gewöhnlichen Gange homologer Entwickelung Abweichendes liegt. Auch ist eine gewisse Zahl von Neubildungen noch gegenwärtig übrig geblieben, bei denen man, zum Theil aus Mangel an bekannten physiologischen Typen, die äussere Er- scheinung oder den klinischen Character als Grund der Ter- minologie beibehalten hat.
Man spricht immer noch von einem Tuberkel, und der Name, den Fuchs dafür erfunden hat, der einzige neue, so viel ich weiss, der dafür einzuführen versucht worden ist, Phyma, ist ein so unbestimmter, so leicht auf jedes "Gewächs" anwend- barer, dass er keine grosse Zustimmung gefunden hat. Manche andere Namen hat man in der letzten Zeit in einer immer grösseren Ausdehnung gebraucht, welche auch nichts weiter als Lückenbüsser sind, z. B. den des Colloids. Dieser Name ist im Anfange unseres Jahrhunderts von Laennec erfunden worden für eine Form von Geschwulst, welche er der Con- sistenz nach als analog dem halberstarrten Tischlerleim be- zeichnete; in ihrer recht entwickelten Form stellt sie eine halb zitternde Gelatine von farblosem oder leicht gelblichem Aussehen dar, welche im Ganzen den Eindruck einer fast strukturlosen Beschaffenheit macht. Während man sich früher- hin vollkommen befriedigt erklärte, wenn man Zustände dieser Art als gallertartige, gelatinöse bezeichnete, so ist es manchen Neueren als ein Beweis höherer Einsicht erschienen, wenn sie statt Gallertgeschwulst oder Gallertmasse Colloidgeschwulst oder Colloidmasse sagten. Aber Sie müssen nicht glauben, dass diejenigen, welche diese Bezeichnungen am meisten im Munde führen, damit etwas anderes ausdrücken wollen, als was die meisten Anderen einfach Gallertgeschwulst oder Gal- lerte kurzweg nennen. Es ist damit gerade wie zu den Zei- ten Homer's mit dem Kraut Molu, welches in der Sprache der Götter so genannt ward, anders aber von den Menschen*). Es ist aber sehr rathsam, dass man diese eigentlich nichts- sagenden und nur hochtönenden Ausdrücke nicht unnöthiger Weise ausbreite, und dass man sich daran gewöhne, mit je- dem Ausdruck etwas Präcises zu sagen, dass man also von
*) Odyss. X. 305. Anmerkung des Stenographen.
Terminologie der Neubildungen.
gewöhnlichen Gange homologer Entwickelung Abweichendes liegt. Auch ist eine gewisse Zahl von Neubildungen noch gegenwärtig übrig geblieben, bei denen man, zum Theil aus Mangel an bekannten physiologischen Typen, die äussere Er- scheinung oder den klinischen Character als Grund der Ter- minologie beibehalten hat.
Man spricht immer noch von einem Tuberkel, und der Name, den Fuchs dafür erfunden hat, der einzige neue, so viel ich weiss, der dafür einzuführen versucht worden ist, Phyma, ist ein so unbestimmter, so leicht auf jedes „Gewächs“ anwend- barer, dass er keine grosse Zustimmung gefunden hat. Manche andere Namen hat man in der letzten Zeit in einer immer grösseren Ausdehnung gebraucht, welche auch nichts weiter als Lückenbüsser sind, z. B. den des Colloids. Dieser Name ist im Anfange unseres Jahrhunderts von Laennec erfunden worden für eine Form von Geschwulst, welche er der Con- sistenz nach als analog dem halberstarrten Tischlerleim be- zeichnete; in ihrer recht entwickelten Form stellt sie eine halb zitternde Gelatine von farblosem oder leicht gelblichem Aussehen dar, welche im Ganzen den Eindruck einer fast strukturlosen Beschaffenheit macht. Während man sich früher- hin vollkommen befriedigt erklärte, wenn man Zustände dieser Art als gallertartige, gelatinöse bezeichnete, so ist es manchen Neueren als ein Beweis höherer Einsicht erschienen, wenn sie statt Gallertgeschwulst oder Gallertmasse Colloidgeschwulst oder Colloidmasse sagten. Aber Sie müssen nicht glauben, dass diejenigen, welche diese Bezeichnungen am meisten im Munde führen, damit etwas anderes ausdrücken wollen, als was die meisten Anderen einfach Gallertgeschwulst oder Gal- lerte kurzweg nennen. Es ist damit gerade wie zu den Zei- ten Homer’s mit dem Kraut Μῶλυ, welches in der Sprache der Götter so genannt ward, anders aber von den Menschen*). Es ist aber sehr rathsam, dass man diese eigentlich nichts- sagenden und nur hochtönenden Ausdrücke nicht unnöthiger Weise ausbreite, und dass man sich daran gewöhne, mit je- dem Ausdruck etwas Präcises zu sagen, dass man also von
*) Odyss. X. 305. Anmerkung des Stenographen.
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Terminologie der Neubildungen.
gewöhnlichen Gange homologer Entwickelung Abweichendes
liegt. Auch ist eine gewisse Zahl von Neubildungen noch
gegenwärtig übrig geblieben, bei denen man, zum Theil aus
Mangel an bekannten physiologischen Typen, die äussere Er-
scheinung oder den klinischen Character als Grund der Ter-
minologie beibehalten hat.
Man spricht immer noch von einem Tuberkel, und der Name,
den Fuchs dafür erfunden hat, der einzige neue, so viel ich
weiss, der dafür einzuführen versucht worden ist, Phyma, ist
ein so unbestimmter, so leicht auf jedes „Gewächs“ anwend-
barer, dass er keine grosse Zustimmung gefunden hat. Manche
andere Namen hat man in der letzten Zeit in einer immer
grösseren Ausdehnung gebraucht, welche auch nichts weiter
als Lückenbüsser sind, z. B. den des Colloids. Dieser Name
ist im Anfange unseres Jahrhunderts von Laennec erfunden
worden für eine Form von Geschwulst, welche er der Con-
sistenz nach als analog dem halberstarrten Tischlerleim be-
zeichnete; in ihrer recht entwickelten Form stellt sie eine
halb zitternde Gelatine von farblosem oder leicht gelblichem
Aussehen dar, welche im Ganzen den Eindruck einer fast
strukturlosen Beschaffenheit macht. Während man sich früher-
hin vollkommen befriedigt erklärte, wenn man Zustände dieser
Art als gallertartige, gelatinöse bezeichnete, so ist es manchen
Neueren als ein Beweis höherer Einsicht erschienen, wenn sie
statt Gallertgeschwulst oder Gallertmasse Colloidgeschwulst
oder Colloidmasse sagten. Aber Sie müssen nicht glauben,
dass diejenigen, welche diese Bezeichnungen am meisten im
Munde führen, damit etwas anderes ausdrücken wollen, als
was die meisten Anderen einfach Gallertgeschwulst oder Gal-
lerte kurzweg nennen. Es ist damit gerade wie zu den Zei-
ten Homer’s mit dem Kraut Μῶλυ, welches in der Sprache
der Götter so genannt ward, anders aber von den Menschen *).
Es ist aber sehr rathsam, dass man diese eigentlich nichts-
sagenden und nur hochtönenden Ausdrücke nicht unnöthiger
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*) Odyss. X. 305. Anmerkung des Stenographen.
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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/435>, abgerufen am 27.11.2024.
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