Druck erzeugt den Schrei nach Freiheit, und Freiheit wird alsbald Willkür. Sie wird niedergeschlagen von der Gewalt und dann fängt das Lied von vorne an, indem die Gewalt das Unrecht (mit dem schnöden Vorrecht) herstellt.
Wer das Geheimniß finden könnte, die Strenge, die Zucht, die der Mensch bedarf, nur in reine Hände zu legen!
Arme, rathlose Menschheit!
Man wird es sehen, wenn's losgeht, wenn dann gegen wildes Unmaß die Gewalt wieder an's Brett kommt, dann wird sie mit der Spreu das Korn aus¬ fegen. Eine anständige Minderheit in der Bewegung, die da bevorsteht, wird gegen die schlechteste aller Re¬ publiken, die Fürstenrepublik: deutscher Bund, diesen polnischen Reichstag Deutschlands, kämpfen. Die sieg¬ reiche Gewalt wird sie noch rachsüchtiger verfolgen, als die Schreier nach falscher Volksfreiheit. Die Ver¬ folgung der Einheitsbestrebungen ist der schnödeste, schmutzigste Schmachfleck in der Geschichte unserer Nation. Wer nicht wollte, daß der Deutsche im Ausland wie ein Hund verachtet sei, dem war Kerker, dem war Vertrauern der besten Jugend in feuchtem Mauerloch gewiß. Der übelriechendste Proletarier, der nach zucht¬ loser Freiheit schreit, ist so gemein nicht, als jene Ge¬
Druck erzeugt den Schrei nach Freiheit, und Freiheit wird alsbald Willkür. Sie wird niedergeſchlagen von der Gewalt und dann fängt das Lied von vorne an, indem die Gewalt das Unrecht (mit dem ſchnöden Vorrecht) herſtellt.
Wer das Geheimniß finden könnte, die Strenge, die Zucht, die der Menſch bedarf, nur in reine Hände zu legen!
Arme, rathloſe Menſchheit!
Man wird es ſehen, wenn's losgeht, wenn dann gegen wildes Unmaß die Gewalt wieder an's Brett kommt, dann wird ſie mit der Spreu das Korn aus¬ fegen. Eine anſtändige Minderheit in der Bewegung, die da bevorſteht, wird gegen die ſchlechteſte aller Re¬ publiken, die Fürſtenrepublik: deutſcher Bund, dieſen polniſchen Reichstag Deutſchlands, kämpfen. Die ſieg¬ reiche Gewalt wird ſie noch rachſüchtiger verfolgen, als die Schreier nach falſcher Volksfreiheit. Die Ver¬ folgung der Einheitsbeſtrebungen iſt der ſchnödeſte, ſchmutzigſte Schmachfleck in der Geſchichte unſerer Nation. Wer nicht wollte, daß der Deutſche im Ausland wie ein Hund verachtet ſei, dem war Kerker, dem war Vertrauern der beſten Jugend in feuchtem Mauerloch gewiß. Der übelriechendſte Proletarier, der nach zucht¬ loſer Freiheit ſchreit, iſt ſo gemein nicht, als jene Ge¬
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0150"n="137"/>
Druck erzeugt den Schrei nach Freiheit, und Freiheit<lb/>
wird alsbald Willkür. Sie wird niedergeſchlagen von<lb/>
der Gewalt und dann fängt das Lied von vorne an,<lb/>
indem die Gewalt das Unrecht (mit dem ſchnöden<lb/>
Vorrecht) herſtellt.</p><lb/><p>Wer das Geheimniß finden könnte, die Strenge,<lb/>
die Zucht, die der Menſch bedarf, nur <hirendition="#g">in reine<lb/>
Hände zu legen</hi>!</p><lb/><p>Arme, rathloſe Menſchheit!</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Man wird es ſehen, wenn's losgeht, wenn dann<lb/>
gegen wildes Unmaß die Gewalt wieder an's Brett<lb/>
kommt, dann wird ſie mit der Spreu das Korn aus¬<lb/>
fegen. Eine anſtändige Minderheit in der Bewegung,<lb/>
die da bevorſteht, wird gegen die ſchlechteſte aller Re¬<lb/>
publiken, die Fürſtenrepublik: deutſcher Bund, dieſen<lb/>
polniſchen Reichstag Deutſchlands, kämpfen. Die ſieg¬<lb/>
reiche Gewalt wird ſie noch rachſüchtiger verfolgen,<lb/>
als die Schreier nach falſcher Volksfreiheit. Die Ver¬<lb/>
folgung der Einheitsbeſtrebungen iſt der ſchnödeſte,<lb/>ſchmutzigſte Schmachfleck in der Geſchichte unſerer Nation.<lb/>
Wer nicht wollte, daß der Deutſche im Ausland wie<lb/>
ein Hund verachtet ſei, dem war Kerker, dem war<lb/>
Vertrauern der beſten Jugend in feuchtem Mauerloch<lb/>
gewiß. Der übelriechendſte Proletarier, der nach zucht¬<lb/>
loſer Freiheit ſchreit, iſt ſo gemein nicht, als jene Ge¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[137/0150]
Druck erzeugt den Schrei nach Freiheit, und Freiheit
wird alsbald Willkür. Sie wird niedergeſchlagen von
der Gewalt und dann fängt das Lied von vorne an,
indem die Gewalt das Unrecht (mit dem ſchnöden
Vorrecht) herſtellt.
Wer das Geheimniß finden könnte, die Strenge,
die Zucht, die der Menſch bedarf, nur in reine
Hände zu legen!
Arme, rathloſe Menſchheit!
Man wird es ſehen, wenn's losgeht, wenn dann
gegen wildes Unmaß die Gewalt wieder an's Brett
kommt, dann wird ſie mit der Spreu das Korn aus¬
fegen. Eine anſtändige Minderheit in der Bewegung,
die da bevorſteht, wird gegen die ſchlechteſte aller Re¬
publiken, die Fürſtenrepublik: deutſcher Bund, dieſen
polniſchen Reichstag Deutſchlands, kämpfen. Die ſieg¬
reiche Gewalt wird ſie noch rachſüchtiger verfolgen,
als die Schreier nach falſcher Volksfreiheit. Die Ver¬
folgung der Einheitsbeſtrebungen iſt der ſchnödeſte,
ſchmutzigſte Schmachfleck in der Geſchichte unſerer Nation.
Wer nicht wollte, daß der Deutſche im Ausland wie
ein Hund verachtet ſei, dem war Kerker, dem war
Vertrauern der beſten Jugend in feuchtem Mauerloch
gewiß. Der übelriechendſte Proletarier, der nach zucht¬
loſer Freiheit ſchreit, iſt ſo gemein nicht, als jene Ge¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/150>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.