Knochen schon längst in Markgewebe umgewandelt sein sollte. Je weiter der Prozess vor sich geht, um so mehr finden sich aber auch isolirte, zersprengte Kalkmassen in dem Knorpel, manchmal so, dass der ganze Knorpel auf dem Durchschnitte weiss punktirt erscheint. Weiter zeigt sich die Unregelmässig- keit darin, dass, während im normalen Gange der Dinge die Markräume erst eine kleine Strecke hinter dem Verkalkungs- rande (Fig. 126) beginnen sollten, dieselben hier hinauftreten und manchmal bis weit über die Verkalkungsgrenze hinaus eine Reihe von zusammenhängenden Höhlen sich zieht, welche mit einem weicheren, leicht faserigen Gewebe erfüllt sind und in welches auch Gefässe aufsteigen. Markräume und Gefässe liegen also da, wo normal eigentlich keine einzige Markzelle, kein einziges Gefäss sich befinden sollte.
Auf diese Weise kann an den Stellen, wo der Prozess seine Höhe erreicht hat, jedesmal nebeneinander eine ganze Reihe von verschiedenartigen Gewebszuständen gefunden wer- den. Während wir sonst an einem bestimmten Punkte Knor- pel, an einem bestimmten Punkte Verkalkung oder Knochen oder Markgewebe finden, so liegt hier Alles durcheinander: hier Markgewebe, darüber osteoides Gewebe oder Knochen, daneben verkalkter Knorpel, darunter vielleicht noch erhalte- ner Knorpel. Diese ganze Schicht, welche sich sehr beträcht- lich weit erstrecken kann, gewinnt natürlich keine rechte Festigkeit, und das ist einer der Hauptgründe für die Ver- schiebbarkeit, welche die rachitischen Knochen zeigen, nicht innerhalb der Continuität der Diaphysen, sondern an den Gelenk- enden. Diese ist in manchen Fällen überaus bedeutend, und bedingt manche Difformität, z. B. des Thorax einzig und allein. Die Biegungen in der Continuität der Knochen sind immer Infractionen, die der Epiphysen gehören der Knorpelwucherung an und stellen einfache Inflexionen dar; hier ist es leicht zu begreifen, dass ein so vollkommen seiner regelmässigen Ent- wickelung beraubter Theil, welcher eigentlich dicht mit Kalk- salzen erfüllt sein sollte, eine grosse Beweglichkeit bewah- ren muss.
Die Vergrösserung und Vermehrung der einzelnen Zellen geschieht in derselben Weise, wie wir sie früher betrachtet
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Rachitis.
Knochen schon längst in Markgewebe umgewandelt sein sollte. Je weiter der Prozess vor sich geht, um so mehr finden sich aber auch isolirte, zersprengte Kalkmassen in dem Knorpel, manchmal so, dass der ganze Knorpel auf dem Durchschnitte weiss punktirt erscheint. Weiter zeigt sich die Unregelmässig- keit darin, dass, während im normalen Gange der Dinge die Markräume erst eine kleine Strecke hinter dem Verkalkungs- rande (Fig. 126) beginnen sollten, dieselben hier hinauftreten und manchmal bis weit über die Verkalkungsgrenze hinaus eine Reihe von zusammenhängenden Höhlen sich zieht, welche mit einem weicheren, leicht faserigen Gewebe erfüllt sind und in welches auch Gefässe aufsteigen. Markräume und Gefässe liegen also da, wo normal eigentlich keine einzige Markzelle, kein einziges Gefäss sich befinden sollte.
Auf diese Weise kann an den Stellen, wo der Prozess seine Höhe erreicht hat, jedesmal nebeneinander eine ganze Reihe von verschiedenartigen Gewebszuständen gefunden wer- den. Während wir sonst an einem bestimmten Punkte Knor- pel, an einem bestimmten Punkte Verkalkung oder Knochen oder Markgewebe finden, so liegt hier Alles durcheinander: hier Markgewebe, darüber osteoides Gewebe oder Knochen, daneben verkalkter Knorpel, darunter vielleicht noch erhalte- ner Knorpel. Diese ganze Schicht, welche sich sehr beträcht- lich weit erstrecken kann, gewinnt natürlich keine rechte Festigkeit, und das ist einer der Hauptgründe für die Ver- schiebbarkeit, welche die rachitischen Knochen zeigen, nicht innerhalb der Continuität der Diaphysen, sondern an den Gelenk- enden. Diese ist in manchen Fällen überaus bedeutend, und bedingt manche Difformität, z. B. des Thorax einzig und allein. Die Biegungen in der Continuität der Knochen sind immer Infractionen, die der Epiphysen gehören der Knorpelwucherung an und stellen einfache Inflexionen dar; hier ist es leicht zu begreifen, dass ein so vollkommen seiner regelmässigen Ent- wickelung beraubter Theil, welcher eigentlich dicht mit Kalk- salzen erfüllt sein sollte, eine grosse Beweglichkeit bewah- ren muss.
Die Vergrösserung und Vermehrung der einzelnen Zellen geschieht in derselben Weise, wie wir sie früher betrachtet
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Rachitis.
Knochen schon längst in Markgewebe umgewandelt sein sollte.
Je weiter der Prozess vor sich geht, um so mehr finden sich
aber auch isolirte, zersprengte Kalkmassen in dem Knorpel,
manchmal so, dass der ganze Knorpel auf dem Durchschnitte
weiss punktirt erscheint. Weiter zeigt sich die Unregelmässig-
keit darin, dass, während im normalen Gange der Dinge die
Markräume erst eine kleine Strecke hinter dem Verkalkungs-
rande (Fig. 126) beginnen sollten, dieselben hier hinauftreten
und manchmal bis weit über die Verkalkungsgrenze hinaus
eine Reihe von zusammenhängenden Höhlen sich zieht, welche
mit einem weicheren, leicht faserigen Gewebe erfüllt sind und
in welches auch Gefässe aufsteigen. Markräume und Gefässe
liegen also da, wo normal eigentlich keine einzige Markzelle,
kein einziges Gefäss sich befinden sollte.
Auf diese Weise kann an den Stellen, wo der Prozess
seine Höhe erreicht hat, jedesmal nebeneinander eine ganze
Reihe von verschiedenartigen Gewebszuständen gefunden wer-
den. Während wir sonst an einem bestimmten Punkte Knor-
pel, an einem bestimmten Punkte Verkalkung oder Knochen
oder Markgewebe finden, so liegt hier Alles durcheinander:
hier Markgewebe, darüber osteoides Gewebe oder Knochen,
daneben verkalkter Knorpel, darunter vielleicht noch erhalte-
ner Knorpel. Diese ganze Schicht, welche sich sehr beträcht-
lich weit erstrecken kann, gewinnt natürlich keine rechte
Festigkeit, und das ist einer der Hauptgründe für die Ver-
schiebbarkeit, welche die rachitischen Knochen zeigen, nicht
innerhalb der Continuität der Diaphysen, sondern an den Gelenk-
enden. Diese ist in manchen Fällen überaus bedeutend, und
bedingt manche Difformität, z. B. des Thorax einzig und allein.
Die Biegungen in der Continuität der Knochen sind immer
Infractionen, die der Epiphysen gehören der Knorpelwucherung
an und stellen einfache Inflexionen dar; hier ist es leicht zu
begreifen, dass ein so vollkommen seiner regelmässigen Ent-
wickelung beraubter Theil, welcher eigentlich dicht mit Kalk-
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ren muss.
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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/407>, abgerufen am 17.07.2024.
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