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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.

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Es fehlte noch eine höhere Beziehung, eine ideale Be¬
leuchtung. Es sollte dargestellt werden, wie die Teufel
lügen, als wären die Künste, womit sie die Menschen
foltern, schöne Künste, als wäre ihre Hölle ein Paradies,
ein Himmel, ihre Folter- und Schmachwelt eine Welt
der Romantik. "Schön ist häßlich, häßlich schön."
So beschloß er denn, seinem Aufzählungssystem eine
ästhetische Weihe zu geben, ein Afterbild von Weihe
freilich, eine Taufe des Satans, eine Glorie von farbig
schillernden Lichtern aus dem Schwefelpfuhle des Ab¬
grunds. Dieß sollte vollzogen werden durch Zusammen¬
stellung der aufgezählten Uebel mit den schönen Künsten
und deren Zweigen. Dabei schien er es mit der
Architektur und Skulptur ohne Erfolg versucht zu haben,
dagegen mit der Malerei, Musik und Poesie gieng es
ihm sichtbar besser -- vorerst nämlich -- d. h. im
Konzept, auf den Beiblättern. Hier hat er sich zunächst
seine Rubriken aufgestellt: Malerei mit ihren Zweigen:
Landschaft, Sittenbild, Historie, dazu Untereintheilungen:
Freske, Staffeleibild und Anderes. Musik: Instrumental-
und Vokalmusik; in Untereintheilungen steht: Dur,
Moll; verschiedene Taktarten, tempi, Ouvertüre, Sym¬
phonie; Lied, Arie; Duett, Terzett, Quartett und so
manches Weitere. Bei Poesie fehlte natürlich nicht die
Hauptunterscheidung: Lyrik, Epos, Drama; bei Lyrik:
Hymne, Dithyrambus, Ode, Elegie, Lied, Ballade.
Bei Epos fand sich die beliebte Eintheilung: ernstes

Es fehlte noch eine höhere Beziehung, eine ideale Be¬
leuchtung. Es ſollte dargeſtellt werden, wie die Teufel
lügen, als wären die Künſte, womit ſie die Menſchen
foltern, ſchöne Künſte, als wäre ihre Hölle ein Paradies,
ein Himmel, ihre Folter- und Schmachwelt eine Welt
der Romantik. „Schön iſt häßlich, häßlich ſchön.“
So beſchloß er denn, ſeinem Aufzählungsſyſtem eine
äſthetiſche Weihe zu geben, ein Afterbild von Weihe
freilich, eine Taufe des Satans, eine Glorie von farbig
ſchillernden Lichtern aus dem Schwefelpfuhle des Ab¬
grunds. Dieß ſollte vollzogen werden durch Zuſammen¬
ſtellung der aufgezählten Uebel mit den ſchönen Künſten
und deren Zweigen. Dabei ſchien er es mit der
Architektur und Skulptur ohne Erfolg verſucht zu haben,
dagegen mit der Malerei, Muſik und Poeſie gieng es
ihm ſichtbar beſſer — vorerſt nämlich — d. h. im
Konzept, auf den Beiblättern. Hier hat er ſich zunächſt
ſeine Rubriken aufgeſtellt: Malerei mit ihren Zweigen:
Landſchaft, Sittenbild, Hiſtorie, dazu Untereintheilungen:
Freske, Staffeleibild und Anderes. Muſik: Inſtrumental-
und Vokalmuſik; in Untereintheilungen ſteht: Dur,
Moll; verſchiedene Taktarten, tempi, Ouvertüre, Sym¬
phonie; Lied, Arie; Duett, Terzett, Quartett und ſo
manches Weitere. Bei Poeſie fehlte natürlich nicht die
Hauptunterſcheidung: Lyrik, Epos, Drama; bei Lyrik:
Hymne, Dithyrambus, Ode, Elegie, Lied, Ballade.
Bei Epos fand ſich die beliebte Eintheilung: ernſtes

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[70/0083] Es fehlte noch eine höhere Beziehung, eine ideale Be¬ leuchtung. Es ſollte dargeſtellt werden, wie die Teufel lügen, als wären die Künſte, womit ſie die Menſchen foltern, ſchöne Künſte, als wäre ihre Hölle ein Paradies, ein Himmel, ihre Folter- und Schmachwelt eine Welt der Romantik. „Schön iſt häßlich, häßlich ſchön.“ So beſchloß er denn, ſeinem Aufzählungsſyſtem eine äſthetiſche Weihe zu geben, ein Afterbild von Weihe freilich, eine Taufe des Satans, eine Glorie von farbig ſchillernden Lichtern aus dem Schwefelpfuhle des Ab¬ grunds. Dieß ſollte vollzogen werden durch Zuſammen¬ ſtellung der aufgezählten Uebel mit den ſchönen Künſten und deren Zweigen. Dabei ſchien er es mit der Architektur und Skulptur ohne Erfolg verſucht zu haben, dagegen mit der Malerei, Muſik und Poeſie gieng es ihm ſichtbar beſſer — vorerſt nämlich — d. h. im Konzept, auf den Beiblättern. Hier hat er ſich zunächſt ſeine Rubriken aufgeſtellt: Malerei mit ihren Zweigen: Landſchaft, Sittenbild, Hiſtorie, dazu Untereintheilungen: Freske, Staffeleibild und Anderes. Muſik: Inſtrumental- und Vokalmuſik; in Untereintheilungen ſteht: Dur, Moll; verſchiedene Taktarten, tempi, Ouvertüre, Sym¬ phonie; Lied, Arie; Duett, Terzett, Quartett und ſo manches Weitere. Bei Poeſie fehlte natürlich nicht die Hauptunterſcheidung: Lyrik, Epos, Drama; bei Lyrik: Hymne, Dithyrambus, Ode, Elegie, Lied, Ballade. Bei Epos fand ſich die beliebte Eintheilung: ernſtes

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/83>, abgerufen am 27.11.2024.