Dort raset der Sturm durch die Tannen, Zum Dampfe noch möcht' ich ihn spannen, Daß er rascher mich reiße von dannen!
Hinweg aus dem plappernden Schwarme, O, hin an die Brust, an die warme, In die offnen, die liebenden Arme!
Lekanger am Sogne-Fjord. Getroffen. -- Sjöstrand eine Lustaue, als wäre man in Italien. Fruchtgarten an Fruchtgarten. Vögel girren und schla¬ gen, Eichen und Eschen flüstern, Bäche rieseln, groß brandet die Woge. Aber welche Berge, welche Schnee¬ häupter ragen herüber wie Ewigkeit in den Moment der Wonne! Ja hier, hier! Gönne mir mein Glück in deinem heiligen Hage, deiner alten Friedens- und Opferstätte, du Jugendgott mit den blühenden Wangen, gönne mir's, Baldur! Hast's auch Frithiof nicht mi߬ gönnt, als er herübersteuerte von Framnäs, des Vaters Haus, auf seinem Schiff Ellidi, und sie besuchte, die Gespielin seiner Kindheit, die holde Ingeborg, ihm ver¬ weigert von den stolzen Brüdern Helgi und Halfdan und verwahrt in deinem Heiligthum!
Selige Tage, nur Tage, denn noch scheint die Mitternachtssonne unsern Entzückungen.
Dort raſet der Sturm durch die Tannen, Zum Dampfe noch möcht' ich ihn ſpannen, Daß er raſcher mich reiße von dannen!
Hinweg aus dem plappernden Schwarme, O, hin an die Bruſt, an die warme, In die offnen, die liebenden Arme!
Lekanger am Sogne-Fjord. Getroffen. — Sjöſtrand eine Luſtaue, als wäre man in Italien. Fruchtgarten an Fruchtgarten. Vögel girren und ſchla¬ gen, Eichen und Eſchen flüſtern, Bäche rieſeln, groß brandet die Woge. Aber welche Berge, welche Schnee¬ häupter ragen herüber wie Ewigkeit in den Moment der Wonne! Ja hier, hier! Gönne mir mein Glück in deinem heiligen Hage, deiner alten Friedens- und Opferſtätte, du Jugendgott mit den blühenden Wangen, gönne mir's, Baldur! Haſt's auch Frithiof nicht mi߬ gönnt, als er herüberſteuerte von Framnäs, des Vaters Haus, auf ſeinem Schiff Ellidi, und ſie beſuchte, die Geſpielin ſeiner Kindheit, die holde Ingeborg, ihm ver¬ weigert von den ſtolzen Brüdern Helgi und Halfdan und verwahrt in deinem Heiligthum!
Selige Tage, nur Tage, denn noch ſcheint die Mitternachtsſonne unſern Entzückungen.
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Dort raſet der Sturm durch die Tannen,
Zum Dampfe noch möcht' ich ihn ſpannen,
Daß er raſcher mich reiße von dannen!
Hinweg aus dem plappernden Schwarme,
O, hin an die Bruſt, an die warme,
In die offnen, die liebenden Arme!
Lekanger am Sogne-Fjord. Getroffen. —
Sjöſtrand eine Luſtaue, als wäre man in Italien.
Fruchtgarten an Fruchtgarten. Vögel girren und ſchla¬
gen, Eichen und Eſchen flüſtern, Bäche rieſeln, groß
brandet die Woge. Aber welche Berge, welche Schnee¬
häupter ragen herüber wie Ewigkeit in den Moment
der Wonne! Ja hier, hier! Gönne mir mein Glück
in deinem heiligen Hage, deiner alten Friedens- und
Opferſtätte, du Jugendgott mit den blühenden Wangen,
gönne mir's, Baldur! Haſt's auch Frithiof nicht mi߬
gönnt, als er herüberſteuerte von Framnäs, des Vaters
Haus, auf ſeinem Schiff Ellidi, und ſie beſuchte, die
Geſpielin ſeiner Kindheit, die holde Ingeborg, ihm ver¬
weigert von den ſtolzen Brüdern Helgi und Halfdan
und verwahrt in deinem Heiligthum!
Selige Tage, nur Tage, denn noch ſcheint die
Mitternachtsſonne unſern Entzückungen.
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/203>, abgerufen am 22.11.2024.
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