Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.Diese anhaltende alte Angst kommt wieder, diese Ich meine immer, ich müsse ihr recht fürchterliche Könnte jetzt mit andern Versen aufwarten. Du reizend Ungeheuer, Neig' her den schönen Leib! Reich' mir den Kelch voll Feuer, Du wunderbares Weib! Willst du mich küssen, drücken, Werd' ich mich nicht entziehn, Spür' ich in meinem Rücken Den Dolch auch immerhin. Wie salzlos wär' die Liebe, Wie matt ihr Himmelsgold, Wenn sie aus Einem Triebe Allein bestehen sollt'! Da ist man erst gerühret,
Das ist der rechte Spaß, Wenn Haß die Liebe schüret Und Liebe schürt den Haß. Dieſe anhaltende alte Angſt kommt wieder, dieſe Ich meine immer, ich müſſe ihr recht fürchterliche Könnte jetzt mit andern Verſen aufwarten. Du reizend Ungeheuer, Neig' her den ſchönen Leib! Reich' mir den Kelch voll Feuer, Du wunderbares Weib! Willſt du mich küſſen, drücken, Werd' ich mich nicht entziehn, Spür' ich in meinem Rücken Den Dolch auch immerhin. Wie ſalzlos wär' die Liebe, Wie matt ihr Himmelsgold, Wenn ſie aus Einem Triebe Allein beſtehen ſollt'! Da iſt man erſt gerühret,
Das iſt der rechte Spaß, Wenn Haß die Liebe ſchüret Und Liebe ſchürt den Haß. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0207" n="194"/> <p>Dieſe anhaltende alte Angſt kommt wieder, dieſe<lb/> Zuſammenſchnürung der Herzgrube.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Ich meine immer, ich müſſe ihr recht fürchterliche<lb/> Predigten halten und dafür ſolle ſie mich recht küſſen.<lb/> Vereinigter, gleichzeitiger Kußregen und Ohrfeigen¬<lb/> regen — ſo ſteht's hier um's Wetter, dieß wäre meine<lb/> Loſung.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Könnte jetzt mit andern Verſen aufwarten.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du reizend Ungeheuer,</l><lb/> <l>Neig' her den ſchönen Leib!</l><lb/> <l>Reich' mir den Kelch voll Feuer,</l><lb/> <l>Du wunderbares Weib!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Willſt du mich küſſen, drücken,</l><lb/> <l>Werd' ich mich nicht entziehn,</l><lb/> <l>Spür' ich in meinem Rücken</l><lb/> <l>Den Dolch auch immerhin.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Wie ſalzlos wär' die Liebe,</l><lb/> <l>Wie matt ihr Himmelsgold,</l><lb/> <l>Wenn ſie aus Einem Triebe</l><lb/> <l>Allein beſtehen ſollt'!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Da iſt man erſt gerühret,</l><lb/> <l>Das iſt der rechte Spaß,</l><lb/> <l>Wenn Haß die Liebe ſchüret</l><lb/> <l>Und Liebe ſchürt den Haß.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [194/0207]
Dieſe anhaltende alte Angſt kommt wieder, dieſe
Zuſammenſchnürung der Herzgrube.
Ich meine immer, ich müſſe ihr recht fürchterliche
Predigten halten und dafür ſolle ſie mich recht küſſen.
Vereinigter, gleichzeitiger Kußregen und Ohrfeigen¬
regen — ſo ſteht's hier um's Wetter, dieß wäre meine
Loſung.
Könnte jetzt mit andern Verſen aufwarten.
Du reizend Ungeheuer,
Neig' her den ſchönen Leib!
Reich' mir den Kelch voll Feuer,
Du wunderbares Weib!
Willſt du mich küſſen, drücken,
Werd' ich mich nicht entziehn,
Spür' ich in meinem Rücken
Den Dolch auch immerhin.
Wie ſalzlos wär' die Liebe,
Wie matt ihr Himmelsgold,
Wenn ſie aus Einem Triebe
Allein beſtehen ſollt'!
Da iſt man erſt gerühret,
Das iſt der rechte Spaß,
Wenn Haß die Liebe ſchüret
Und Liebe ſchürt den Haß.
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