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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.

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habe ich ordentliche Leute abgestoßen, von mir entfernt!
Die Phantasie thut doch dem Menschen viel Schabernack
an! -- Sehr oft hält man mich dann auch für betrunken.


Wenn ich mich unter dem Lärm vieler umgebender
Gespräche mit Jemand unterhalten soll, wenn ich
daher schreien muß, um verstanden zu werden, so
erzeugt sich mir sehr oft aus meinem Schreien die
Vorstellung, ich habe Streit, und ich muß mich dann
sehr zusammennehmen, nicht heftig, nicht beleidigend
zu werden gegen ganz harmlose Mitsammenredner.


Uebrigens habe ich kaum je erlebt, daß mein Nach¬
bar in einem von Gesprächen durchschwirrten Lokale
mir den Gefallen gethan hätte, die Stimme so weit
zu erheben, daß ich ihn verstehen konnte. Mich lassen
sie geruhig die Lunge anstrengen und den ganzen Abend
fragen: "Was?" -- "He?" -- "Wie?" -- O Sinnen¬
rohheit! Sinnenstumpfheit -- !


Nestelt sich da gestern einmal wieder in Gesellschaft
Einer an mich an und legt sich mir mit einem Seiten¬
gespräch in's Ohr, ja einem subtilen über feine Fragen,
die in Stille bedacht sein wollen; vergeblich bedeute ich

habe ich ordentliche Leute abgeſtoßen, von mir entfernt!
Die Phantaſie thut doch dem Menſchen viel Schabernack
an! — Sehr oft hält man mich dann auch für betrunken.


Wenn ich mich unter dem Lärm vieler umgebender
Geſpräche mit Jemand unterhalten ſoll, wenn ich
daher ſchreien muß, um verſtanden zu werden, ſo
erzeugt ſich mir ſehr oft aus meinem Schreien die
Vorſtellung, ich habe Streit, und ich muß mich dann
ſehr zuſammennehmen, nicht heftig, nicht beleidigend
zu werden gegen ganz harmloſe Mitſammenredner.


Uebrigens habe ich kaum je erlebt, daß mein Nach¬
bar in einem von Geſprächen durchſchwirrten Lokale
mir den Gefallen gethan hätte, die Stimme ſo weit
zu erheben, daß ich ihn verſtehen konnte. Mich laſſen
ſie geruhig die Lunge anſtrengen und den ganzen Abend
fragen: „Was?“ — „He?“ — „Wie?“ — O Sinnen¬
rohheit! Sinnenſtumpfheit — !


Neſtelt ſich da geſtern einmal wieder in Geſellſchaft
Einer an mich an und legt ſich mir mit einem Seiten¬
geſpräch in's Ohr, ja einem ſubtilen über feine Fragen,
die in Stille bedacht ſein wollen; vergeblich bedeute ich

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[230/0243] habe ich ordentliche Leute abgeſtoßen, von mir entfernt! Die Phantaſie thut doch dem Menſchen viel Schabernack an! — Sehr oft hält man mich dann auch für betrunken. Wenn ich mich unter dem Lärm vieler umgebender Geſpräche mit Jemand unterhalten ſoll, wenn ich daher ſchreien muß, um verſtanden zu werden, ſo erzeugt ſich mir ſehr oft aus meinem Schreien die Vorſtellung, ich habe Streit, und ich muß mich dann ſehr zuſammennehmen, nicht heftig, nicht beleidigend zu werden gegen ganz harmloſe Mitſammenredner. Uebrigens habe ich kaum je erlebt, daß mein Nach¬ bar in einem von Geſprächen durchſchwirrten Lokale mir den Gefallen gethan hätte, die Stimme ſo weit zu erheben, daß ich ihn verſtehen konnte. Mich laſſen ſie geruhig die Lunge anſtrengen und den ganzen Abend fragen: „Was?“ — „He?“ — „Wie?“ — O Sinnen¬ rohheit! Sinnenſtumpfheit — ! Neſtelt ſich da geſtern einmal wieder in Geſellſchaft Einer an mich an und legt ſich mir mit einem Seiten¬ geſpräch in's Ohr, ja einem ſubtilen über feine Fragen, die in Stille bedacht ſein wollen; vergeblich bedeute ich

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/243>, abgerufen am 27.11.2024.