Sizilien nachholen -- Nachholen? Sonst nichts? -- Gesteh' dir, Mensch, -- eine Unruhe, als ob dein noch etwas wartete -- Willst suchen? -- Nein! -- Doch?
Ich muß, ehe es fortgeht, mein Jugendthal noch einmal sehen. Wird zum letzten Mal sein. Träumt mir neuerdings mehr als sonst davon.
Geschrieben in der Felshöhle am Klosterberg in St....l.
Da bist du ja im Morgenstrahl, Mein nie vergess'nes Jugendthal! Der Berge Kranz, die wunderblaue Quelle, Städtchen und Kloster, Alles ist zur Stelle.
Noch immer steigt gezackt und wild Empor seltsames Felsgebild, Burgtrümmer schauen über Höhlenschlünde Auf stillen Fluß und zarte Wiesengründe.
So oft hab' ich geträumt von dir: Fast, liebes Thal, erschienst du mir Als Traum, als Märchen, alte, alte Sage Vom Morgenland, vom jungen Erdentage.
Hier kennt mich keine Seele mehr, Fremd seh'n die Leute nach mir her, Doch bring' ich mit, was Einsamkeit versüßet: Ein Völkchen, das mich kennt und das mich grüßet.
Sizilien nachholen — Nachholen? Sonſt nichts? — Geſteh' dir, Menſch, — eine Unruhe, als ob dein noch etwas wartete — Willſt ſuchen? — Nein! — Doch?
Ich muß, ehe es fortgeht, mein Jugendthal noch einmal ſehen. Wird zum letzten Mal ſein. Träumt mir neuerdings mehr als ſonſt davon.
Geſchrieben in der Felshöhle am Kloſterberg in St....l.
Da biſt du ja im Morgenſtrahl, Mein nie vergeſſ'nes Jugendthal! Der Berge Kranz, die wunderblaue Quelle, Städtchen und Kloſter, Alles iſt zur Stelle.
Noch immer ſteigt gezackt und wild Empor ſeltſames Felsgebild, Burgtrümmer ſchauen über Höhlenſchlünde Auf ſtillen Fluß und zarte Wieſengründe.
So oft hab' ich geträumt von dir: Faſt, liebes Thal, erſchienſt du mir Als Traum, als Märchen, alte, alte Sage Vom Morgenland, vom jungen Erdentage.
Hier kennt mich keine Seele mehr, Fremd ſeh'n die Leute nach mir her, Doch bring' ich mit, was Einſamkeit verſüßet: Ein Völkchen, das mich kennt und das mich grüßet.
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Sizilien nachholen — Nachholen? Sonſt nichts? —
Geſteh' dir, Menſch, — eine Unruhe, als ob dein noch
etwas wartete — Willſt ſuchen? — Nein! — Doch?
Ich muß, ehe es fortgeht, mein Jugendthal noch
einmal ſehen. Wird zum letzten Mal ſein. Träumt
mir neuerdings mehr als ſonſt davon.
Geſchrieben in der Felshöhle
am Kloſterberg in St....l.
Da biſt du ja im Morgenſtrahl,
Mein nie vergeſſ'nes Jugendthal!
Der Berge Kranz, die wunderblaue Quelle,
Städtchen und Kloſter, Alles iſt zur Stelle.
Noch immer ſteigt gezackt und wild
Empor ſeltſames Felsgebild,
Burgtrümmer ſchauen über Höhlenſchlünde
Auf ſtillen Fluß und zarte Wieſengründe.
So oft hab' ich geträumt von dir:
Faſt, liebes Thal, erſchienſt du mir
Als Traum, als Märchen, alte, alte Sage
Vom Morgenland, vom jungen Erdentage.
Hier kennt mich keine Seele mehr,
Fremd ſeh'n die Leute nach mir her,
Doch bring' ich mit, was Einſamkeit verſüßet:
Ein Völkchen, das mich kennt und das mich grüßet.
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/394>, abgerufen am 16.02.2025.
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