nennen. Man begreift, daß A. E. seinem Plane gemäß eigentlich hätte schreiben müssen: Harmonisches Bild des unharmonischen Weltalls; man begreift aber eben¬ sosehr, daß ein Geschmack wie der seine den ironischen Ausdruck vorziehen, man ahnt auch zum Voraus, wie es ihm bei seinem Versuche systematischer Ordnung ergehen mußte.
Kaum ist die Vorbemerkung nöthig, der Leser möge sich erinnern, wie A. E. gewohnt war, vermöge einer poetischen Verwechslung von Objekt und Subjekt die Stellen und Gegenstände, worin nach seiner Mythologie die bösen Geister sich einzunisten lieben, so zu tituliren, als wären sie selbst die bösen Geister oder verwandelten sich in solche. Fangen wir nun an, die Ober- und Untereintheilungen des Materials, mit welchem unser Philosoph schaltet, aufmarschieren zu lassen, so wird der Leser sogleich in eine Art von logischer Beunruhigung sich gestürzt fühlen. "Hauptarten der Teufel" ist die erste Obereintheilung und diese zer¬ fällt in: innere und äußere Teufel. Unter "innere Teufel" versteht er die Stellen und Angriffspunkte, die der Mensch durch seinen Körper (natürlich ebenso¬ sehr als geistig höchst leidensfähiges Wesen) dem störenden Zufall darbietet; unter "äußere Teufel" die Leiden verursachenden Gegenstände in unserer Umgebung. Schon dieß ist verwirrend. Die Eintheilung scheint nur Störungen im Auge zu haben, die von außen
nennen. Man begreift, daß A. E. ſeinem Plane gemäß eigentlich hätte ſchreiben müſſen: Harmoniſches Bild des unharmoniſchen Weltalls; man begreift aber eben¬ ſoſehr, daß ein Geſchmack wie der ſeine den ironiſchen Ausdruck vorziehen, man ahnt auch zum Voraus, wie es ihm bei ſeinem Verſuche ſyſtematiſcher Ordnung ergehen mußte.
Kaum iſt die Vorbemerkung nöthig, der Leſer möge ſich erinnern, wie A. E. gewohnt war, vermöge einer poetiſchen Verwechslung von Objekt und Subjekt die Stellen und Gegenſtände, worin nach ſeiner Mythologie die böſen Geiſter ſich einzuniſten lieben, ſo zu tituliren, als wären ſie ſelbſt die böſen Geiſter oder verwandelten ſich in ſolche. Fangen wir nun an, die Ober- und Untereintheilungen des Materials, mit welchem unſer Philoſoph ſchaltet, aufmarſchieren zu laſſen, ſo wird der Leſer ſogleich in eine Art von logiſcher Beunruhigung ſich geſtürzt fühlen. „Hauptarten der Teufel“ iſt die erſte Obereintheilung und dieſe zer¬ fällt in: innere und äußere Teufel. Unter „innere Teufel“ verſteht er die Stellen und Angriffspunkte, die der Menſch durch ſeinen Körper (natürlich ebenſo¬ ſehr als geiſtig höchſt leidensfähiges Weſen) dem ſtörenden Zufall darbietet; unter „äußere Teufel“ die Leiden verurſachenden Gegenſtände in unſerer Umgebung. Schon dieß iſt verwirrend. Die Eintheilung ſcheint nur Störungen im Auge zu haben, die von außen
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[62/0075]
nennen. Man begreift, daß A. E. ſeinem Plane gemäß
eigentlich hätte ſchreiben müſſen: Harmoniſches Bild
des unharmoniſchen Weltalls; man begreift aber eben¬
ſoſehr, daß ein Geſchmack wie der ſeine den ironiſchen
Ausdruck vorziehen, man ahnt auch zum Voraus, wie
es ihm bei ſeinem Verſuche ſyſtematiſcher Ordnung
ergehen mußte.
Kaum iſt die Vorbemerkung nöthig, der Leſer möge
ſich erinnern, wie A. E. gewohnt war, vermöge einer
poetiſchen Verwechslung von Objekt und Subjekt die
Stellen und Gegenſtände, worin nach ſeiner Mythologie
die böſen Geiſter ſich einzuniſten lieben, ſo zu tituliren,
als wären ſie ſelbſt die böſen Geiſter oder verwandelten
ſich in ſolche. Fangen wir nun an, die Ober-
und Untereintheilungen des Materials, mit welchem
unſer Philoſoph ſchaltet, aufmarſchieren zu laſſen, ſo
wird der Leſer ſogleich in eine Art von logiſcher
Beunruhigung ſich geſtürzt fühlen. „Hauptarten der
Teufel“ iſt die erſte Obereintheilung und dieſe zer¬
fällt in: innere und äußere Teufel. Unter „innere
Teufel“ verſteht er die Stellen und Angriffspunkte,
die der Menſch durch ſeinen Körper (natürlich ebenſo¬
ſehr als geiſtig höchſt leidensfähiges Weſen) dem ſtörenden
Zufall darbietet; unter „äußere Teufel“ die Leiden
verurſachenden Gegenſtände in unſerer Umgebung.
Schon dieß iſt verwirrend. Die Eintheilung ſcheint
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/75>, abgerufen am 26.11.2024.
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