Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.Zweite Vorlesung. mählig ein kleiner Zapfen von zelligen Elementen nach innenwächst und, sich seitlich ausbreitend, die Entwicklung der Drüse hervorbringt, welche demnach sofort ein Continuum mit ursprünglich äusseren Lagen darstellt. So entstehen die Drü- sen der Oberfläche (die Schweiss- und Talgdrüsen der Haut, die Milchdrüse), so entstehen aber auch die inneren Drüsen des Digestionstractus (Magendrüsen, Leber). Die einfachsten Formen, welche an sich die Drüse darbieten kann, kommen überhaupt beim Menschen nicht vor. Man lernte in neuerer Zeit einzellige Drüsen bei niederen Thieren kennen. Die menschlichen Drüsen sind stets Summen von vielen Elementen, die man aber zuletzt eben auch auf ein ziemlich Einfaches re- [Abbildung]
Fig. 18. duciren kann. Dazu kommt, dass in unsern Drüsen bei derGrösse und Zusammensetzung derselben gewöhnlich noch an- dere nothwendige Bestandtheile in die Zusammensetzung ein- gehen, und dass die Drüse, als Organ betrachtet, allerdings nicht blos aus Drüsenzellen besteht. Aber darüber ist man ge- genwärtig ziemlich einig, dass das wesentliche Element die Drüsenzellen sind, ebenso wie bei den Muskeln das Muskel- primitivbündel, und dass die specifische Action der Drüse in [Abbildung]
Fig. 18. A. Entwicklung der Schweissdrüsen durch Wucherung der Zweite Vorlesung. mählig ein kleiner Zapfen von zelligen Elementen nach innenwächst und, sich seitlich ausbreitend, die Entwicklung der Drüse hervorbringt, welche demnach sofort ein Continuum mit ursprünglich äusseren Lagen darstellt. So entstehen die Drü- sen der Oberfläche (die Schweiss- und Talgdrüsen der Haut, die Milchdrüse), so entstehen aber auch die inneren Drüsen des Digestionstractus (Magendrüsen, Leber). Die einfachsten Formen, welche an sich die Drüse darbieten kann, kommen überhaupt beim Menschen nicht vor. Man lernte in neuerer Zeit einzellige Drüsen bei niederen Thieren kennen. Die menschlichen Drüsen sind stets Summen von vielen Elementen, die man aber zuletzt eben auch auf ein ziemlich Einfaches re- [Abbildung]
Fig. 18. duciren kann. Dazu kommt, dass in unsern Drüsen bei derGrösse und Zusammensetzung derselben gewöhnlich noch an- dere nothwendige Bestandtheile in die Zusammensetzung ein- gehen, und dass die Drüse, als Organ betrachtet, allerdings nicht blos aus Drüsenzellen besteht. Aber darüber ist man ge- genwärtig ziemlich einig, dass das wesentliche Element die Drüsenzellen sind, ebenso wie bei den Muskeln das Muskel- primitivbündel, und dass die specifische Action der Drüse in [Abbildung]
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Zweite Vorlesung.
mählig ein kleiner Zapfen von zelligen Elementen nach innen
wächst und, sich seitlich ausbreitend, die Entwicklung der
Drüse hervorbringt, welche demnach sofort ein Continuum mit
ursprünglich äusseren Lagen darstellt. So entstehen die Drü-
sen der Oberfläche (die Schweiss- und Talgdrüsen der Haut,
die Milchdrüse), so entstehen aber auch die inneren Drüsen
des Digestionstractus (Magendrüsen, Leber). Die einfachsten
Formen, welche an sich die Drüse darbieten kann, kommen
überhaupt beim Menschen nicht vor. Man lernte in neuerer
Zeit einzellige Drüsen bei niederen Thieren kennen. Die
menschlichen Drüsen sind stets Summen von vielen Elementen,
die man aber zuletzt eben auch auf ein ziemlich Einfaches re-
[Abbildung Fig. 18.]
duciren kann. Dazu kommt, dass in unsern Drüsen bei der
Grösse und Zusammensetzung derselben gewöhnlich noch an-
dere nothwendige Bestandtheile in die Zusammensetzung ein-
gehen, und dass die Drüse, als Organ betrachtet, allerdings
nicht blos aus Drüsenzellen besteht. Aber darüber ist man ge-
genwärtig ziemlich einig, dass das wesentliche Element die
Drüsenzellen sind, ebenso wie bei den Muskeln das Muskel-
primitivbündel, und dass die specifische Action der Drüse in
[Abbildung Fig. 18. A. Entwicklung der Schweissdrüsen durch Wucherung der
Zellen des Rete Malpighii nach innen. e Epidermis, r Rete Malpighii,
g g solider Zapfen, der ersten Drüsenanlage entsprechend. Nach Köl-
liker.
B. Stück eines Schweissdrüsenkanals im entwickelten Zustande.
t t Tunica pro pria. e e Epithellagen.]
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Zitationshilfe: | Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/58>, abgerufen am 16.02.2025. |