weg Sie kennen lernte. Nach seiner Rückkehr gieng es im Anfang ordentlich, er lebte gesammelt in seinen Reiseerinnerungen, manchmal freilich befiel ihn eine plötzliche Unruhe und es schoß der Gedanke in ihm auf, er wolle wieder fort, wieder nach Italien. Er schob es auf das nordische Wetter, es wollte mir scheinen, es müsse noch etwas Anderes dahinter stecken. Es kostete mich Mühe, es ihm auszureden. Ab und zu thaute er auf und sprach dann prächtig über einige Hauptstellen seiner Reise, über Land und Leute, über Formen und Farben der südlichen Natur, über Kunst¬ werke, die er sah, wie sie nicht Jeder sieht, nemlich mit den eigenen Augen. Dabei fehlte es nicht an komischen Beobachtungen und Erlebnissen, und so hat er mir denn auch den großen Opferakt, den er auf der Hinreise auf dem Gotthard mit Ihnen vollzogen, heiter und feierlich erzählt. Doch immer kehrten dunkle Stunden wieder; es mußte mir scheinen, der ver¬ schlossene Mann verschweige mir irgendwelche neue trübe Erfahrungen."
"Hat er Ihnen auch erzählt," fragte ich, "was jenem Auftritte vorangieng?"
"Nichts," war die Antwort. Sie fuhr fort: "Nun blieben auch neue Verkältungen nicht aus und warfen sich ihm wie immer auf die Schleimhäute und da war er dann, wie Sie sich denken können, -- schrecklich --"
weg Sie kennen lernte. Nach ſeiner Rückkehr gieng es im Anfang ordentlich, er lebte geſammelt in ſeinen Reiſeerinnerungen, manchmal freilich befiel ihn eine plötzliche Unruhe und es ſchoß der Gedanke in ihm auf, er wolle wieder fort, wieder nach Italien. Er ſchob es auf das nordiſche Wetter, es wollte mir ſcheinen, es müſſe noch etwas Anderes dahinter ſtecken. Es koſtete mich Mühe, es ihm auszureden. Ab und zu thaute er auf und ſprach dann prächtig über einige Hauptſtellen ſeiner Reiſe, über Land und Leute, über Formen und Farben der ſüdlichen Natur, über Kunſt¬ werke, die er ſah, wie ſie nicht Jeder ſieht, nemlich mit den eigenen Augen. Dabei fehlte es nicht an komiſchen Beobachtungen und Erlebniſſen, und ſo hat er mir denn auch den großen Opferakt, den er auf der Hinreiſe auf dem Gotthard mit Ihnen vollzogen, heiter und feierlich erzählt. Doch immer kehrten dunkle Stunden wieder; es mußte mir ſcheinen, der ver¬ ſchloſſene Mann verſchweige mir irgendwelche neue trübe Erfahrungen.“
„Hat er Ihnen auch erzählt,“ fragte ich, „was jenem Auftritte vorangieng?“
„Nichts,“ war die Antwort. Sie fuhr fort: „Nun blieben auch neue Verkältungen nicht aus und warfen ſich ihm wie immer auf die Schleimhäute und da war er dann, wie Sie ſich denken können, — ſchrecklich —“
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weg Sie kennen lernte. Nach ſeiner Rückkehr gieng
es im Anfang ordentlich, er lebte geſammelt in ſeinen
Reiſeerinnerungen, manchmal freilich befiel ihn eine
plötzliche Unruhe und es ſchoß der Gedanke in ihm
auf, er wolle wieder fort, wieder nach Italien. Er
ſchob es auf das nordiſche Wetter, es wollte mir
ſcheinen, es müſſe noch etwas Anderes dahinter ſtecken.
Es koſtete mich Mühe, es ihm auszureden. Ab und
zu thaute er auf und ſprach dann prächtig über einige
Hauptſtellen ſeiner Reiſe, über Land und Leute, über
Formen und Farben der ſüdlichen Natur, über Kunſt¬
werke, die er ſah, wie ſie nicht Jeder ſieht, nemlich
mit den eigenen Augen. Dabei fehlte es nicht an
komiſchen Beobachtungen und Erlebniſſen, und ſo hat
er mir denn auch den großen Opferakt, den er auf
der Hinreiſe auf dem Gotthard mit Ihnen vollzogen,
heiter und feierlich erzählt. Doch immer kehrten dunkle
Stunden wieder; es mußte mir ſcheinen, der ver¬
ſchloſſene Mann verſchweige mir irgendwelche neue
trübe Erfahrungen.“
„Hat er Ihnen auch erzählt,“ fragte ich, „was
jenem Auftritte vorangieng?“
„Nichts,“ war die Antwort. Sie fuhr fort:
„Nun blieben auch neue Verkältungen nicht aus und
warfen ſich ihm wie immer auf die Schleimhäute und
da war er dann, wie Sie ſich denken können, —
ſchrecklich —“
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/27>, abgerufen am 11.12.2024.
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