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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879.

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nung, die sich darüber aufbaut, hat nach der Meinung
der Pessimisten keine Bälken, da baut sich kein Objek¬
tives, kein Gesetzmäßiges, da kann man also auch
nicht wohnen. O alter Hegel, stylvoller Philister,
der du groß befohlen hast, daß das Subjekt pariren
soll, könnte man das erleben, daß du erständest und
mit deinem Stecken über das substanzlose Geschlecht
kämest!


Wenn die Menschen nur nicht immer auseinander¬
sägen, nur nicht in ihrem Denken immer Alles trennen
würden, was zusammengehört! So meinen sie, sie
hätten die Schlechtigkeit der Welt bewiesen, wenn sie
aufgezeigt haben, daß Illusion Illusion ist! Daß es
ein Wesen gibt, Mensch genannt, dessen Phantasie¬
blick die Natur beseelt, Alles in schönere Farbe, reine¬
res Licht taucht, in der guten Stunde über das Elend
der Welt hinwegsieht, das gehört ja auch zur Ein¬
richtung der Welt, ohne diese edlen Täuschungen ist
ja die Stimmung nicht denkbar, aus der auch das
Gute fließt. Im Guten wird freilich ein Theil der
Täuschung abgeworfen, da muß dem Elend der Welt
hell in's Gesicht gesehen werden, bleiben aber muß die
Hoffnung, die zwar mehr vortäuscht, als erreicht wird,
aber darum nicht ganz Täuschung ist, sondern zur
größeren Hälfte Wort hält, indem sie selbst Ursache

nung, die ſich darüber aufbaut, hat nach der Meinung
der Peſſimiſten keine Bälken, da baut ſich kein Objek¬
tives, kein Geſetzmäßiges, da kann man alſo auch
nicht wohnen. O alter Hegel, ſtylvoller Philiſter,
der du groß befohlen haſt, daß das Subjekt pariren
ſoll, könnte man das erleben, daß du erſtändeſt und
mit deinem Stecken über das ſubſtanzloſe Geſchlecht
kämeſt!


Wenn die Menſchen nur nicht immer auseinander¬
ſägen, nur nicht in ihrem Denken immer Alles trennen
würden, was zuſammengehört! So meinen ſie, ſie
hätten die Schlechtigkeit der Welt bewieſen, wenn ſie
aufgezeigt haben, daß Illuſion Illuſion iſt! Daß es
ein Weſen gibt, Menſch genannt, deſſen Phantaſie¬
blick die Natur beſeelt, Alles in ſchönere Farbe, reine¬
res Licht taucht, in der guten Stunde über das Elend
der Welt hinwegſieht, das gehört ja auch zur Ein¬
richtung der Welt, ohne dieſe edlen Täuſchungen iſt
ja die Stimmung nicht denkbar, aus der auch das
Gute fließt. Im Guten wird freilich ein Theil der
Täuſchung abgeworfen, da muß dem Elend der Welt
hell in's Geſicht geſehen werden, bleiben aber muß die
Hoffnung, die zwar mehr vortäuſcht, als erreicht wird,
aber darum nicht ganz Täuſchung iſt, ſondern zur
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[134/0147] nung, die ſich darüber aufbaut, hat nach der Meinung der Peſſimiſten keine Bälken, da baut ſich kein Objek¬ tives, kein Geſetzmäßiges, da kann man alſo auch nicht wohnen. O alter Hegel, ſtylvoller Philiſter, der du groß befohlen haſt, daß das Subjekt pariren ſoll, könnte man das erleben, daß du erſtändeſt und mit deinem Stecken über das ſubſtanzloſe Geſchlecht kämeſt! Wenn die Menſchen nur nicht immer auseinander¬ ſägen, nur nicht in ihrem Denken immer Alles trennen würden, was zuſammengehört! So meinen ſie, ſie hätten die Schlechtigkeit der Welt bewieſen, wenn ſie aufgezeigt haben, daß Illuſion Illuſion iſt! Daß es ein Weſen gibt, Menſch genannt, deſſen Phantaſie¬ blick die Natur beſeelt, Alles in ſchönere Farbe, reine¬ res Licht taucht, in der guten Stunde über das Elend der Welt hinwegſieht, das gehört ja auch zur Ein¬ richtung der Welt, ohne dieſe edlen Täuſchungen iſt ja die Stimmung nicht denkbar, aus der auch das Gute fließt. Im Guten wird freilich ein Theil der Täuſchung abgeworfen, da muß dem Elend der Welt hell in's Geſicht geſehen werden, bleiben aber muß die Hoffnung, die zwar mehr vortäuſcht, als erreicht wird, aber darum nicht ganz Täuſchung iſt, ſondern zur größeren Hälfte Wort hält, indem ſie ſelbſt Urſache

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/147>, abgerufen am 22.11.2024.