Im Wesentlichen reducirt sich diese ganze Reihe niederer Gewebe daher auf ein einfaches Schema. In der Regel besteht der grösste Theil des Gewebes aus Intercellularsubstanz, in welche in gewissen Abständen Zellen eingebettet sind, welche ihrerseits die mannigfachsten Formen haben. Aber die Ge- webe lassen sich nicht darnach unterscheiden, dass das eine nur runde, das andere dagegen geschwänzte oder sternförmige Zellen enthält, sondern in allen Geweben der Bindesubstanz kön- nen runde, lange, eckige Elemente vorkommen. Der einfachste Fall ist der, dass runde Zellen in gewissen Abständen liegen und dazwischen Intercellularsubstanz eintritt. Das ist dieje- nige Form, welche wir am schönsten in den hyalinen Knor- peln finden, z. B. in den Gelenküberzügen, wo die Zwischen- masse vollkommen homogen ist und wir nichts sehen, als eine hier und da vielleicht gekörnte, im Ganzen jedoch völlig wasserklare Substanz, so dass, wenn man nicht die Grenze
[Abbildung]
Fig. 22.
des Objectes sieht, man in Zweifel sein kann, ob über- haupt etwas zwischen den Zel- len vorhanden ist.
Diese Substanz charakteri- sirt den hyalinen Knorpel. Nun sehen wir, dass unter ge- wissen Verhältnissen die run- den Elemente sich auch schon im Knorpel in längliche, spin- delförmige umwandeln, z. B.
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suchungen. A. Jüngstes Stadium. Hyaline Grundsubstanz (Intercellular- substanz) mit grösseren Zellen (Bindegewebskörperchen); letztere in re- gelmässigen Abständen, reihenweise gestellt, Anfangs getrennt, spindel- förmig und einfach, späterhin anastomosirend und verästelt. B. Ael- teres Stadium: bei a streifig gewordene (fibrilläre) Grundsubstanz, durch die reihenweise Einlagerung von Zellen fasciculär erscheinend; die Zel- len schmaler und feiner werdend; bei b nach Einwirkung von Essigsäure ist die streifige Beschaffenheit der Grundsubstanz wieder verschwunden und man sieht die noch kernhaltigen, feinen und langen anastomosirenden Faserzellen (Bindegewebskörperchen).
[Abbildung]
Fig. 22.
Senkrechter Durchschnitt durch den wachsenden Knorpel der Patella. a die Gelenkfläche mit parallel gelagerten Spindelzellen (Knorpelkörperchen). b Beginnende Wucherung der Zellen. c Vorge- schrittene Wucherung: grosse, rundliche Gruppen, innerhalb der ausge- dehnten Capseln immer zahlreichere runde Zellen. -- Vergrösserung 50.
Hyalines Knorpel.
Im Wesentlichen reducirt sich diese ganze Reihe niederer Gewebe daher auf ein einfaches Schema. In der Regel besteht der grösste Theil des Gewebes aus Intercellularsubstanz, in welche in gewissen Abständen Zellen eingebettet sind, welche ihrerseits die mannigfachsten Formen haben. Aber die Ge- webe lassen sich nicht darnach unterscheiden, dass das eine nur runde, das andere dagegen geschwänzte oder sternförmige Zellen enthält, sondern in allen Geweben der Bindesubstanz kön- nen runde, lange, eckige Elemente vorkommen. Der einfachste Fall ist der, dass runde Zellen in gewissen Abständen liegen und dazwischen Intercellularsubstanz eintritt. Das ist dieje- nige Form, welche wir am schönsten in den hyalinen Knor- peln finden, z. B. in den Gelenküberzügen, wo die Zwischen- masse vollkommen homogen ist und wir nichts sehen, als eine hier und da vielleicht gekörnte, im Ganzen jedoch völlig wasserklare Substanz, so dass, wenn man nicht die Grenze
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Fig. 22.
des Objectes sieht, man in Zweifel sein kann, ob über- haupt etwas zwischen den Zel- len vorhanden ist.
Diese Substanz charakteri- sirt den hyalinen Knorpel. Nun sehen wir, dass unter ge- wissen Verhältnissen die run- den Elemente sich auch schon im Knorpel in längliche, spin- delförmige umwandeln, z. B.
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suchungen. A. Jüngstes Stadium. Hyaline Grundsubstanz (Intercellular- substanz) mit grösseren Zellen (Bindegewebskörperchen); letztere in re- gelmässigen Abständen, reihenweise gestellt, Anfangs getrennt, spindel- förmig und einfach, späterhin anastomosirend und verästelt. B. Ael- teres Stadium: bei a streifig gewordene (fibrilläre) Grundsubstanz, durch die reihenweise Einlagerung von Zellen fasciculär erscheinend; die Zel- len schmaler und feiner werdend; bei b nach Einwirkung von Essigsäure ist die streifige Beschaffenheit der Grundsubstanz wieder verschwunden und man sieht die noch kernhaltigen, feinen und langen anastomosirenden Faserzellen (Bindegewebskörperchen).
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Fig. 22.
Senkrechter Durchschnitt durch den wachsenden Knorpel der Patella. a die Gelenkfläche mit parallel gelagerten Spindelzellen (Knorpelkörperchen). b Beginnende Wucherung der Zellen. c Vorge- schrittene Wucherung: grosse, rundliche Gruppen, innerhalb der ausge- dehnten Capseln immer zahlreichere runde Zellen. — Vergrösserung 50.
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Hyalines Knorpel.
Im Wesentlichen reducirt sich diese ganze Reihe niederer
Gewebe daher auf ein einfaches Schema. In der Regel besteht
der grösste Theil des Gewebes aus Intercellularsubstanz, in
welche in gewissen Abständen Zellen eingebettet sind, welche
ihrerseits die mannigfachsten Formen haben. Aber die Ge-
webe lassen sich nicht darnach unterscheiden, dass das eine
nur runde, das andere dagegen geschwänzte oder sternförmige
Zellen enthält, sondern in allen Geweben der Bindesubstanz kön-
nen runde, lange, eckige Elemente vorkommen. Der einfachste
Fall ist der, dass runde Zellen in gewissen Abständen liegen
und dazwischen Intercellularsubstanz eintritt. Das ist dieje-
nige Form, welche wir am schönsten in den hyalinen Knor-
peln finden, z. B. in den Gelenküberzügen, wo die Zwischen-
masse vollkommen homogen ist und wir nichts sehen, als
eine hier und da vielleicht gekörnte, im Ganzen jedoch völlig
wasserklare Substanz, so dass, wenn man nicht die Grenze
[Abbildung Fig. 22.]
des Objectes sieht, man in
Zweifel sein kann, ob über-
haupt etwas zwischen den Zel-
len vorhanden ist.
Diese Substanz charakteri-
sirt den hyalinen Knorpel.
Nun sehen wir, dass unter ge-
wissen Verhältnissen die run-
den Elemente sich auch schon
im Knorpel in längliche, spin-
delförmige umwandeln, z. B.
[Abbildung suchungen. A. Jüngstes Stadium. Hyaline Grundsubstanz (Intercellular-
substanz) mit grösseren Zellen (Bindegewebskörperchen); letztere in re-
gelmässigen Abständen, reihenweise gestellt, Anfangs getrennt, spindel-
förmig und einfach, späterhin anastomosirend und verästelt. B. Ael-
teres Stadium: bei a streifig gewordene (fibrilläre) Grundsubstanz, durch
die reihenweise Einlagerung von Zellen fasciculär erscheinend; die Zel-
len schmaler und feiner werdend; bei b nach Einwirkung von Essigsäure
ist die streifige Beschaffenheit der Grundsubstanz wieder verschwunden
und man sieht die noch kernhaltigen, feinen und langen anastomosirenden
Faserzellen (Bindegewebskörperchen).]
[Abbildung Fig. 22. Senkrechter Durchschnitt durch den wachsenden Knorpel
der Patella. a die Gelenkfläche mit parallel gelagerten Spindelzellen
(Knorpelkörperchen). b Beginnende Wucherung der Zellen. c Vorge-
schrittene Wucherung: grosse, rundliche Gruppen, innerhalb der ausge-
dehnten Capseln immer zahlreichere runde Zellen. — Vergrösserung 50.]
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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/63>, abgerufen am 16.02.2025.
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