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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879.

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den Reimen "Stopfungen, Pfropfungen, Knopfungen"
-- es erdrückte den Hörern fast den Athem, der horn-
und lederdunkle Ton des Stierhorns und der Trompete
versetzte das Gemüth mitten in den Engpaß der bang
versperrten Nasenhöhle, und wohlangebrachte Pauken¬
schläge mit den größeren Schlegeln vermehrten die
finsteren Schrecken dieser Gefangenschaft; knarrende
Rätschenlaute, schrille Pfeifentöne, scharfe Fidelbogen¬
risse, näselnde Dudelsackschnarrungen dazwischen gaben
den momentanen Oeffnungen der Einpressung, diesen
kargen Befreiungen ihr wohlverdientes Recht. Jetzt
folgte das mächtig beredte: "Pfuisala, Pfuiala, Pfuia!"
Hier that das lange Hirtenhorn sein Bestes, nicht ohne
daß Stierhorn und Trommel wieder großartig mitge¬
wirkt hätten; breite, fagotartige Klänge zogen sich mit
gehaltener Energie zu gestreckter Dehnung aus, die
Krottler giengen von ihren kurzen Rupfen zu lang
getragenen Strichen über, Paukenschläge besagten ein
Etwas wie verwerfenden Abscheu, aber gleichsam mit
geistreicher Frivolität wurde dieses Pathos umspielt
von kurzen, neckisch tanzenden Blatt- und Pfeifen¬
tönen. Dann nahmen diese weicheren Tonwerkzeuge
einen Uebergang in's Schmelzende und Rührende, wo¬
mit sie die letzte Strophe, diesen stimmungsvollen
Ausdruck der Lösung, der Befreiung einleiteten. Zwar
nicht sogleich erfolgte dieser Uebergang, gewisse rinnende
und rieselnde Töne, bei den "lästigen Fließungen"

den Reimen „Stopfungen, Pfropfungen, Knopfungen“
— es erdrückte den Hörern faſt den Athem, der horn-
und lederdunkle Ton des Stierhorns und der Trompete
verſetzte das Gemüth mitten in den Engpaß der bang
verſperrten Naſenhöhle, und wohlangebrachte Pauken¬
ſchläge mit den größeren Schlegeln vermehrten die
finſteren Schrecken dieſer Gefangenſchaft; knarrende
Rätſchenlaute, ſchrille Pfeifentöne, ſcharfe Fidelbogen¬
riſſe, näſelnde Dudelſackſchnarrungen dazwiſchen gaben
den momentanen Oeffnungen der Einpreſſung, dieſen
kargen Befreiungen ihr wohlverdientes Recht. Jetzt
folgte das mächtig beredte: „Pfuiſala, Pfuiala, Pfuia!“
Hier that das lange Hirtenhorn ſein Beſtes, nicht ohne
daß Stierhorn und Trommel wieder großartig mitge¬
wirkt hätten; breite, fagotartige Klänge zogen ſich mit
gehaltener Energie zu geſtreckter Dehnung aus, die
Krottler giengen von ihren kurzen Rupfen zu lang
getragenen Strichen über, Paukenſchläge beſagten ein
Etwas wie verwerfenden Abſcheu, aber gleichſam mit
geiſtreicher Frivolität wurde dieſes Pathos umſpielt
von kurzen, neckiſch tanzenden Blatt- und Pfeifen¬
tönen. Dann nahmen dieſe weicheren Tonwerkzeuge
einen Uebergang in's Schmelzende und Rührende, wo¬
mit ſie die letzte Strophe, dieſen ſtimmungsvollen
Ausdruck der Löſung, der Befreiung einleiteten. Zwar
nicht ſogleich erfolgte dieſer Uebergang, gewiſſe rinnende
und rieſelnde Töne, bei den „läſtigen Fließungen“

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[334/0347] den Reimen „Stopfungen, Pfropfungen, Knopfungen“ — es erdrückte den Hörern faſt den Athem, der horn- und lederdunkle Ton des Stierhorns und der Trompete verſetzte das Gemüth mitten in den Engpaß der bang verſperrten Naſenhöhle, und wohlangebrachte Pauken¬ ſchläge mit den größeren Schlegeln vermehrten die finſteren Schrecken dieſer Gefangenſchaft; knarrende Rätſchenlaute, ſchrille Pfeifentöne, ſcharfe Fidelbogen¬ riſſe, näſelnde Dudelſackſchnarrungen dazwiſchen gaben den momentanen Oeffnungen der Einpreſſung, dieſen kargen Befreiungen ihr wohlverdientes Recht. Jetzt folgte das mächtig beredte: „Pfuiſala, Pfuiala, Pfuia!“ Hier that das lange Hirtenhorn ſein Beſtes, nicht ohne daß Stierhorn und Trommel wieder großartig mitge¬ wirkt hätten; breite, fagotartige Klänge zogen ſich mit gehaltener Energie zu geſtreckter Dehnung aus, die Krottler giengen von ihren kurzen Rupfen zu lang getragenen Strichen über, Paukenſchläge beſagten ein Etwas wie verwerfenden Abſcheu, aber gleichſam mit geiſtreicher Frivolität wurde dieſes Pathos umſpielt von kurzen, neckiſch tanzenden Blatt- und Pfeifen¬ tönen. Dann nahmen dieſe weicheren Tonwerkzeuge einen Uebergang in's Schmelzende und Rührende, wo¬ mit ſie die letzte Strophe, dieſen ſtimmungsvollen Ausdruck der Löſung, der Befreiung einleiteten. Zwar nicht ſogleich erfolgte dieſer Uebergang, gewiſſe rinnende und rieſelnde Töne, bei den „läſtigen Fließungen“

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Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/347>, abgerufen am 23.12.2024.