Ich saß auf Polstern In Baldurhag, Sang, was ich wußte, Der Königstochter.
Nun soll ich sicher Ran's Bett betreten, Ein Andrer aber Ingeborg's.
Der Sturm warf Regen und Hagel, die Kälte schüttelte uns. Da lachte sie und sagte: "Auch die Götter froren; als Frithiof zurückkam, fand er Helgi's Frau, wie sie Baldur am Feuer wärmte." -- Wie verheißend zuckt es dabei über ihre Züge, welcher süße Frevel spielt auf ihren Lippen!
O ihr Asen hoch im Himmel! O Bragi, o Bal¬ dur! Nicht zu Ran, nicht zur dunkeln Hel im Ab¬ grund, nein, als ehrlichen Kämpfer mit den Einherien zu Walhalla laßt mich einst fahren! -- Es wird un¬ heimlich um mich! --
Meine Eisenbahnverse haben wenig Glück bei ihr gemacht. Sie mag den gerührten Ton nicht.
Ich nahm die Strophe auf:
Ich ſaß auf Polſtern In Baldurhag, Sang, was ich wußte, Der Königstochter.
Nun ſoll ich ſicher Ran's Bett betreten, Ein Andrer aber Ingeborg's.
Der Sturm warf Regen und Hagel, die Kälte ſchüttelte uns. Da lachte ſie und ſagte: „Auch die Götter froren; als Frithiof zurückkam, fand er Helgi's Frau, wie ſie Baldur am Feuer wärmte.“ — Wie verheißend zuckt es dabei über ihre Züge, welcher ſüße Frevel ſpielt auf ihren Lippen!
O ihr Aſen hoch im Himmel! O Bragi, o Bal¬ dur! Nicht zu Ran, nicht zur dunkeln Hel im Ab¬ grund, nein, als ehrlichen Kämpfer mit den Einherien zu Walhalla laßt mich einſt fahren! — Es wird un¬ heimlich um mich! —
Meine Eiſenbahnverſe haben wenig Glück bei ihr gemacht. Sie mag den gerührten Ton nicht.
<TEI><text><body><div><pbfacs="#f0205"n="192"/><p>Ich nahm die Strophe auf:</p><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l>Ich ſaß auf Polſtern</l><lb/><l>In Baldurhag,</l><lb/><l>Sang, was ich wußte,</l><lb/><l>Der Königstochter.</l><lb/></lg><lgn="2"><l>Nun ſoll ich ſicher</l><lb/><l>Ran's Bett betreten,</l><lb/><l>Ein Andrer aber</l><lb/><l>Ingeborg's.</l><lb/></lg></lg><p>Der Sturm warf Regen und Hagel, die Kälte<lb/>ſchüttelte uns. Da lachte ſie und ſagte: „Auch die<lb/>
Götter froren; als Frithiof zurückkam, fand er Helgi's<lb/>
Frau, wie ſie Baldur am Feuer wärmte.“— Wie<lb/>
verheißend zuckt es dabei über ihre Züge, welcher ſüße<lb/>
Frevel ſpielt auf ihren Lippen!</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>O ihr Aſen hoch im Himmel! O Bragi, o Bal¬<lb/>
dur! Nicht zu Ran, nicht zur dunkeln Hel im Ab¬<lb/>
grund, nein, als ehrlichen Kämpfer mit den Einherien<lb/>
zu Walhalla laßt mich einſt fahren! — Es wird un¬<lb/>
heimlich um mich! —</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Meine Eiſenbahnverſe haben wenig Glück bei ihr<lb/>
gemacht. Sie mag den gerührten Ton nicht.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[192/0205]
Ich nahm die Strophe auf:
Ich ſaß auf Polſtern
In Baldurhag,
Sang, was ich wußte,
Der Königstochter.
Nun ſoll ich ſicher
Ran's Bett betreten,
Ein Andrer aber
Ingeborg's.
Der Sturm warf Regen und Hagel, die Kälte
ſchüttelte uns. Da lachte ſie und ſagte: „Auch die
Götter froren; als Frithiof zurückkam, fand er Helgi's
Frau, wie ſie Baldur am Feuer wärmte.“ — Wie
verheißend zuckt es dabei über ihre Züge, welcher ſüße
Frevel ſpielt auf ihren Lippen!
O ihr Aſen hoch im Himmel! O Bragi, o Bal¬
dur! Nicht zu Ran, nicht zur dunkeln Hel im Ab¬
grund, nein, als ehrlichen Kämpfer mit den Einherien
zu Walhalla laßt mich einſt fahren! — Es wird un¬
heimlich um mich! —
Meine Eiſenbahnverſe haben wenig Glück bei ihr
gemacht. Sie mag den gerührten Ton nicht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/205>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.