sondern auch unter II, 2, A, e, ferner II, 2, B, d auftritt. Eine der Gassen von Robanus hieß zu Ehren dem Hause, worin die Gekröse kochfertig zubereitet wurden, Kuttelgasse. Starke Spuren dieser Beliebtheit bemerkt man noch heutzutage bei den Enkeln der Pfahlbewohner jener Gegenden, wie sich der Durchreisende bei Lesung der Speisezettel selbst feinerer Garküchen überzeugen kann.
Ad I, 4. Das Früchte-Einmachen verstand zwar auch die Hausfrau, aber auch in diesem Gebiete gab es schon Techniker, gab es Fachmänner. Wir werden den Künstler nennen, wenn unsere Erläuterungen erst bei seinem Meister¬ werk angelangt sein werden. Nicht genannt ist die damals höchst beliebte Speise Haselnuß, denn sie trat nicht eingemacht auf, sondern wurde einfach im Naturzustand immer mit dem Brod aufgetragen und mit ihm gegessen, um ihm feineren Beischmack zu geben. -- Eine Zeile ohne Eintheilungszeichen nennt als begleitendes Getränke des Voressens: Methbock. Es war sehr starker Doppelmeth, bestimmt, in zierlichen Holz¬ kelchen zum Voressen nur genippt zu werden, um den Appetit zu schärfen; eine diätetische Bemessung, an die man sich doch nicht ängstlich zu halten pflegte.
Ad II, 1, d. e. Es mag Verwunderung erregen, daß außer Forellen und Aal keine Fische auftreten. Die Erklärung ist einfach: die Pfahlbewohner aßen jahraus jahrein so viel Fische jeder Sorte, daß sie bei Festmahlzeiten wenig Werth auf diese Speise legten. Nur die Forelle und der Aal ge¬ nossen ein Vorrecht, jene nicht bloß wegen der Feinheit ihres Geschmacks, sondern wegen der großen Schwierigkeit, sie zu fangen. Dieses blitzschnelle und höchst vorsichtige Floßenthier ließ sich ja durch die plumpe beinerne Angel nicht täuschen, in die Reusen, so grob wie sie damals waren, äußerst selten verlocken, gleich selten mit der Hand fangen, wenn sie schlum¬
ſondern auch unter II, 2, A, e, ferner II, 2, B, d auftritt. Eine der Gaſſen von Robanus hieß zu Ehren dem Hauſe, worin die Gekröſe kochfertig zubereitet wurden, Kuttelgaſſe. Starke Spuren dieſer Beliebtheit bemerkt man noch heutzutage bei den Enkeln der Pfahlbewohner jener Gegenden, wie ſich der Durchreiſende bei Leſung der Speiſezettel ſelbſt feinerer Garküchen überzeugen kann.
Ad I, 4. Das Früchte-Einmachen verſtand zwar auch die Hausfrau, aber auch in dieſem Gebiete gab es ſchon Techniker, gab es Fachmänner. Wir werden den Künſtler nennen, wenn unſere Erläuterungen erſt bei ſeinem Meiſter¬ werk angelangt ſein werden. Nicht genannt iſt die damals höchſt beliebte Speiſe Haſelnuß, denn ſie trat nicht eingemacht auf, ſondern wurde einfach im Naturzuſtand immer mit dem Brod aufgetragen und mit ihm gegeſſen, um ihm feineren Beiſchmack zu geben. — Eine Zeile ohne Eintheilungszeichen nennt als begleitendes Getränke des Voreſſens: Methbock. Es war ſehr ſtarker Doppelmeth, beſtimmt, in zierlichen Holz¬ kelchen zum Voreſſen nur genippt zu werden, um den Appetit zu ſchärfen; eine diätetiſche Bemeſſung, an die man ſich doch nicht ängſtlich zu halten pflegte.
Ad II, 1, d. e. Es mag Verwunderung erregen, daß außer Forellen und Aal keine Fiſche auftreten. Die Erklärung iſt einfach: die Pfahlbewohner aßen jahraus jahrein ſo viel Fiſche jeder Sorte, daß ſie bei Feſtmahlzeiten wenig Werth auf dieſe Speiſe legten. Nur die Forelle und der Aal ge¬ noſſen ein Vorrecht, jene nicht bloß wegen der Feinheit ihres Geſchmacks, ſondern wegen der großen Schwierigkeit, ſie zu fangen. Dieſes blitzſchnelle und höchſt vorſichtige Floßenthier ließ ſich ja durch die plumpe beinerne Angel nicht täuſchen, in die Reuſen, ſo grob wie ſie damals waren, äußerſt ſelten verlocken, gleich ſelten mit der Hand fangen, wenn ſie ſchlum¬
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ſondern auch unter II, 2, A, e, ferner II, 2, B, d auftritt.
Eine der Gaſſen von Robanus hieß zu Ehren dem Hauſe,
worin die Gekröſe kochfertig zubereitet wurden, Kuttelgaſſe.
Starke Spuren dieſer Beliebtheit bemerkt man noch heutzutage
bei den Enkeln der Pfahlbewohner jener Gegenden, wie ſich
der Durchreiſende bei Leſung der Speiſezettel ſelbſt feinerer
Garküchen überzeugen kann.
Ad I, 4. Das Früchte-Einmachen verſtand zwar auch
die Hausfrau, aber auch in dieſem Gebiete gab es ſchon
Techniker, gab es Fachmänner. Wir werden den Künſtler
nennen, wenn unſere Erläuterungen erſt bei ſeinem Meiſter¬
werk angelangt ſein werden. Nicht genannt iſt die damals
höchſt beliebte Speiſe Haſelnuß, denn ſie trat nicht eingemacht
auf, ſondern wurde einfach im Naturzuſtand immer mit dem
Brod aufgetragen und mit ihm gegeſſen, um ihm feineren
Beiſchmack zu geben. — Eine Zeile ohne Eintheilungszeichen
nennt als begleitendes Getränke des Voreſſens: Methbock.
Es war ſehr ſtarker Doppelmeth, beſtimmt, in zierlichen Holz¬
kelchen zum Voreſſen nur genippt zu werden, um den Appetit
zu ſchärfen; eine diätetiſche Bemeſſung, an die man ſich doch
nicht ängſtlich zu halten pflegte.
Ad II, 1, d. e. Es mag Verwunderung erregen, daß
außer Forellen und Aal keine Fiſche auftreten. Die Erklärung
iſt einfach: die Pfahlbewohner aßen jahraus jahrein ſo viel
Fiſche jeder Sorte, daß ſie bei Feſtmahlzeiten wenig Werth
auf dieſe Speiſe legten. Nur die Forelle und der Aal ge¬
noſſen ein Vorrecht, jene nicht bloß wegen der Feinheit ihres
Geſchmacks, ſondern wegen der großen Schwierigkeit, ſie zu
fangen. Dieſes blitzſchnelle und höchſt vorſichtige Floßenthier
ließ ſich ja durch die plumpe beinerne Angel nicht täuſchen,
in die Reuſen, ſo grob wie ſie damals waren, äußerſt ſelten
verlocken, gleich ſelten mit der Hand fangen, wenn ſie ſchlum¬
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/375>, abgerufen am 23.12.2024.
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