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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Achtzehnte Vorlesung.
von Bildungen die Theilungen mit einer gewissen Regelmässig-
keit vor sich gehen, so dass die letzten Producte der Theilung
von Anfang an eine völlige Uebereinstimmung mit den Mutter-
gebilden zeigen, und die jungen Gebilde zu keiner Zeit erheb-
lich von den Mutterelementen abweichen. Solche Vorgänge
bezeichnet man im gewöhnlichen Leben meistentheils als Hyper-
trophien; ich hatte zur genaueren Bezeichnung den Namen
der Hyperplasien dafür vorgeschlagen, da es sich nicht um
eine Zunahme der Ernährung bestehender Theile, sondern um
eine wirkliche Zunahme neuer Elemente handelt (S. 58).

In einer anderen Reihe macht sich die Entwickelung so,
dass allerdings auch Theilungen entstehen, dass aber diese
sehr schnell fortschreiten und immer kleinere Elemente her-
vorbringen; diese werden zuweilen am Ende so klein, dass
sie an die Grenze der Zellen überhaupt herangehen. Die Ver-
mehrung der Zellen kann an diesem Punkte aufhören, die
einzelnen Elemente fangen dann an, wieder zu wachsen, sich
zu vergrössern, und unter Umständen kann auch hier wieder
ein analoges Gebilde erzeugt werden, wie das, von welchem
die Entwickelung ausgegangen war. Indess ist dies nicht
der gewöhnliche Fall, in der Regel schlagen die jungen, klei-
nen Elemente einen etwas anderen Gang der Entwickelung
ein und es beginnt eine heterologe plastische Entwickelung.

Diese Form, wie ich sie Ihnen hier schildere, kann sich
auch so machen, dass nicht sogleich Theilungen der Zellen
eintreten, sondern die Kerne sich erst sehr vermehren, immer
zahlreicher und zugleich immer kleiner werden. Etwas Aehn-
liches finden wir beim Eiter, wo sehr schnell eine Theilung
der Kerne stattfindet, gewöhnlich so, dass dieselben sofort
in eine grössere Zahl kleiner Theile zerlegt werden, welche
Anfangs noch zusammenhalten. Allein beim Eiter ist es
nicht sicher, ob der Kerntheilung eine wirkliche Zellentheilung
folgt, während in anderer Neubildung dieser Fall allerdings
eintritt. Nur lässt die vollständige Theilung, wenn Sie
wollen, die Furchung der Elemente lange auf sich warten,
und dies Zwischenstadium der blossen Kerntheilung tritt
überwiegend lange und mit einer gewissen Selbständigkeit
hervor.


Achtzehnte Vorlesung.
von Bildungen die Theilungen mit einer gewissen Regelmässig-
keit vor sich gehen, so dass die letzten Producte der Theilung
von Anfang an eine völlige Uebereinstimmung mit den Mutter-
gebilden zeigen, und die jungen Gebilde zu keiner Zeit erheb-
lich von den Mutterelementen abweichen. Solche Vorgänge
bezeichnet man im gewöhnlichen Leben meistentheils als Hyper-
trophien; ich hatte zur genaueren Bezeichnung den Namen
der Hyperplasien dafür vorgeschlagen, da es sich nicht um
eine Zunahme der Ernährung bestehender Theile, sondern um
eine wirkliche Zunahme neuer Elemente handelt (S. 58).

In einer anderen Reihe macht sich die Entwickelung so,
dass allerdings auch Theilungen entstehen, dass aber diese
sehr schnell fortschreiten und immer kleinere Elemente her-
vorbringen; diese werden zuweilen am Ende so klein, dass
sie an die Grenze der Zellen überhaupt herangehen. Die Ver-
mehrung der Zellen kann an diesem Punkte aufhören, die
einzelnen Elemente fangen dann an, wieder zu wachsen, sich
zu vergrössern, und unter Umständen kann auch hier wieder
ein analoges Gebilde erzeugt werden, wie das, von welchem
die Entwickelung ausgegangen war. Indess ist dies nicht
der gewöhnliche Fall, in der Regel schlagen die jungen, klei-
nen Elemente einen etwas anderen Gang der Entwickelung
ein und es beginnt eine heterologe plastische Entwickelung.

Diese Form, wie ich sie Ihnen hier schildere, kann sich
auch so machen, dass nicht sogleich Theilungen der Zellen
eintreten, sondern die Kerne sich erst sehr vermehren, immer
zahlreicher und zugleich immer kleiner werden. Etwas Aehn-
liches finden wir beim Eiter, wo sehr schnell eine Theilung
der Kerne stattfindet, gewöhnlich so, dass dieselben sofort
in eine grössere Zahl kleiner Theile zerlegt werden, welche
Anfangs noch zusammenhalten. Allein beim Eiter ist es
nicht sicher, ob der Kerntheilung eine wirkliche Zellentheilung
folgt, während in anderer Neubildung dieser Fall allerdings
eintritt. Nur lässt die vollständige Theilung, wenn Sie
wollen, die Furchung der Elemente lange auf sich warten,
und dies Zwischenstadium der blossen Kerntheilung tritt
überwiegend lange und mit einer gewissen Selbständigkeit
hervor.


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[360/0382] Achtzehnte Vorlesung. von Bildungen die Theilungen mit einer gewissen Regelmässig- keit vor sich gehen, so dass die letzten Producte der Theilung von Anfang an eine völlige Uebereinstimmung mit den Mutter- gebilden zeigen, und die jungen Gebilde zu keiner Zeit erheb- lich von den Mutterelementen abweichen. Solche Vorgänge bezeichnet man im gewöhnlichen Leben meistentheils als Hyper- trophien; ich hatte zur genaueren Bezeichnung den Namen der Hyperplasien dafür vorgeschlagen, da es sich nicht um eine Zunahme der Ernährung bestehender Theile, sondern um eine wirkliche Zunahme neuer Elemente handelt (S. 58). In einer anderen Reihe macht sich die Entwickelung so, dass allerdings auch Theilungen entstehen, dass aber diese sehr schnell fortschreiten und immer kleinere Elemente her- vorbringen; diese werden zuweilen am Ende so klein, dass sie an die Grenze der Zellen überhaupt herangehen. Die Ver- mehrung der Zellen kann an diesem Punkte aufhören, die einzelnen Elemente fangen dann an, wieder zu wachsen, sich zu vergrössern, und unter Umständen kann auch hier wieder ein analoges Gebilde erzeugt werden, wie das, von welchem die Entwickelung ausgegangen war. Indess ist dies nicht der gewöhnliche Fall, in der Regel schlagen die jungen, klei- nen Elemente einen etwas anderen Gang der Entwickelung ein und es beginnt eine heterologe plastische Entwickelung. Diese Form, wie ich sie Ihnen hier schildere, kann sich auch so machen, dass nicht sogleich Theilungen der Zellen eintreten, sondern die Kerne sich erst sehr vermehren, immer zahlreicher und zugleich immer kleiner werden. Etwas Aehn- liches finden wir beim Eiter, wo sehr schnell eine Theilung der Kerne stattfindet, gewöhnlich so, dass dieselben sofort in eine grössere Zahl kleiner Theile zerlegt werden, welche Anfangs noch zusammenhalten. Allein beim Eiter ist es nicht sicher, ob der Kerntheilung eine wirkliche Zellentheilung folgt, während in anderer Neubildung dieser Fall allerdings eintritt. Nur lässt die vollständige Theilung, wenn Sie wollen, die Furchung der Elemente lange auf sich warten, und dies Zwischenstadium der blossen Kerntheilung tritt überwiegend lange und mit einer gewissen Selbständigkeit hervor.

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/382>, abgerufen am 24.11.2024.