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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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[Abbildung] Fig. 68. 69. 70. 71. 72.

Fig. 68--72. Vaginicola.
Fig. 68--71. Verschiedene Acineten-Formen, die das Thier bei der Fortpflanzung
annimmt. Fig. 72, Ein ausgebildetes und entwickeltes Thier, in dessen Büchsenpanzer.
sich auf dem Grunde eine Knospe gebildet hat, die schon einen hinteren Wimperkranz
besitzt und sich baldigst loslöst. Die Bedeutung der Buchstaben ist für alle Figuren
dieselbe, a. Der Mund. b. Der Kern. d. Der Schlund. e. Die contractile Blase.
f. Der Stiel. g. Der Panzer. h. Die Fäden der Acinetenformen.

Thiere ballt sich allmählig zusammen und umgiebt sich mit einer
rundlichen Kapsel, die bei den Glockenthierchen durch eine Art Aus-
schwitzung, bei den bepanzerten Arten durch Umbildung des Panzers
selbst hervorgebracht wird. So entstehen rundliche Körper, die bald
stiellos, bald gestielt sind und im Innern einer glasartig durchsichti-
gen Hülle den zusammengekugelten Leib des Thieres enthalten,
an welchem alle übrigen Organe, mit Ausnahme des Kernes und einer
runden contractilen Blasenstelle, gänzlich verschwinden. Von diesen Kör-
pern strahlen radienartig Fortsätze aus, welche sich ähnlich verhalten,
wie die Fortsätze, mittelst deren sich die Rhizopoden bewegen, in Knöpf-
chen endigen und in langsamen Schwingungen hin und her bewegt werden.
In dieser Form, welche wir die Acineten-Form nennen, hat man die ein-
gekapselten Glockenthierchen schon lange gekannt, und sie unter mehreren
Gattungsnamen, als Sonnenthierchen (Actinophrys), Strahlenfuß (Podo-
phrya)
, Strahlenbäumchen (Acineta), beschrieben, ja sogar als selbstständige
Familie hingestellt. An den aus den Vaginicolen hervorgehenden Acineten
hat man nun ferner beobachtet, daß der Kern allmählig schärfer her-
vortritt, während die Fäden zu schwinden anfangen. Der Kern ent-
hält endlich einen Wimperüberzug, bewegt sich selbstständig und wird
zuletzt aus dem Körper hervorgetrieben, um als freies Infusorium unter
der Gestalt eines Urnenthierchens (Trichodina) davon zu schwimmen. Wenn
auch diese Beobachtungen noch der Bestätigung bedürfen, so geht doch we-
nigstens soviel aus denselben hervor, daß viele Infusorienformen,
die man bis jetzt für selbstständig ansah, nur Uebergänge darstellen, die
bei genauerer Verfolgung ihrer Entwickelung mit andern der äußeren
Gestalt nach höchst verschiedenen Formen zusammenfallen. Die Acineten

Vogt, Zoologische Briefe. I. 7


[Abbildung] Fig. 68. 69. 70. 71. 72.

Fig. 68—72. Vaginicola.
Fig. 68—71. Verſchiedene Acineten-Formen, die das Thier bei der Fortpflanzung
annimmt. Fig. 72, Ein ausgebildetes und entwickeltes Thier, in deſſen Büchſenpanzer.
ſich auf dem Grunde eine Knospe gebildet hat, die ſchon einen hinteren Wimperkranz
beſitzt und ſich baldigſt loslöſt. Die Bedeutung der Buchſtaben iſt für alle Figuren
dieſelbe, a. Der Mund. b. Der Kern. d. Der Schlund. e. Die contractile Blaſe.
f. Der Stiel. g. Der Panzer. h. Die Fäden der Acinetenformen.

Thiere ballt ſich allmählig zuſammen und umgiebt ſich mit einer
rundlichen Kapſel, die bei den Glockenthierchen durch eine Art Aus-
ſchwitzung, bei den bepanzerten Arten durch Umbildung des Panzers
ſelbſt hervorgebracht wird. So entſtehen rundliche Körper, die bald
ſtiellos, bald geſtielt ſind und im Innern einer glasartig durchſichti-
gen Hülle den zuſammengekugelten Leib des Thieres enthalten,
an welchem alle übrigen Organe, mit Ausnahme des Kernes und einer
runden contractilen Blaſenſtelle, gänzlich verſchwinden. Von dieſen Kör-
pern ſtrahlen radienartig Fortſätze aus, welche ſich ähnlich verhalten,
wie die Fortſätze, mittelſt deren ſich die Rhizopoden bewegen, in Knöpf-
chen endigen und in langſamen Schwingungen hin und her bewegt werden.
In dieſer Form, welche wir die Acineten-Form nennen, hat man die ein-
gekapſelten Glockenthierchen ſchon lange gekannt, und ſie unter mehreren
Gattungsnamen, als Sonnenthierchen (Actinophrys), Strahlenfuß (Podo-
phrya)
, Strahlenbäumchen (Acineta), beſchrieben, ja ſogar als ſelbſtſtändige
Familie hingeſtellt. An den aus den Vaginicolen hervorgehenden Acineten
hat man nun ferner beobachtet, daß der Kern allmählig ſchärfer her-
vortritt, während die Fäden zu ſchwinden anfangen. Der Kern ent-
hält endlich einen Wimperüberzug, bewegt ſich ſelbſtſtändig und wird
zuletzt aus dem Körper hervorgetrieben, um als freies Infuſorium unter
der Geſtalt eines Urnenthierchens (Trichodina) davon zu ſchwimmen. Wenn
auch dieſe Beobachtungen noch der Beſtätigung bedürfen, ſo geht doch we-
nigſtens ſoviel aus denſelben hervor, daß viele Infuſorienformen,
die man bis jetzt für ſelbſtſtändig anſah, nur Uebergänge darſtellen, die
bei genauerer Verfolgung ihrer Entwickelung mit andern der äußeren
Geſtalt nach höchſt verſchiedenen Formen zuſammenfallen. Die Acineten

Vogt, Zoologiſche Briefe. I. 7
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[97/0103] [Abbildung Fig. 68. 69. 70. 71. 72. Fig. 68—72. Vaginicola. Fig. 68—71. Verſchiedene Acineten-Formen, die das Thier bei der Fortpflanzung annimmt. Fig. 72, Ein ausgebildetes und entwickeltes Thier, in deſſen Büchſenpanzer. ſich auf dem Grunde eine Knospe gebildet hat, die ſchon einen hinteren Wimperkranz beſitzt und ſich baldigſt loslöſt. Die Bedeutung der Buchſtaben iſt für alle Figuren dieſelbe, a. Der Mund. b. Der Kern. d. Der Schlund. e. Die contractile Blaſe. f. Der Stiel. g. Der Panzer. h. Die Fäden der Acinetenformen.] Thiere ballt ſich allmählig zuſammen und umgiebt ſich mit einer rundlichen Kapſel, die bei den Glockenthierchen durch eine Art Aus- ſchwitzung, bei den bepanzerten Arten durch Umbildung des Panzers ſelbſt hervorgebracht wird. So entſtehen rundliche Körper, die bald ſtiellos, bald geſtielt ſind und im Innern einer glasartig durchſichti- gen Hülle den zuſammengekugelten Leib des Thieres enthalten, an welchem alle übrigen Organe, mit Ausnahme des Kernes und einer runden contractilen Blaſenſtelle, gänzlich verſchwinden. Von dieſen Kör- pern ſtrahlen radienartig Fortſätze aus, welche ſich ähnlich verhalten, wie die Fortſätze, mittelſt deren ſich die Rhizopoden bewegen, in Knöpf- chen endigen und in langſamen Schwingungen hin und her bewegt werden. In dieſer Form, welche wir die Acineten-Form nennen, hat man die ein- gekapſelten Glockenthierchen ſchon lange gekannt, und ſie unter mehreren Gattungsnamen, als Sonnenthierchen (Actinophrys), Strahlenfuß (Podo- phrya), Strahlenbäumchen (Acineta), beſchrieben, ja ſogar als ſelbſtſtändige Familie hingeſtellt. An den aus den Vaginicolen hervorgehenden Acineten hat man nun ferner beobachtet, daß der Kern allmählig ſchärfer her- vortritt, während die Fäden zu ſchwinden anfangen. Der Kern ent- hält endlich einen Wimperüberzug, bewegt ſich ſelbſtſtändig und wird zuletzt aus dem Körper hervorgetrieben, um als freies Infuſorium unter der Geſtalt eines Urnenthierchens (Trichodina) davon zu ſchwimmen. Wenn auch dieſe Beobachtungen noch der Beſtätigung bedürfen, ſo geht doch we- nigſtens ſoviel aus denſelben hervor, daß viele Infuſorienformen, die man bis jetzt für ſelbſtſtändig anſah, nur Uebergänge darſtellen, die bei genauerer Verfolgung ihrer Entwickelung mit andern der äußeren Geſtalt nach höchſt verſchiedenen Formen zuſammenfallen. Die Acineten Vogt, Zoologiſche Briefe. I. 7

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/103>, abgerufen am 24.11.2024.