Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweite Vorlesung.
[Abbildung] Fig. 19.
sucht, so findet man lockige Faserbündel, sogenanntes lockiges
Bindegewebe
. Diese lockige Beschaffenheit, die sich in ge-
wissen Abständen wiederholt, so dass dadurch eine Art von
Fascikeln entsteht, glaubte man um so bestimmter auf einzelne
Fasern zurückführen zu können, als in der That an dem Ende
eines jeden Bündels isolirte Fäden herausstehen. Trotzdem
ist gerade auf diesen Punkt vor etwas länger als zehn Jahren
ein Angriff gemacht worden, der in einer anderen, als der
beabsichtigten Beziehung eine sehr grosse Bedeutung gehabt
hat. Reichert suchte zu zeigen, dass diese Fasern nur der
optische Ausdruck von Falten seien, und dass das Bindegewebe
an allen Orten eine homogene Masse bilde, mit grosser Nei-
gung zur Faltenbildung versehen.

Schwann hatte für die Bildung des Bindegewebes an-
genommen, dass ursprünglich zellige Elemente von spindelför-
miger Gestalt vorhanden wären, die nachher so berühmt ge-
wordenen geschwänzten Körperchen (fibroplastischen Kör-
per Lebert's) und dass aus solchen Zellen unmittelbar Fascikel
von Bindegewebe in der Weise hervorgingen, dass der Körper

[Abbildung] Fig. 19.

A. Bündel von gewöhnlichem lockigem Bindegewebe (In-
tercellularsubstanz), am Ende in feine Fibrillen zersplitternd.
B. Schema der Bindegewebs-Entwicklung nach Schwann. a Spin-
delzelle (geschwänztes Körperchen, fibroplastisches Körperchen Lebert)
mit Kern und Kernkörperchen. b Zerklüftung des Zellkörpers in Fibrillen.
C. Schema der Bindegewebs-Entwicklung nach Henle. a Hyaline
Grundsubstanz (Blastem) mit regelmässig eingestreuten, nucleolirten Ker-
nen. b Zerfaserung des Blastems (directe Fibrillenbildung) und Umwand-
tung der Kerne in Kernfasern.

Zweite Vorlesung.
[Abbildung] Fig. 19.
sucht, so findet man lockige Faserbündel, sogenanntes lockiges
Bindegewebe
. Diese lockige Beschaffenheit, die sich in ge-
wissen Abständen wiederholt, so dass dadurch eine Art von
Fascikeln entsteht, glaubte man um so bestimmter auf einzelne
Fasern zurückführen zu können, als in der That an dem Ende
eines jeden Bündels isolirte Fäden herausstehen. Trotzdem
ist gerade auf diesen Punkt vor etwas länger als zehn Jahren
ein Angriff gemacht worden, der in einer anderen, als der
beabsichtigten Beziehung eine sehr grosse Bedeutung gehabt
hat. Reichert suchte zu zeigen, dass diese Fasern nur der
optische Ausdruck von Falten seien, und dass das Bindegewebe
an allen Orten eine homogene Masse bilde, mit grosser Nei-
gung zur Faltenbildung versehen.

Schwann hatte für die Bildung des Bindegewebes an-
genommen, dass ursprünglich zellige Elemente von spindelför-
miger Gestalt vorhanden wären, die nachher so berühmt ge-
wordenen geschwänzten Körperchen (fibroplastischen Kör-
per Lebert’s) und dass aus solchen Zellen unmittelbar Fascikel
von Bindegewebe in der Weise hervorgingen, dass der Körper

[Abbildung] Fig. 19.

A. Bündel von gewöhnlichem lockigem Bindegewebe (In-
tercellularsubstanz), am Ende in feine Fibrillen zersplitternd.
B. Schema der Bindegewebs-Entwicklung nach Schwann. a Spin-
delzelle (geschwänztes Körperchen, fibroplastisches Körperchen Lebert)
mit Kern und Kernkörperchen. b Zerklüftung des Zellkörpers in Fibrillen.
C. Schema der Bindegewebs-Entwicklung nach Henle. a Hyaline
Grundsubstanz (Blastem) mit regelmässig eingestreuten, nucleolirten Ker-
nen. b Zerfaserung des Blastems (directe Fibrillenbildung) und Umwand-
tung der Kerne in Kernfasern.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0060" n="38"/><fw place="top" type="header">Zweite Vorlesung.</fw><lb/><figure><head>Fig. 19.</head></figure><lb/>
sucht, so findet man lockige Faserbündel, sogenanntes <hi rendition="#g">lockiges<lb/>
Bindegewebe</hi>. Diese lockige Beschaffenheit, die sich in ge-<lb/>
wissen Abständen wiederholt, so dass dadurch eine Art von<lb/>
Fascikeln entsteht, glaubte man um so bestimmter auf einzelne<lb/>
Fasern zurückführen zu können, als in der That an dem Ende<lb/>
eines jeden Bündels isolirte Fäden herausstehen. Trotzdem<lb/>
ist gerade auf diesen Punkt vor etwas länger als zehn Jahren<lb/>
ein Angriff gemacht worden, der in einer anderen, als der<lb/>
beabsichtigten Beziehung eine sehr grosse Bedeutung gehabt<lb/>
hat. <hi rendition="#g">Reichert</hi> suchte zu zeigen, dass diese Fasern nur der<lb/>
optische Ausdruck von Falten seien, und dass das Bindegewebe<lb/>
an allen Orten eine homogene Masse bilde, mit grosser Nei-<lb/>
gung zur Faltenbildung versehen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Schwann</hi> hatte für die Bildung des Bindegewebes an-<lb/>
genommen, dass ursprünglich zellige Elemente von spindelför-<lb/>
miger Gestalt vorhanden wären, die nachher so berühmt ge-<lb/>
wordenen <hi rendition="#g">geschwänzten Körperchen</hi> (fibroplastischen Kör-<lb/>
per <hi rendition="#g">Lebert&#x2019;s</hi>) und dass aus solchen Zellen unmittelbar Fascikel<lb/>
von Bindegewebe in der Weise hervorgingen, dass der Körper<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 19. </head><p><hi rendition="#i">A</hi>. Bündel von gewöhnlichem lockigem Bindegewebe (In-<lb/>
tercellularsubstanz), am Ende in feine Fibrillen zersplitternd.<lb/><hi rendition="#i">B</hi>. Schema der Bindegewebs-Entwicklung nach <hi rendition="#g">Schwann</hi>. <hi rendition="#i">a</hi> Spin-<lb/>
delzelle (geschwänztes Körperchen, fibroplastisches Körperchen <hi rendition="#g">Lebert</hi>)<lb/>
mit Kern und Kernkörperchen. <hi rendition="#i">b</hi> Zerklüftung des Zellkörpers in Fibrillen.<lb/><hi rendition="#i">C</hi>. Schema der Bindegewebs-Entwicklung nach <hi rendition="#g">Henle</hi>. <hi rendition="#i">a</hi> Hyaline<lb/>
Grundsubstanz (Blastem) mit regelmässig eingestreuten, nucleolirten Ker-<lb/>
nen. <hi rendition="#i">b</hi> Zerfaserung des Blastems (directe Fibrillenbildung) und Umwand-<lb/>
tung der Kerne in Kernfasern.</p></figure><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0060] Zweite Vorlesung. [Abbildung Fig. 19.] sucht, so findet man lockige Faserbündel, sogenanntes lockiges Bindegewebe. Diese lockige Beschaffenheit, die sich in ge- wissen Abständen wiederholt, so dass dadurch eine Art von Fascikeln entsteht, glaubte man um so bestimmter auf einzelne Fasern zurückführen zu können, als in der That an dem Ende eines jeden Bündels isolirte Fäden herausstehen. Trotzdem ist gerade auf diesen Punkt vor etwas länger als zehn Jahren ein Angriff gemacht worden, der in einer anderen, als der beabsichtigten Beziehung eine sehr grosse Bedeutung gehabt hat. Reichert suchte zu zeigen, dass diese Fasern nur der optische Ausdruck von Falten seien, und dass das Bindegewebe an allen Orten eine homogene Masse bilde, mit grosser Nei- gung zur Faltenbildung versehen. Schwann hatte für die Bildung des Bindegewebes an- genommen, dass ursprünglich zellige Elemente von spindelför- miger Gestalt vorhanden wären, die nachher so berühmt ge- wordenen geschwänzten Körperchen (fibroplastischen Kör- per Lebert’s) und dass aus solchen Zellen unmittelbar Fascikel von Bindegewebe in der Weise hervorgingen, dass der Körper [Abbildung Fig. 19. A. Bündel von gewöhnlichem lockigem Bindegewebe (In- tercellularsubstanz), am Ende in feine Fibrillen zersplitternd. B. Schema der Bindegewebs-Entwicklung nach Schwann. a Spin- delzelle (geschwänztes Körperchen, fibroplastisches Körperchen Lebert) mit Kern und Kernkörperchen. b Zerklüftung des Zellkörpers in Fibrillen. C. Schema der Bindegewebs-Entwicklung nach Henle. a Hyaline Grundsubstanz (Blastem) mit regelmässig eingestreuten, nucleolirten Ker- nen. b Zerfaserung des Blastems (directe Fibrillenbildung) und Umwand- tung der Kerne in Kernfasern.]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/60
Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/60>, abgerufen am 24.11.2024.