aufgeschnitten; worden wenig Philosophen in Bergen sein. Goldrun hat's auch nicht erwischt. Die könnte sich spiegeln; stammt schnurgerad aus dem dunklen Grund in Gott, den der Philosoph dozirt.
Will nichts werden mit dem Denken und Schreiben. Wollte schreiben, ehe ich recht gedacht, das mechanische Thun der Hand dabei sollte mich an der Stange halten, daß die Gedanken nicht abschweifen. Aber auch dabei stellen mir die Teufel nach. Alles wie verhext. Will ich eifrig fortlesen, so wollen zwei Blätter nicht aus¬ einander. Beim Schreiben ist die Nässe der Tinte, und daß man nicht schon etwas Anderes hat erfinden können, ein heilloser Umstand. Tags hundertmal ein Fließblatt einlegen! Darüber vergißt man die besten Gedanken. Und Sand? Dieß Grüseliche nicht zum Ertragen. Feder will sich nicht schneiden lassen, und mit Metall kann ich nicht schreiben. Alles Papier zu glatt; macht mich nervös, wenn die Feder so rutscht; Spannen in der Herzgrube. Ich liege in einem Ameisenhaufen. Tinte auch klebrig. Und verschüttet, zwei wichtige Seiten im Buch zum Teufel! Drei Blätter zernagt mir des Hausbesitzers junger Hund, sonst liebens¬ würdig. Alles fällt. Tisch wackelt. Schreibunterlage will sich nicht flach legen. Es ist nicht anders, es muß Teufel geben. Ganze Nester wie Raupennester. Stammen
aufgeſchnitten; worden wenig Philoſophen in Bergen ſein. Goldrun hat's auch nicht erwiſcht. Die könnte ſich ſpiegeln; ſtammt ſchnurgerad aus dem dunklen Grund in Gott, den der Philoſoph dozirt.
Will nichts werden mit dem Denken und Schreiben. Wollte ſchreiben, ehe ich recht gedacht, das mechaniſche Thun der Hand dabei ſollte mich an der Stange halten, daß die Gedanken nicht abſchweifen. Aber auch dabei ſtellen mir die Teufel nach. Alles wie verhext. Will ich eifrig fortleſen, ſo wollen zwei Blätter nicht aus¬ einander. Beim Schreiben iſt die Näſſe der Tinte, und daß man nicht ſchon etwas Anderes hat erfinden können, ein heilloſer Umſtand. Tags hundertmal ein Fließblatt einlegen! Darüber vergißt man die beſten Gedanken. Und Sand? Dieß Grüſeliche nicht zum Ertragen. Feder will ſich nicht ſchneiden laſſen, und mit Metall kann ich nicht ſchreiben. Alles Papier zu glatt; macht mich nervös, wenn die Feder ſo rutſcht; Spannen in der Herzgrube. Ich liege in einem Ameiſenhaufen. Tinte auch klebrig. Und verſchüttet, zwei wichtige Seiten im Buch zum Teufel! Drei Blätter zernagt mir des Hausbeſitzers junger Hund, ſonſt liebens¬ würdig. Alles fällt. Tiſch wackelt. Schreibunterlage will ſich nicht flach legen. Es iſt nicht anders, es muß Teufel geben. Ganze Neſter wie Raupenneſter. Stammen
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aufgeſchnitten; worden wenig Philoſophen in Bergen
ſein. Goldrun hat's auch nicht erwiſcht. Die könnte
ſich ſpiegeln; ſtammt ſchnurgerad aus dem dunklen
Grund in Gott, den der Philoſoph dozirt.
Will nichts werden mit dem Denken und Schreiben.
Wollte ſchreiben, ehe ich recht gedacht, das mechaniſche
Thun der Hand dabei ſollte mich an der Stange halten,
daß die Gedanken nicht abſchweifen. Aber auch dabei
ſtellen mir die Teufel nach. Alles wie verhext. Will
ich eifrig fortleſen, ſo wollen zwei Blätter nicht aus¬
einander. Beim Schreiben iſt die Näſſe der Tinte, und
daß man nicht ſchon etwas Anderes hat erfinden können,
ein heilloſer Umſtand. Tags hundertmal ein Fließblatt
einlegen! Darüber vergißt man die beſten Gedanken.
Und Sand? Dieß Grüſeliche nicht zum Ertragen.
Feder will ſich nicht ſchneiden laſſen, und mit Metall
kann ich nicht ſchreiben. Alles Papier zu glatt; macht
mich nervös, wenn die Feder ſo rutſcht; Spannen in
der Herzgrube. Ich liege in einem Ameiſenhaufen.
Tinte auch klebrig. Und verſchüttet, zwei wichtige
Seiten im Buch zum Teufel! Drei Blätter zernagt
mir des Hausbeſitzers junger Hund, ſonſt liebens¬
würdig. Alles fällt. Tiſch wackelt. Schreibunterlage
will ſich nicht flach legen. Es iſt nicht anders, es muß
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/181>, abgerufen am 24.11.2024.
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