bestreben es ja doch sei, Alles zweckwidrig zu machen. Man sollte meinen, sagte er, was Einer fachgemäß treibt, das müsse er doch verstehen; ja, ja, hübsch um¬ gekehrt! Der Schneider kann erst recht nicht schneiden, der Sattler nicht polstern, der Schreiner erst recht keinen Stuhl bauen! Der Erste schneidet einen Kasten statt eines Rocks, der Zweite bauscht Matraze und Sitz so, daß du nicht liegen, nicht sitzen kannst, der Dritte baut den Sessel so, daß du dich mit den Füßen anstemmen mußt, um nicht unter den Tisch zu rutschen.
Inzwischen war ihm über Eis und Winter das Ziel seiner Reise, Italien, wieder eingefallen. "Und nun will ich's also eben wieder dort probiren," sagte er, "bei meinen lieben Zugteufeln! Denn Teufel sind sie im Zugmachen; Fenster und Thüren auf! anders thun sie's nicht! Und die verruchten steinernen Böden! Aber mein Doktor hat doch Recht: er bleibt dort zwar nicht aus, aber verläuft milder, unschädlicher. Und eben dann noch etwas!"
"Was denn?"
"Wissen Sie -- es eckelt Einem eben oft am Menschen, zumeist in der nordischen Kulturwelt, die so Vieles so ängstlich verbirgt, -- Accent durch Gegensatz: Sie wissen, Sie wissen! Dort aber: na¬ turalia non sunt turpia. Also weniger Eckel."
Er zog nun eine Landkarte hervor, um mir seinen Reiseplan darauf zu zeigen. Es war nicht Raum auf
beſtreben es ja doch ſei, Alles zweckwidrig zu machen. Man ſollte meinen, ſagte er, was Einer fachgemäß treibt, das müſſe er doch verſtehen; ja, ja, hübſch um¬ gekehrt! Der Schneider kann erſt recht nicht ſchneiden, der Sattler nicht polſtern, der Schreiner erſt recht keinen Stuhl bauen! Der Erſte ſchneidet einen Kaſten ſtatt eines Rocks, der Zweite bauſcht Matraze und Sitz ſo, daß du nicht liegen, nicht ſitzen kannſt, der Dritte baut den Seſſel ſo, daß du dich mit den Füßen anſtemmen mußt, um nicht unter den Tiſch zu rutſchen.
Inzwiſchen war ihm über Eis und Winter das Ziel ſeiner Reiſe, Italien, wieder eingefallen. „Und nun will ich’s alſo eben wieder dort probiren,“ ſagte er, „bei meinen lieben Zugteufeln! Denn Teufel ſind ſie im Zugmachen; Fenſter und Thüren auf! anders thun ſie's nicht! Und die verruchten ſteinernen Böden! Aber mein Doktor hat doch Recht: er bleibt dort zwar nicht aus, aber verläuft milder, unſchädlicher. Und eben dann noch etwas!“
„Was denn?“
„Wiſſen Sie — es eckelt Einem eben oft am Menſchen, zumeiſt in der nordiſchen Kulturwelt, die ſo Vieles ſo ängſtlich verbirgt, — Accent durch Gegenſatz: Sie wiſſen, Sie wiſſen! Dort aber: na¬ turalia non sunt turpia. Alſo weniger Eckel.“
Er zog nun eine Landkarte hervor, um mir ſeinen Reiſeplan darauf zu zeigen. Es war nicht Raum auf
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beſtreben es ja doch ſei, Alles zweckwidrig zu machen.
Man ſollte meinen, ſagte er, was Einer fachgemäß
treibt, das müſſe er doch verſtehen; ja, ja, hübſch um¬
gekehrt! Der Schneider kann erſt recht nicht ſchneiden,
der Sattler nicht polſtern, der Schreiner erſt recht
keinen Stuhl bauen! Der Erſte ſchneidet einen Kaſten
ſtatt eines Rocks, der Zweite bauſcht Matraze und Sitz
ſo, daß du nicht liegen, nicht ſitzen kannſt, der Dritte
baut den Seſſel ſo, daß du dich mit den Füßen
anſtemmen mußt, um nicht unter den Tiſch zu rutſchen.
Inzwiſchen war ihm über Eis und Winter das Ziel
ſeiner Reiſe, Italien, wieder eingefallen. „Und nun will
ich’s alſo eben wieder dort probiren,“ ſagte er, „bei
meinen lieben Zugteufeln! Denn Teufel ſind ſie im
Zugmachen; Fenſter und Thüren auf! anders thun
ſie's nicht! Und die verruchten ſteinernen Böden! Aber
mein Doktor hat doch Recht: er bleibt dort zwar nicht
aus, aber verläuft milder, unſchädlicher. Und eben
dann noch etwas!“
„Was denn?“
„Wiſſen Sie — es eckelt Einem eben oft am
Menſchen, zumeiſt in der nordiſchen Kulturwelt,
die ſo Vieles ſo ängſtlich verbirgt, — Accent durch
Gegenſatz: Sie wiſſen, Sie wiſſen! Dort aber: na¬
turalia non sunt turpia. Alſo weniger Eckel.“
Er zog nun eine Landkarte hervor, um mir ſeinen
Reiſeplan darauf zu zeigen. Es war nicht Raum auf
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/125>, abgerufen am 05.12.2024.
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