Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879.

Bild:
<< vorherige Seite

Zusammenhangs -- daß Etwas, auch nur Etwas ganz
sei -- Durchkreuzung -- herrliche Gefühle -- Kröten
-- über den Weg laufen -- Beinstellen -- uns,
deren Adlersonnenblick -- Ganzes -- Harmonie --
Freude -- einmal -- einmal -- Blütenkelch --
Feldwanze darin -- Gespenster-Angst, Tag und
Nacht -- Herzensbangigkeit, tiefe -- unsichtbaren
Feind -- Furcht? -- Nie, -- vor keinem sichtbaren --
Will endlich frei sein -- frei -- Angstband zerreißen
-- in Fetzen vor deine Füße! -- Ha! Wie? Du auch
da unten im Wasserstrudel, Nixe mit den Fischaugen?
Kennst mich noch? Glotzst herauf? Soll ich kommen?
Fort! fort! Nicht zu dir, nicht dir zulieb! --
-- Suwarow -- weiß, -- Gebrüll der Schlacht --
wie so wohl, so frei -- Gebeine im wüthenden Wasser¬
strudel bleichen --"

Er that auf der Spanne Raums über dem Ab¬
grund einen Schritt -- eine kupferroth glühende Wolke
war über der Schlucht aufgezogen, auf deren Grunde
sich dunkel die wilde Gestalt abhob, über ihm flatterte,
gegen die Sturmwirbel mit rudernden Schwingen an¬
strebend und zappelnd, ein Rabe -- tödtliche Angst um
den Unglücklichen malte mir im Nu das Bild vor,
wie er zerschellt in der Tiefe liege, ein Schmaus den
Vögeln des Himmels, ich mußte ihn retten, suchte
weiter aufzuklettern, gelangte mit äußerster Noth lang¬
sam um ein paar Schritte vorwärts, aber jetzt wackelte

Zuſammenhangs — daß Etwas, auch nur Etwas ganz
ſei — Durchkreuzung — herrliche Gefühle — Kröten
— über den Weg laufen — Beinſtellen — uns,
deren Adlerſonnenblick — Ganzes — Harmonie —
Freude — einmal — einmal — Blütenkelch —
Feldwanze darin — Geſpenſter-Angſt, Tag und
Nacht — Herzensbangigkeit, tiefe — unſichtbaren
Feind — Furcht? — Nie, — vor keinem ſichtbaren —
Will endlich frei ſein — frei — Angſtband zerreißen
— in Fetzen vor deine Füße! — Ha! Wie? Du auch
da unten im Waſſerſtrudel, Nixe mit den Fiſchaugen?
Kennſt mich noch? Glotzſt herauf? Soll ich kommen?
Fort! fort! Nicht zu dir, nicht dir zulieb! —
— Suwarow — weiß, — Gebrüll der Schlacht —
wie ſo wohl, ſo frei — Gebeine im wüthenden Waſſer¬
ſtrudel bleichen —“

Er that auf der Spanne Raums über dem Ab¬
grund einen Schritt — eine kupferroth glühende Wolke
war über der Schlucht aufgezogen, auf deren Grunde
ſich dunkel die wilde Geſtalt abhob, über ihm flatterte,
gegen die Sturmwirbel mit rudernden Schwingen an¬
ſtrebend und zappelnd, ein Rabe — tödtliche Angſt um
den Unglücklichen malte mir im Nu das Bild vor,
wie er zerſchellt in der Tiefe liege, ein Schmaus den
Vögeln des Himmels, ich mußte ihn retten, ſuchte
weiter aufzuklettern, gelangte mit äußerſter Noth lang¬
ſam um ein paar Schritte vorwärts, aber jetzt wackelte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0089" n="76"/>
Zu&#x017F;ammenhangs &#x2014; daß Etwas, auch nur Etwas ganz<lb/>
&#x017F;ei &#x2014; Durchkreuzung &#x2014; herrliche Gefühle &#x2014; Kröten<lb/>
&#x2014; über den Weg laufen &#x2014; Bein&#x017F;tellen &#x2014; uns,<lb/>
deren Adler&#x017F;onnenblick &#x2014; Ganzes &#x2014; Harmonie &#x2014;<lb/>
Freude &#x2014; einmal &#x2014; einmal &#x2014; Blütenkelch &#x2014;<lb/>
Feldwanze darin &#x2014; Ge&#x017F;pen&#x017F;ter-Ang&#x017F;t, Tag und<lb/>
Nacht &#x2014; Herzensbangigkeit, tiefe &#x2014; un&#x017F;ichtbaren<lb/>
Feind &#x2014; Furcht? &#x2014; Nie, &#x2014; vor keinem &#x017F;ichtbaren &#x2014;<lb/>
Will endlich frei &#x017F;ein &#x2014; frei &#x2014; Ang&#x017F;tband zerreißen<lb/>
&#x2014; in Fetzen vor deine Füße! &#x2014; Ha! Wie? Du auch<lb/>
da unten im Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;trudel, Nixe mit den Fi&#x017F;chaugen?<lb/>
Kenn&#x017F;t mich noch? Glotz&#x017F;t herauf? Soll ich kommen?<lb/>
Fort! fort! Nicht zu dir, nicht dir zulieb! &#x2014;<lb/>
&#x2014; Suwarow &#x2014; weiß, &#x2014; Gebrüll der Schlacht &#x2014;<lb/>
wie &#x017F;o wohl, &#x017F;o frei &#x2014; Gebeine im wüthenden Wa&#x017F;&#x017F;er¬<lb/>
&#x017F;trudel bleichen &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>Er that auf der Spanne Raums über dem Ab¬<lb/>
grund einen Schritt &#x2014; eine kupferroth glühende Wolke<lb/>
war über der Schlucht aufgezogen, auf deren Grunde<lb/>
&#x017F;ich dunkel die wilde Ge&#x017F;talt abhob, über ihm flatterte,<lb/>
gegen die Sturmwirbel mit rudernden Schwingen an¬<lb/>
&#x017F;trebend und zappelnd, ein Rabe &#x2014; tödtliche Ang&#x017F;t um<lb/>
den Unglücklichen malte mir im Nu das Bild vor,<lb/>
wie er zer&#x017F;chellt in der Tiefe liege, ein Schmaus den<lb/>
Vögeln des Himmels, ich mußte ihn retten, &#x017F;uchte<lb/>
weiter aufzuklettern, gelangte mit äußer&#x017F;ter Noth lang¬<lb/>
&#x017F;am um ein paar Schritte vorwärts, aber jetzt wackelte<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0089] Zuſammenhangs — daß Etwas, auch nur Etwas ganz ſei — Durchkreuzung — herrliche Gefühle — Kröten — über den Weg laufen — Beinſtellen — uns, deren Adlerſonnenblick — Ganzes — Harmonie — Freude — einmal — einmal — Blütenkelch — Feldwanze darin — Geſpenſter-Angſt, Tag und Nacht — Herzensbangigkeit, tiefe — unſichtbaren Feind — Furcht? — Nie, — vor keinem ſichtbaren — Will endlich frei ſein — frei — Angſtband zerreißen — in Fetzen vor deine Füße! — Ha! Wie? Du auch da unten im Waſſerſtrudel, Nixe mit den Fiſchaugen? Kennſt mich noch? Glotzſt herauf? Soll ich kommen? Fort! fort! Nicht zu dir, nicht dir zulieb! — — Suwarow — weiß, — Gebrüll der Schlacht — wie ſo wohl, ſo frei — Gebeine im wüthenden Waſſer¬ ſtrudel bleichen —“ Er that auf der Spanne Raums über dem Ab¬ grund einen Schritt — eine kupferroth glühende Wolke war über der Schlucht aufgezogen, auf deren Grunde ſich dunkel die wilde Geſtalt abhob, über ihm flatterte, gegen die Sturmwirbel mit rudernden Schwingen an¬ ſtrebend und zappelnd, ein Rabe — tödtliche Angſt um den Unglücklichen malte mir im Nu das Bild vor, wie er zerſchellt in der Tiefe liege, ein Schmaus den Vögeln des Himmels, ich mußte ihn retten, ſuchte weiter aufzuklettern, gelangte mit äußerſter Noth lang¬ ſam um ein paar Schritte vorwärts, aber jetzt wackelte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/89
Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/89>, abgerufen am 05.12.2024.