heit an der Grenze unseres Auffassungsvermögens und sind bisher mit einer Menge von pflanzlichen Gebilden zusammen geworfen worden. Die thierischen Monaden sind alle farblos, haben einen contractilen, biegsamen Körper und erscheinen in zahllosen Mengen, besonders in Aufgüssen faulender Substanzen, während die mit ihnen verwechselten Pflanzenkörper meist grün sind und einen starren Körper zeigen.
Eine höchst merkwürdige Familie ist diejenige der Glockenthierchen (Vorticellida), die man wieder, je nach dem sie frei sind oder in einer Hülse stecken, in zwei Unterfamilien als eigentliche und als gepanzerte Glockenthierchen(Ophrydina) eintheilen kann. Alle diese Thierchen haben einen mehr oder minder glockenförmigen Körper, der meistens auf einem längern oder kürzern Stiele festsitzt. Nur die Trompetenthierchen(Stentor) und die Urnenthierchen(Tri- chodina) machen hievon eine Ausnahme, indem sie auf keinem eigent- lichen Stiele festsitzen, während die eigentlichen Glockenthierchen theils einsam, theils in Form verästelter Bäumchen auf Stielen stehen, die bald starr sind, bald auch durch einen im Innern angebrachten Mus- kel, dessen Faserstructur deutlich ist, schnellend zurückgezogen werden können. Der auszeichnende Charakter der Glockenthierchen besteht in einem an dem vordern Rande des Körpers angebrachten Flimmer- saume mit verhältnißmäßig langen Wimperhaaren, der nach Willkühr ausgestülpt und wieder eingezogen werden kann und wodurch sie einen Strudel im Wasser erregen, der kleinere Thierchen und schwimmende Körperchen in die am Rande des Flimmersaumes gelegene, meist spi- ralförmig gewundene Mundöffnung führt, die sich in einen kurzen Schlund öffnet. In derselben Vertiefung des Körpers, in welcher der Mund liegt, befindet sich auch der After. Bei den auf Stielen ste- henden Gattungen dieser Familie reißen sich sowohl die Knospen als auch die vollendeten Thiere öfters von ihrem Stiele los und schwim- men mittelst eines zweiten Wimperkranzes, der sich an ihrer hintern Körperhälfte entwickelt, davon; ein Gleiches thut eines der durch Theilung entstandenen Individuen bei den einsamen Gattungen, wäh- rend bei den baumartigen Glockenthierchen die lieblichen Formen dadurch entstehen, daß die getheilten Individuen mit mehr oder minder langen Stielchen auf dem gemeinsamen Stamme stehen bleiben und so verschieden gestaltete Bäumchen bilden, die oft mit bloßem Auge sichtbar sind, besonders dann, wenn sie parasitisch an größeren Wasserinsekten angeheftet sind. Nach den verschiedenen geselligen For- men und der Natur des Stieles hat man besonders die einzelnen Gattungen unterschieden. So haben die eigentlichen Glockenthier- chen(Vorticella) einen langen biegsamen Stiel, auf deren jedem nur ein
heit an der Grenze unſeres Auffaſſungsvermögens und ſind bisher mit einer Menge von pflanzlichen Gebilden zuſammen geworfen worden. Die thieriſchen Monaden ſind alle farblos, haben einen contractilen, biegſamen Körper und erſcheinen in zahlloſen Mengen, beſonders in Aufgüſſen faulender Subſtanzen, während die mit ihnen verwechſelten Pflanzenkörper meiſt grün ſind und einen ſtarren Körper zeigen.
Eine höchſt merkwürdige Familie iſt diejenige der Glockenthierchen (Vorticellida), die man wieder, je nach dem ſie frei ſind oder in einer Hülſe ſtecken, in zwei Unterfamilien als eigentliche und als gepanzerte Glockenthierchen(Ophrydina) eintheilen kann. Alle dieſe Thierchen haben einen mehr oder minder glockenförmigen Körper, der meiſtens auf einem längern oder kürzern Stiele feſtſitzt. Nur die Trompetenthierchen(Stentor) und die Urnenthierchen(Tri- chodina) machen hievon eine Ausnahme, indem ſie auf keinem eigent- lichen Stiele feſtſitzen, während die eigentlichen Glockenthierchen theils einſam, theils in Form veräſtelter Bäumchen auf Stielen ſtehen, die bald ſtarr ſind, bald auch durch einen im Innern angebrachten Mus- kel, deſſen Faſerſtructur deutlich iſt, ſchnellend zurückgezogen werden können. Der auszeichnende Charakter der Glockenthierchen beſteht in einem an dem vordern Rande des Körpers angebrachten Flimmer- ſaume mit verhältnißmäßig langen Wimperhaaren, der nach Willkühr ausgeſtülpt und wieder eingezogen werden kann und wodurch ſie einen Strudel im Waſſer erregen, der kleinere Thierchen und ſchwimmende Körperchen in die am Rande des Flimmerſaumes gelegene, meiſt ſpi- ralförmig gewundene Mundöffnung führt, die ſich in einen kurzen Schlund öffnet. In derſelben Vertiefung des Körpers, in welcher der Mund liegt, befindet ſich auch der After. Bei den auf Stielen ſte- henden Gattungen dieſer Familie reißen ſich ſowohl die Knospen als auch die vollendeten Thiere öfters von ihrem Stiele los und ſchwim- men mittelſt eines zweiten Wimperkranzes, der ſich an ihrer hintern Körperhälfte entwickelt, davon; ein Gleiches thut eines der durch Theilung entſtandenen Individuen bei den einſamen Gattungen, wäh- rend bei den baumartigen Glockenthierchen die lieblichen Formen dadurch entſtehen, daß die getheilten Individuen mit mehr oder minder langen Stielchen auf dem gemeinſamen Stamme ſtehen bleiben und ſo verſchieden geſtaltete Bäumchen bilden, die oft mit bloßem Auge ſichtbar ſind, beſonders dann, wenn ſie paraſitiſch an größeren Waſſerinſekten angeheftet ſind. Nach den verſchiedenen geſelligen For- men und der Natur des Stieles hat man beſonders die einzelnen Gattungen unterſchieden. So haben die eigentlichen Glockenthier- chen(Vorticella) einen langen biegſamen Stiel, auf deren jedem nur ein
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heit an der Grenze unſeres Auffaſſungsvermögens und ſind bisher mit
einer Menge von pflanzlichen Gebilden zuſammen geworfen worden.
Die thieriſchen Monaden ſind alle farblos, haben einen contractilen,
biegſamen Körper und erſcheinen in zahlloſen Mengen, beſonders in
Aufgüſſen faulender Subſtanzen, während die mit ihnen verwechſelten
Pflanzenkörper meiſt grün ſind und einen ſtarren Körper zeigen.
Eine höchſt merkwürdige Familie iſt diejenige der Glockenthierchen
(Vorticellida), die man wieder, je nach dem ſie frei ſind oder in
einer Hülſe ſtecken, in zwei Unterfamilien als eigentliche und als
gepanzerte Glockenthierchen (Ophrydina) eintheilen kann. Alle dieſe
Thierchen haben einen mehr oder minder glockenförmigen Körper, der
meiſtens auf einem längern oder kürzern Stiele feſtſitzt. Nur die
Trompetenthierchen (Stentor) und die Urnenthierchen (Tri-
chodina) machen hievon eine Ausnahme, indem ſie auf keinem eigent-
lichen Stiele feſtſitzen, während die eigentlichen Glockenthierchen theils
einſam, theils in Form veräſtelter Bäumchen auf Stielen ſtehen, die
bald ſtarr ſind, bald auch durch einen im Innern angebrachten Mus-
kel, deſſen Faſerſtructur deutlich iſt, ſchnellend zurückgezogen werden
können. Der auszeichnende Charakter der Glockenthierchen beſteht in
einem an dem vordern Rande des Körpers angebrachten Flimmer-
ſaume mit verhältnißmäßig langen Wimperhaaren, der nach Willkühr
ausgeſtülpt und wieder eingezogen werden kann und wodurch ſie einen
Strudel im Waſſer erregen, der kleinere Thierchen und ſchwimmende
Körperchen in die am Rande des Flimmerſaumes gelegene, meiſt ſpi-
ralförmig gewundene Mundöffnung führt, die ſich in einen kurzen
Schlund öffnet. In derſelben Vertiefung des Körpers, in welcher der
Mund liegt, befindet ſich auch der After. Bei den auf Stielen ſte-
henden Gattungen dieſer Familie reißen ſich ſowohl die Knospen als
auch die vollendeten Thiere öfters von ihrem Stiele los und ſchwim-
men mittelſt eines zweiten Wimperkranzes, der ſich an ihrer hintern
Körperhälfte entwickelt, davon; ein Gleiches thut eines der durch
Theilung entſtandenen Individuen bei den einſamen Gattungen, wäh-
rend bei den baumartigen Glockenthierchen die lieblichen Formen
dadurch entſtehen, daß die getheilten Individuen mit mehr oder
minder langen Stielchen auf dem gemeinſamen Stamme ſtehen bleiben
und ſo verſchieden geſtaltete Bäumchen bilden, die oft mit bloßem
Auge ſichtbar ſind, beſonders dann, wenn ſie paraſitiſch an größeren
Waſſerinſekten angeheftet ſind. Nach den verſchiedenen geſelligen For-
men und der Natur des Stieles hat man beſonders die einzelnen
Gattungen unterſchieden. So haben die eigentlichen Glockenthier-
chen (Vorticella) einen langen biegſamen Stiel, auf deren jedem nur ein
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/101>, abgerufen am 24.11.2024.
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