tiger Rest, weil der taktische Zweck das freie Spiel der Figuren aus- schließt; übrigens ist klar, daß die Einübung des Einzelnen zur kriegeri- schen Gesammtbewegung in unserer Zeit darum so schwer ist, weil wir sonst keine rhythmischen Massenbewegungen kennen. In aller Gymna- stik bleiben die Griechen ebensosehr mustergültiges Ideal wie in der reinen, selbständigen Bildnerkunst, und ihre großen Festspiele glänzen selbst in der schwachen Vorstellung, die wir davon haben, als unerreichtes Bild der höchsten nationalen Herrlichkeit. Das Geschichtliche gibt in Vollstän- digkeit J. Heinr. Krause: Olympia oder d. großen olymp. Spiele u. s. w. D. Gymnastik u. Agonistik der Hellenen. D. Pythien, Nemeen u. Isth- mien. -- Endlich muß noch ein weiteres anhängendes Gebiet mit einem Wort erwähnt werden: das Handwerk, das den Körper bekleidet, denn es setzt plastischen (zugleich freilich auch malerischen) Sinn voraus. Auch Pferdeschmuck will mit ästhetischem Gefühl behandelt sein; das wußten die Orientalen, die Griechen, das Mittelalter, und weiß der heutige Orientale besser, als die stumpfe Mode unserer Zeit und Welt.
tiger Reſt, weil der taktiſche Zweck das freie Spiel der Figuren aus- ſchließt; übrigens iſt klar, daß die Einübung des Einzelnen zur kriegeri- ſchen Geſammtbewegung in unſerer Zeit darum ſo ſchwer iſt, weil wir ſonſt keine rhythmiſchen Maſſenbewegungen kennen. In aller Gymna- ſtik bleiben die Griechen ebenſoſehr muſtergültiges Ideal wie in der reinen, ſelbſtändigen Bildnerkunſt, und ihre großen Feſtſpiele glänzen ſelbſt in der ſchwachen Vorſtellung, die wir davon haben, als unerreichtes Bild der höchſten nationalen Herrlichkeit. Das Geſchichtliche gibt in Vollſtän- digkeit J. Heinr. Krauſe: Olympia oder d. großen olymp. Spiele u. ſ. w. D. Gymnaſtik u. Agoniſtik der Hellenen. D. Pythien, Nemeen u. Iſth- mien. — Endlich muß noch ein weiteres anhängendes Gebiet mit einem Wort erwähnt werden: das Handwerk, das den Körper bekleidet, denn es ſetzt plaſtiſchen (zugleich freilich auch maleriſchen) Sinn voraus. Auch Pferdeſchmuck will mit äſthetiſchem Gefühl behandelt ſein; das wußten die Orientalen, die Griechen, das Mittelalter, und weiß der heutige Orientale beſſer, als die ſtumpfe Mode unſerer Zeit und Welt.
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tiger Reſt, weil der taktiſche Zweck das freie Spiel der Figuren aus-
ſchließt; übrigens iſt klar, daß die Einübung des Einzelnen zur kriegeri-
ſchen Geſammtbewegung in unſerer Zeit darum ſo ſchwer iſt, weil wir
ſonſt keine rhythmiſchen Maſſenbewegungen kennen. In aller Gymna-
ſtik bleiben die Griechen ebenſoſehr muſtergültiges Ideal wie in der reinen,
ſelbſtändigen Bildnerkunſt, und ihre großen Feſtſpiele glänzen ſelbſt in
der ſchwachen Vorſtellung, die wir davon haben, als unerreichtes Bild
der höchſten nationalen Herrlichkeit. Das Geſchichtliche gibt in Vollſtän-
digkeit J. Heinr. Krauſe: Olympia oder d. großen olymp. Spiele u. ſ. w.
D. Gymnaſtik u. Agoniſtik der Hellenen. D. Pythien, Nemeen u. Iſth-
mien. — Endlich muß noch ein weiteres anhängendes Gebiet mit einem
Wort erwähnt werden: das Handwerk, das den Körper bekleidet, denn
es ſetzt plaſtiſchen (zugleich freilich auch maleriſchen) Sinn voraus. Auch
Pferdeſchmuck will mit äſthetiſchem Gefühl behandelt ſein; das wußten
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Orientale beſſer, als die ſtumpfe Mode unſerer Zeit und Welt.
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Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 3,2,2. Stuttgart, 1853, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_aesthetik030202_1853/178>, abgerufen am 30.07.2024.
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