Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.Sei, Bild, mein Schild, so lang der heiße Tag Mich noch umtost mit wildem Stoß und Schlag! O senke, steigt der dunkle Zorn mir wieder, Auf mich herab die träumerischen Lider, Die Blicke, die, dem reinen Kinde gleich, Nicht wissen, wie so gut sie sind, so weich! Ganz Geist, kannst du nun allerorten leben Und auch zu mir, dem Umgetrieb'nen, schweben. Vielleicht ist doch in nicht zu ferner Zeit Ein bleibend Haus zur Rast für mich bereit, Dann schwinge sanft um meinen Todtenhügel Am stillen Abend deine Geisterflügel. Hier endigt das Tagebuch. Weitere Aufzeichnungen [Abbildung]
Sei, Bild, mein Schild, ſo lang der heiße Tag Mich noch umtost mit wildem Stoß und Schlag! O ſenke, ſteigt der dunkle Zorn mir wieder, Auf mich herab die träumeriſchen Lider, Die Blicke, die, dem reinen Kinde gleich, Nicht wiſſen, wie ſo gut ſie ſind, ſo weich! Ganz Geiſt, kannſt du nun allerorten leben Und auch zu mir, dem Umgetrieb'nen, ſchweben. Vielleicht iſt doch in nicht zu ferner Zeit Ein bleibend Haus zur Raſt für mich bereit, Dann ſchwinge ſanft um meinen Todtenhügel Am ſtillen Abend deine Geiſterflügel. Hier endigt das Tagebuch. Weitere Aufzeichnungen [Abbildung]
<TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0437" n="424"/> <lg n="2"> <l>Sei, Bild, mein Schild, ſo lang der heiße Tag</l><lb/> <l>Mich noch umtost mit wildem Stoß und Schlag!</l><lb/> <l>O ſenke, ſteigt der dunkle Zorn mir wieder,</l><lb/> <l>Auf mich herab die träumeriſchen Lider,</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Die Blicke, die, dem reinen Kinde gleich,</l><lb/> <l>Nicht wiſſen, wie ſo gut ſie ſind, ſo weich!</l><lb/> <l>Ganz Geiſt, kannſt du nun allerorten leben</l><lb/> <l>Und auch zu mir, dem Umgetrieb'nen, ſchweben.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Vielleicht iſt doch in nicht zu ferner Zeit</l><lb/> <l>Ein bleibend Haus zur Raſt für mich bereit,</l><lb/> <l>Dann ſchwinge ſanft um meinen Todtenhügel</l><lb/> <l>Am ſtillen Abend deine Geiſterflügel.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Hier endigt das Tagebuch. Weitere Aufzeichnungen<lb/> haben ſich nicht gefunden; nur die Tage der Schlachten<lb/> jenes Sommers ſind noch eingetragen, zuletzt der<lb/> Entſcheidungstag von Sedan.</p><lb/> <figure/> </div> </body> <back> </back> </text> </TEI> [424/0437]
Sei, Bild, mein Schild, ſo lang der heiße Tag
Mich noch umtost mit wildem Stoß und Schlag!
O ſenke, ſteigt der dunkle Zorn mir wieder,
Auf mich herab die träumeriſchen Lider,
Die Blicke, die, dem reinen Kinde gleich,
Nicht wiſſen, wie ſo gut ſie ſind, ſo weich!
Ganz Geiſt, kannſt du nun allerorten leben
Und auch zu mir, dem Umgetrieb'nen, ſchweben.
Vielleicht iſt doch in nicht zu ferner Zeit
Ein bleibend Haus zur Raſt für mich bereit,
Dann ſchwinge ſanft um meinen Todtenhügel
Am ſtillen Abend deine Geiſterflügel.
Hier endigt das Tagebuch. Weitere Aufzeichnungen
haben ſich nicht gefunden; nur die Tage der Schlachten
jenes Sommers ſind noch eingetragen, zuletzt der
Entſcheidungstag von Sedan.
[Abbildung]
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |