig die Zellenſtruktur beſitzen. So ſehen wir denn auch faſt überall eine deutliche wohl- charakteriſirte äußere Haut, die von dem übrigen Körper unter- ſcheidbar iſt und bei den Stachelhäutern eine wahrhaft lederartige Conſiſtenz gewinnt, während ſie bei den übrigen Klaſſen dieſes Kreiſes zwar weicher bleibt, allein häufig theils Flimmerorgane, theils wechſelnde Bläschen und andere Vertheidigungswaffen in ihrem Innern entwickelt. Bei mehren Klaſſen, wie namentlich bei den Po- lypen und den Stachelhäutern, finden ſich außerdem ſtets mehr oder minder bedeutende Kalkablagerungen auf und in der Haut, welche bei den letzteren ſogar zu einem förmlichen aus einzelnen Stücken zuſam- mengeſetzten Skelette ſich verbinden und eine feſte Schale um das Thier bilden. Als eine Abſonderung der äußern Haut, die aber von dem Kör- per mehr getrennt iſt, kommt beſonders bei den Polypen und Quallen- polypen ein lederartiges, horniges oder kalkiges Gehäuſe vor, in welche ſich dieſe Thiere ganz oder theilweiſe zurückziehen können. Dieſe Gehäuſe oder Polypenſtöcke (Polyparium), welche meiſtens trotz der Kleinheit der Thiere eine bedeutende Größe errei- chen, da Millionen Individuen auf demſelben Stock organiſch mit einander verbunden hauſen, bilden die bekannten Korallen, welche ſo- wohl in jetzigen als in früheren geologiſchen Epochen einen weſent- lichen Einfluß auf die Bildung der Erdrinde übten. Die Korallen, ſowie die Schalen der Stachelhäuter ſind in beſonders bedeutender Anzahl von den älteſten Schichten der Erde bis auf die neueſte Zeit vorhanden und zwar in ſo großer Zahl und ſo mannichfach wechſeln- den Formen, daß die Unterſuchung derſelben auch für die Erkenntniß der jetzt lebenden Formen von der größten Wichtigkeit iſt. Nur bei den höchſten Formen der Strahlthiere glaubt man ein geſondertes Nervenſyſtem und eigenthümliche Sinnesorgane gefunden zu haben, die indeß nur in ſehr unvollkommener Weiſe aus- gebildet erſcheinen und an der ſtrahligen Gruppirung des ganzen Körpers theilnehmen ſollen. Dieſe Organe, ſowie die einzelnen Theile des Nervenſyſtems, welches einen Ring um den Schlund darſtellen ſoll, wiederholen ſich eben ſo oft, als der Körper gleichſam durch die ſtrahlige Anordnung in einzelne Segmente zerfällt, und beſtehen bei den Quallen aus Bläschen, die kryſtalliniſche Maſſen einſchließen,

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/107>, abgerufen am 23.11.2024.