wie Kinder freuen! Dem Erhabenen folge das heitere Spiel. Auf zum Haine!"
Gern begleitete ihn die Schaar in eine Lichtung des Haines, wo sie eine einfache Bühne aufgeschlagen fand. Die Einfassung war aus Laubwerk, einem Ge¬ flechte blattreicher Zweige, hergestellt. Ueber das wenig erhöhte Podion weg sah man in den natürlichen Wald, dessen Boden hier etwas aufstieg, so daß sich der künstliche der Bühne an ihn anlehnte und das Waldstück bequem für die Handlung verwendet werden konnte. Ein paar Felsblöcke zwischen den Bäumen konnten dabei so oder so ganz gut mitbenützt werden. Was von Musikanten sich wieder emporgerafft hatte, war vor der Bühne als Orchester aufgepflanzt. Es war gut, daß eine Trauerkunde, die langsam sich ver¬ breitete, erst gegen Ende der Aufführung das Ohr der Künstler erreichte: der Gaisbub war gerettet, hatte aber einen Leibschaden genommen. -- Ein Hornsignal gab das Zeichen zum Anfang. Ein Herold trat auf die Bühne, lebendiger Theaterzettel; er blies auf seiner Ledertrompete eine Fanfare und ließ sechs sonderbare Töne folgen, zwei spitze und einen starkdumpfen, dann wiederholte er solche in umgekehrter Ordnung: ein Vor¬ bild dessen, was der folgende Titel mit Worten besagte; er setzte ab und rief: "Wir werden heute die Ehre haben, unseren hochachtbaren und biederen Gönnern vorzuführen das Tanzspiel:
wie Kinder freuen! Dem Erhabenen folge das heitere Spiel. Auf zum Haine!“
Gern begleitete ihn die Schaar in eine Lichtung des Haines, wo ſie eine einfache Bühne aufgeſchlagen fand. Die Einfaſſung war aus Laubwerk, einem Ge¬ flechte blattreicher Zweige, hergeſtellt. Ueber das wenig erhöhte Podion weg ſah man in den natürlichen Wald, deſſen Boden hier etwas aufſtieg, ſo daß ſich der künſtliche der Bühne an ihn anlehnte und das Waldſtück bequem für die Handlung verwendet werden konnte. Ein paar Felsblöcke zwiſchen den Bäumen konnten dabei ſo oder ſo ganz gut mitbenützt werden. Was von Muſikanten ſich wieder emporgerafft hatte, war vor der Bühne als Orcheſter aufgepflanzt. Es war gut, daß eine Trauerkunde, die langſam ſich ver¬ breitete, erſt gegen Ende der Aufführung das Ohr der Künſtler erreichte: der Gaisbub war gerettet, hatte aber einen Leibſchaden genommen. — Ein Hornſignal gab das Zeichen zum Anfang. Ein Herold trat auf die Bühne, lebendiger Theaterzettel; er blies auf ſeiner Ledertrompete eine Fanfare und ließ ſechs ſonderbare Töne folgen, zwei ſpitze und einen ſtarkdumpfen, dann wiederholte er ſolche in umgekehrter Ordnung: ein Vor¬ bild deſſen, was der folgende Titel mit Worten beſagte; er ſetzte ab und rief: „Wir werden heute die Ehre haben, unſeren hochachtbaren und biederen Gönnern vorzuführen das Tanzſpiel:
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wie Kinder freuen! Dem Erhabenen folge das heitere
Spiel. Auf zum Haine!“
Gern begleitete ihn die Schaar in eine Lichtung
des Haines, wo ſie eine einfache Bühne aufgeſchlagen
fand. Die Einfaſſung war aus Laubwerk, einem Ge¬
flechte blattreicher Zweige, hergeſtellt. Ueber das wenig
erhöhte Podion weg ſah man in den natürlichen
Wald, deſſen Boden hier etwas aufſtieg, ſo daß ſich
der künſtliche der Bühne an ihn anlehnte und das
Waldſtück bequem für die Handlung verwendet werden
konnte. Ein paar Felsblöcke zwiſchen den Bäumen
konnten dabei ſo oder ſo ganz gut mitbenützt werden.
Was von Muſikanten ſich wieder emporgerafft hatte,
war vor der Bühne als Orcheſter aufgepflanzt. Es
war gut, daß eine Trauerkunde, die langſam ſich ver¬
breitete, erſt gegen Ende der Aufführung das Ohr der
Künſtler erreichte: der Gaisbub war gerettet, hatte
aber einen Leibſchaden genommen. — Ein Hornſignal
gab das Zeichen zum Anfang. Ein Herold trat auf
die Bühne, lebendiger Theaterzettel; er blies auf ſeiner
Ledertrompete eine Fanfare und ließ ſechs ſonderbare
Töne folgen, zwei ſpitze und einen ſtarkdumpfen, dann
wiederholte er ſolche in umgekehrter Ordnung: ein Vor¬
bild deſſen, was der folgende Titel mit Worten beſagte;
er ſetzte ab und rief: „Wir werden heute die Ehre
haben, unſeren hochachtbaren und biederen Gönnern
vorzuführen das Tanzſpiel:
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/356>, abgerufen am 18.12.2024.
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