Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.dichte in der Sammlung von 1843, mit dem Bildnisse "Armer Werther Griechenlands! Dein Lieben war Ich wurde begierig, zu wissen, ob er nicht auch "O du, dem unter Narrheit, unter Witzen Der Sehnsucht Zähren an der Wimper blitzen, In Scherz und Schmerzen schwärmender Bacchant! Der Kunstform unbarmherziger Vernichter! Du Feuerwerker, der romanische Lichter Aufwirft und Wasser, Kies und Koth und Sand! O du, dem hart am überschwellten Busen
Ein Spötter wohnt, ein Plagegeist der Musen, Der Todfeind des Erhab'nen. der Verstand! dichte in der Sammlung von 1843, mit dem Bildniſſe „Armer Werther Griechenlands! Dein Lieben war Ich wurde begierig, zu wiſſen, ob er nicht auch „O du, dem unter Narrheit, unter Witzen Der Sehnſucht Zähren an der Wimper blitzen, In Scherz und Schmerzen ſchwärmender Bacchant! Der Kunſtform unbarmherziger Vernichter! Du Feuerwerker, der romaniſche Lichter Aufwirft und Waſſer, Kies und Koth und Sand! O du, dem hart am überſchwellten Buſen
Ein Spötter wohnt, ein Plagegeiſt der Muſen, Der Todfeind des Erhab’nen. der Verſtand! <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0069" n="56"/> dichte in der Sammlung von 1843, mit dem Bildniſſe<lb/> nach der Zeichnung von Luiſe Keller, das ich erwähnt<lb/> habe, als ich von der Gotthardreiſe erzählte. Ich<lb/> griff nach dieſem Bändchen und als ich es aufſchlug,<lb/> entglitt ein Blatt, das neben dem Stiche lag, ich nahm<lb/> es auf und fand mit Bleiſtift querüber darauf geſchrieben:</p><lb/> <p>„Armer Werther Griechenlands! Dein Lieben war<lb/> ja wohl hoffnungslos, denn einem Albert, der ſeine<lb/> Braut ſtrenge verſchließt, dem unerbittlichen Chronos<lb/> war deine Lotte verlobt. — Du führteſt zu wenig<lb/> Eiſen, du Guter, du Schöner, du mein edlerer Bruder<lb/> mit dem Heiligenſchein des ganzen Wahnſinns um's<lb/> Haupt!“</p><lb/> <p>Ich wurde begierig, zu wiſſen, ob er nicht auch<lb/> in J. Paul's Werke etwas eingeſchrieben habe, die da¬<lb/> neben ſtanden. Und richtig fand ich auf dem weißen<lb/> Blatt vor dem Titel des erſten Bandes folgende Verſe,<lb/> die ich mir ſogleich abſchrieb:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„O du, dem unter Narrheit, unter Witzen</l><lb/> <l>Der Sehnſucht Zähren an der Wimper blitzen,</l><lb/> <l>In Scherz und Schmerzen ſchwärmender Bacchant!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Der Kunſtform unbarmherziger Vernichter!</l><lb/> <l>Du Feuerwerker, der romaniſche Lichter</l><lb/> <l>Aufwirft und Waſſer, Kies und Koth und Sand!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>O du, dem hart am überſchwellten Buſen</l><lb/> <l>Ein Spötter wohnt, ein Plagegeiſt der Muſen,</l><lb/> <l>Der Todfeind des Erhab’nen. der Verſtand!</l><lb/> </lg> </lg> </body> </text> </TEI> [56/0069]
dichte in der Sammlung von 1843, mit dem Bildniſſe
nach der Zeichnung von Luiſe Keller, das ich erwähnt
habe, als ich von der Gotthardreiſe erzählte. Ich
griff nach dieſem Bändchen und als ich es aufſchlug,
entglitt ein Blatt, das neben dem Stiche lag, ich nahm
es auf und fand mit Bleiſtift querüber darauf geſchrieben:
„Armer Werther Griechenlands! Dein Lieben war
ja wohl hoffnungslos, denn einem Albert, der ſeine
Braut ſtrenge verſchließt, dem unerbittlichen Chronos
war deine Lotte verlobt. — Du führteſt zu wenig
Eiſen, du Guter, du Schöner, du mein edlerer Bruder
mit dem Heiligenſchein des ganzen Wahnſinns um's
Haupt!“
Ich wurde begierig, zu wiſſen, ob er nicht auch
in J. Paul's Werke etwas eingeſchrieben habe, die da¬
neben ſtanden. Und richtig fand ich auf dem weißen
Blatt vor dem Titel des erſten Bandes folgende Verſe,
die ich mir ſogleich abſchrieb:
„O du, dem unter Narrheit, unter Witzen
Der Sehnſucht Zähren an der Wimper blitzen,
In Scherz und Schmerzen ſchwärmender Bacchant!
Der Kunſtform unbarmherziger Vernichter!
Du Feuerwerker, der romaniſche Lichter
Aufwirft und Waſſer, Kies und Koth und Sand!
O du, dem hart am überſchwellten Buſen
Ein Spötter wohnt, ein Plagegeiſt der Muſen,
Der Todfeind des Erhab’nen. der Verſtand!
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