Denn daß sie mit dem jungen Schöngeist auch "so war", wie könnt' ich noch zweifeln! -- Und hin¬ gesagt hat sie's leichtweg, als verstände sich's nur so von selbst!
Wirklich, er hat's angenommen. Er muß arg hungrig gewesen sein, der Köter. Mir ist zu Muth, als nähme kein Hund mehr ein Stückchen Brod von mir an. Der wenigstens verachtet mich doch nicht. Bäume, Berge, Schornsteine grinsen auf mich her, Wasser blinzeln nach mir her und sagen: uns eckelt an dir!
Sie niederstoßen? -- Ein Weib? -- Daß ich ihn erreichen könnte -- das Messer bis an's Heft in die Brust und zwölfmal darin umdrehen! -- Einen Dolch muß ich mir doch anschaffen -- einen schönen, spitzen, langen, recht blank -- nur öfters ansehen und denken --
Lachst du, Heuchlerfratze? Verkreuchst dich in deinen Fuchsbau drunten und kicherst herauf? Wart, wart, Larve, man kann auch einen Todten -- -- Mein Gehirn siedet, -- es rieselt mir so oben herüber --
Denn daß ſie mit dem jungen Schöngeiſt auch „ſo war“, wie könnt' ich noch zweifeln! — Und hin¬ geſagt hat ſie's leichtweg, als verſtände ſich's nur ſo von ſelbſt!
Wirklich, er hat's angenommen. Er muß arg hungrig geweſen ſein, der Köter. Mir iſt zu Muth, als nähme kein Hund mehr ein Stückchen Brod von mir an. Der wenigſtens verachtet mich doch nicht. Bäume, Berge, Schornſteine grinſen auf mich her, Waſſer blinzeln nach mir her und ſagen: uns eckelt an dir!
Sie niederſtoßen? — Ein Weib? — Daß ich ihn erreichen könnte — das Meſſer bis an's Heft in die Bruſt und zwölfmal darin umdrehen! — Einen Dolch muß ich mir doch anſchaffen — einen ſchönen, ſpitzen, langen, recht blank — nur öfters anſehen und denken —
Lachſt du, Heuchlerfratze? Verkreuchſt dich in deinen Fuchsbau drunten und kicherſt herauf? Wart, wart, Larve, man kann auch einen Todten — — Mein Gehirn ſiedet, — es rieſelt mir ſo oben herüber —
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0209"n="196"/>
Denn daß ſie mit dem jungen Schöngeiſt auch „ſo<lb/>
war“, wie könnt' ich noch zweifeln! — Und hin¬<lb/>
geſagt hat ſie's leichtweg, als verſtände ſich's nur<lb/>ſo von ſelbſt!</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Wirklich, er hat's angenommen. Er muß arg<lb/>
hungrig geweſen ſein, der Köter. Mir iſt zu Muth,<lb/>
als nähme kein Hund mehr ein Stückchen Brod von<lb/>
mir an. Der wenigſtens verachtet mich doch nicht.<lb/>
Bäume, Berge, Schornſteine grinſen auf mich her,<lb/>
Waſſer blinzeln nach mir her und ſagen: uns eckelt<lb/>
an dir!</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Sie niederſtoßen? — Ein Weib? — Daß ich<lb/><hirendition="#g">ihn</hi> erreichen könnte — das Meſſer bis an's Heft in<lb/>
die Bruſt und zwölfmal darin umdrehen! — Einen<lb/>
Dolch muß ich mir doch anſchaffen — einen ſchönen,<lb/>ſpitzen, langen, recht blank — nur öfters anſehen und<lb/>
denken —</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Lachſt du, Heuchlerfratze? Verkreuchſt dich in deinen<lb/>
Fuchsbau drunten und kicherſt herauf? Wart, wart,<lb/>
Larve, man kann auch einen Todten —— Mein<lb/>
Gehirn ſiedet, — es rieſelt mir ſo oben herüber —<lb/></p></div></body></text></TEI>
[196/0209]
Denn daß ſie mit dem jungen Schöngeiſt auch „ſo
war“, wie könnt' ich noch zweifeln! — Und hin¬
geſagt hat ſie's leichtweg, als verſtände ſich's nur
ſo von ſelbſt!
Wirklich, er hat's angenommen. Er muß arg
hungrig geweſen ſein, der Köter. Mir iſt zu Muth,
als nähme kein Hund mehr ein Stückchen Brod von
mir an. Der wenigſtens verachtet mich doch nicht.
Bäume, Berge, Schornſteine grinſen auf mich her,
Waſſer blinzeln nach mir her und ſagen: uns eckelt
an dir!
Sie niederſtoßen? — Ein Weib? — Daß ich
ihn erreichen könnte — das Meſſer bis an's Heft in
die Bruſt und zwölfmal darin umdrehen! — Einen
Dolch muß ich mir doch anſchaffen — einen ſchönen,
ſpitzen, langen, recht blank — nur öfters anſehen und
denken —
Lachſt du, Heuchlerfratze? Verkreuchſt dich in deinen
Fuchsbau drunten und kicherſt herauf? Wart, wart,
Larve, man kann auch einen Todten — — Mein
Gehirn ſiedet, — es rieſelt mir ſo oben herüber —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/209>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.