wieder so wonnevoll erbebte, wenn man es zwischen den andern Stimmen und Klängen heraushören konnte.
Etwas auffallend war es, daß man in der Anord¬ nung des Zuges dieß Weiche und Milde so unmittel¬ bar neben das Stärkste des Starken gestellt hatte, denn hinter den Blättlern kamen, mit ziemlich behindertem Schritte, die Trommler gestiegen, vielmehr zwei Trommler und ein Pauker. Die Eselshäute waren natürlich nicht über Messing, sondern über ein Rund gezogen, das von Schefflerhand aus reinlich weißen Dauben gebildet und mit rothgefärbten Reifen um¬ spannt war. Die Pauke muß man sich nicht wie die doppelte Kesselpauke unserer Orchester, sondern wie den gewaltigen Bau vorstellen, der bei der türkischen Musik quer wie ein Faß auf dem Bauche geschleppt und auf der einen Seite mit einem großen Schlegel, auf der andern mit einem Wedel bearbeitet wird. Eine Schaar Dorfknaben, die sehr fröhlich die Musikbande begleiteten und sich ihrem Geschmacke gemäß namentlich zu den Trommlern hielten, drängte sich am dichtesten um den starken Mann, der mit derben Fäusten auf dieß Ungethüm einwirkte. Sie schliechen sich ihm nahe, es gelang etwan einem der Schelmen, mit seinem Stecken auf das Paukenfell zu schlagen, er bekam einen Klaps mit dem Wedel und das gab denn nicht wenig zu lachen.
Zuletzt kam, einzeln für sich schreitend, ein Mann,
wieder ſo wonnevoll erbebte, wenn man es zwiſchen den andern Stimmen und Klängen heraushören konnte.
Etwas auffallend war es, daß man in der Anord¬ nung des Zuges dieß Weiche und Milde ſo unmittel¬ bar neben das Stärkſte des Starken geſtellt hatte, denn hinter den Blättlern kamen, mit ziemlich behindertem Schritte, die Trommler geſtiegen, vielmehr zwei Trommler und ein Pauker. Die Eſelshäute waren natürlich nicht über Meſſing, ſondern über ein Rund gezogen, das von Schefflerhand aus reinlich weißen Dauben gebildet und mit rothgefärbten Reifen um¬ ſpannt war. Die Pauke muß man ſich nicht wie die doppelte Keſſelpauke unſerer Orcheſter, ſondern wie den gewaltigen Bau vorſtellen, der bei der türkiſchen Muſik quer wie ein Faß auf dem Bauche geſchleppt und auf der einen Seite mit einem großen Schlegel, auf der andern mit einem Wedel bearbeitet wird. Eine Schaar Dorfknaben, die ſehr fröhlich die Muſikbande begleiteten und ſich ihrem Geſchmacke gemäß namentlich zu den Trommlern hielten, drängte ſich am dichteſten um den ſtarken Mann, der mit derben Fäuſten auf dieß Ungethüm einwirkte. Sie ſchliechen ſich ihm nahe, es gelang etwan einem der Schelmen, mit ſeinem Stecken auf das Paukenfell zu ſchlagen, er bekam einen Klaps mit dem Wedel und das gab denn nicht wenig zu lachen.
Zuletzt kam, einzeln für ſich ſchreitend, ein Mann,
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wieder ſo wonnevoll erbebte, wenn man es zwiſchen
den andern Stimmen und Klängen heraushören konnte.
Etwas auffallend war es, daß man in der Anord¬
nung des Zuges dieß Weiche und Milde ſo unmittel¬
bar neben das Stärkſte des Starken geſtellt hatte, denn
hinter den Blättlern kamen, mit ziemlich behindertem
Schritte, die Trommler geſtiegen, vielmehr zwei
Trommler und ein Pauker. Die Eſelshäute waren
natürlich nicht über Meſſing, ſondern über ein Rund
gezogen, das von Schefflerhand aus reinlich weißen
Dauben gebildet und mit rothgefärbten Reifen um¬
ſpannt war. Die Pauke muß man ſich nicht wie die
doppelte Keſſelpauke unſerer Orcheſter, ſondern wie den
gewaltigen Bau vorſtellen, der bei der türkiſchen Muſik
quer wie ein Faß auf dem Bauche geſchleppt und auf
der einen Seite mit einem großen Schlegel, auf der
andern mit einem Wedel bearbeitet wird. Eine Schaar
Dorfknaben, die ſehr fröhlich die Muſikbande begleiteten
und ſich ihrem Geſchmacke gemäß namentlich zu den
Trommlern hielten, drängte ſich am dichteſten um
den ſtarken Mann, der mit derben Fäuſten auf dieß
Ungethüm einwirkte. Sie ſchliechen ſich ihm nahe, es
gelang etwan einem der Schelmen, mit ſeinem Stecken
auf das Paukenfell zu ſchlagen, er bekam einen Klaps
mit dem Wedel und das gab denn nicht wenig zu
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Zuletzt kam, einzeln für ſich ſchreitend, ein Mann,
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/331>, abgerufen am 23.12.2024.
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