dualistisch; Busen und Geist sind die eine Seite, Phantasie ist die andere, und Form, große, echte Form ist die Einheit von beiden.
Soll auf einige Wochen nach Schwaben reisen, städtische Anstalten einsehen, Gefängnißwesen und Anderes. Auch gut, verluste mich nebenher, möchte auch bei der Gelegenheit die alte süddeutsche Maler¬ schule besser kennen lernen; Zeitblom muß etwas von Styl haben und Farbe dem Giovanni Bellini verwandt.
Einen heiligen Sebastian von ihm aufgetrieben um viel Geld, das Geld fast so gern ausgegeben wie für großen Opferakt an rebellischem endlichem Objekt. Wahr, wahr, auch da ist Styl: Feier, Gesammeltsein tief in sich vor Gott. Farbe warm verarbeitet, leuchtend. Aber etwas Geschmackloses, etwas Vertraktes muß hinein, anders thun sie's nicht, unsere alten deutschen Meister. Bei Zeitblom außer der eckigen Dürre überall die dumme, bornirte Schwellung über der Nasenwurzel, die Nase selbst immer roth angeflogen. Will er, muß er damit die gewisse Verknopfung im schwäbischen Wesen ausdrücken?
dualiſtiſch; Buſen und Geiſt ſind die eine Seite, Phantaſie iſt die andere, und Form, große, echte Form iſt die Einheit von beiden.
Soll auf einige Wochen nach Schwaben reiſen, ſtädtiſche Anſtalten einſehen, Gefängnißweſen und Anderes. Auch gut, verluſte mich nebenher, möchte auch bei der Gelegenheit die alte ſüddeutſche Maler¬ ſchule beſſer kennen lernen; Zeitblom muß etwas von Styl haben und Farbe dem Giovanni Bellini verwandt.
Einen heiligen Sebaſtian von ihm aufgetrieben um viel Geld, das Geld faſt ſo gern ausgegeben wie für großen Opferakt an rebelliſchem endlichem Objekt. Wahr, wahr, auch da iſt Styl: Feier, Geſammeltſein tief in ſich vor Gott. Farbe warm verarbeitet, leuchtend. Aber etwas Geſchmackloſes, etwas Vertraktes muß hinein, anders thun ſie's nicht, unſere alten deutſchen Meiſter. Bei Zeitblom außer der eckigen Dürre überall die dumme, bornirte Schwellung über der Naſenwurzel, die Naſe ſelbſt immer roth angeflogen. Will er, muß er damit die gewiſſe Verknopfung im ſchwäbiſchen Weſen ausdrücken?
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Anderes. Auch gut, verluſte mich nebenher, möchte
auch bei der Gelegenheit die alte ſüddeutſche Maler¬
ſchule beſſer kennen lernen; Zeitblom muß etwas
von Styl haben und Farbe dem Giovanni Bellini
verwandt.
Einen heiligen Sebaſtian von ihm aufgetrieben
um viel Geld, das Geld faſt ſo gern ausgegeben wie
für großen Opferakt an rebelliſchem endlichem Objekt.
Wahr, wahr, auch da iſt Styl: Feier, Geſammeltſein
tief in ſich vor Gott. Farbe warm verarbeitet, leuchtend.
Aber etwas Geſchmackloſes, etwas Vertraktes muß hinein,
anders thun ſie's nicht, unſere alten deutſchen Meiſter.
Bei Zeitblom außer der eckigen Dürre überall die
dumme, bornirte Schwellung über der Naſenwurzel,
die Naſe ſelbſt immer roth angeflogen. Will er, muß
er damit die gewiſſe Verknopfung im ſchwäbiſchen
Weſen ausdrücken?
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/253>, abgerufen am 24.11.2024.
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