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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Entzündliches Exsudat.
sind dieselben doch Producte der Membran selbst; die Mem-
bran wird nicht vom Blute aus mit Schleim durchdrungen,
sondern die eigenthümliche Mucinmasse, der Schleimstoff ist
ein Erzeugniss der Haut, welches durch die vom Blute aus
durchquellende (transsudirende) Flüssigkeit mit an die Ober-
fläche geführt wird. In derselben Weise habe ich, wie ich
früher andeutete (S. 146), auch versucht, die Ansicht umzu-
kehren, welche man über die Entstehung des Fibrins zu haben
pflegt. Während man bis jetzt das Fibrin als eine eigentliche
Transsudation aus der Blutflüssigkeit, als das hervortretende
Plasma betrachtet, so habe ich die Deutung versucht, dass
auch das Fibrin ein Localproduct derjenigen Gewebe sei, an
welchen und in welchen es sich findet, und dass es in der-
selben Weise an die Oberfläche gebracht würde, wie der
Schleim der Schleimhaut. Ich habe Ihnen damals schon ge-
zeigt, wie man auf diese Weise am Besten begreift, dass in
dem Maasse, als an einem bestimmten Gewebe die Fibrinpro-
duction steigt, auch das Blut mehr Fibrin bekommt, und dass
die fibrinöse Krase eben so gut ein Product der localen Er-
krankung ist, wie die fibrinöse Exsudation das Product der
localen Stoffmetamorphose. Nie ist man im Stande gewesen,
so wenig als man direct durch Druckveränderung aus dem
Blute Schleim an einem Orte hervorbringen kann, welcher
nicht selbst Schleim producirt, durch Veränderung im Blut-
druck Fibrin hervorzubringen; was durchdringt, sind immer
nur die serösen Flüssigkeiten.

Ich halte demnach dafür, dass in dem Sinne, wie man
gewöhnlich angenommen hat, es überhaupt kein entzünd-
liches Exsudat gibt
, sondern dass das Exsudat, welches
wir treffen, sich wesentlich zusammensetzt aus dem Material,
welches durch die veränderte Haltung in dem entzündeten
Theile selbst erzeugt wird, und aus der transsudirten Flüssig-
keit, welche aus den Gefässen der Nachbarschaft stammt.
Besitzt daher ein Theil eine grosse Menge besonders ober-
flächlicher Gefässe, so wird er auch ein Exsudat geben kön-
nen, indem die vom Blute transsudirte Flüssigkeit die speciel-
len Producte des Gewebes mit an die Oberfläche führt. Ist
dies nicht der Fall, so wird es kein Exsudat geben, sondern

Entzündliches Exsudat.
sind dieselben doch Producte der Membran selbst; die Mem-
bran wird nicht vom Blute aus mit Schleim durchdrungen,
sondern die eigenthümliche Mucinmasse, der Schleimstoff ist
ein Erzeugniss der Haut, welches durch die vom Blute aus
durchquellende (transsudirende) Flüssigkeit mit an die Ober-
fläche geführt wird. In derselben Weise habe ich, wie ich
früher andeutete (S. 146), auch versucht, die Ansicht umzu-
kehren, welche man über die Entstehung des Fibrins zu haben
pflegt. Während man bis jetzt das Fibrin als eine eigentliche
Transsudation aus der Blutflüssigkeit, als das hervortretende
Plasma betrachtet, so habe ich die Deutung versucht, dass
auch das Fibrin ein Localproduct derjenigen Gewebe sei, an
welchen und in welchen es sich findet, und dass es in der-
selben Weise an die Oberfläche gebracht würde, wie der
Schleim der Schleimhaut. Ich habe Ihnen damals schon ge-
zeigt, wie man auf diese Weise am Besten begreift, dass in
dem Maasse, als an einem bestimmten Gewebe die Fibrinpro-
duction steigt, auch das Blut mehr Fibrin bekommt, und dass
die fibrinöse Krase eben so gut ein Product der localen Er-
krankung ist, wie die fibrinöse Exsudation das Product der
localen Stoffmetamorphose. Nie ist man im Stande gewesen,
so wenig als man direct durch Druckveränderung aus dem
Blute Schleim an einem Orte hervorbringen kann, welcher
nicht selbst Schleim producirt, durch Veränderung im Blut-
druck Fibrin hervorzubringen; was durchdringt, sind immer
nur die serösen Flüssigkeiten.

Ich halte demnach dafür, dass in dem Sinne, wie man
gewöhnlich angenommen hat, es überhaupt kein entzünd-
liches Exsudat gibt
, sondern dass das Exsudat, welches
wir treffen, sich wesentlich zusammensetzt aus dem Material,
welches durch die veränderte Haltung in dem entzündeten
Theile selbst erzeugt wird, und aus der transsudirten Flüssig-
keit, welche aus den Gefässen der Nachbarschaft stammt.
Besitzt daher ein Theil eine grosse Menge besonders ober-
flächlicher Gefässe, so wird er auch ein Exsudat geben kön-
nen, indem die vom Blute transsudirte Flüssigkeit die speciel-
len Producte des Gewebes mit an die Oberfläche führt. Ist
dies nicht der Fall, so wird es kein Exsudat geben, sondern

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[351/0373] Entzündliches Exsudat. sind dieselben doch Producte der Membran selbst; die Mem- bran wird nicht vom Blute aus mit Schleim durchdrungen, sondern die eigenthümliche Mucinmasse, der Schleimstoff ist ein Erzeugniss der Haut, welches durch die vom Blute aus durchquellende (transsudirende) Flüssigkeit mit an die Ober- fläche geführt wird. In derselben Weise habe ich, wie ich früher andeutete (S. 146), auch versucht, die Ansicht umzu- kehren, welche man über die Entstehung des Fibrins zu haben pflegt. Während man bis jetzt das Fibrin als eine eigentliche Transsudation aus der Blutflüssigkeit, als das hervortretende Plasma betrachtet, so habe ich die Deutung versucht, dass auch das Fibrin ein Localproduct derjenigen Gewebe sei, an welchen und in welchen es sich findet, und dass es in der- selben Weise an die Oberfläche gebracht würde, wie der Schleim der Schleimhaut. Ich habe Ihnen damals schon ge- zeigt, wie man auf diese Weise am Besten begreift, dass in dem Maasse, als an einem bestimmten Gewebe die Fibrinpro- duction steigt, auch das Blut mehr Fibrin bekommt, und dass die fibrinöse Krase eben so gut ein Product der localen Er- krankung ist, wie die fibrinöse Exsudation das Product der localen Stoffmetamorphose. Nie ist man im Stande gewesen, so wenig als man direct durch Druckveränderung aus dem Blute Schleim an einem Orte hervorbringen kann, welcher nicht selbst Schleim producirt, durch Veränderung im Blut- druck Fibrin hervorzubringen; was durchdringt, sind immer nur die serösen Flüssigkeiten. Ich halte demnach dafür, dass in dem Sinne, wie man gewöhnlich angenommen hat, es überhaupt kein entzünd- liches Exsudat gibt, sondern dass das Exsudat, welches wir treffen, sich wesentlich zusammensetzt aus dem Material, welches durch die veränderte Haltung in dem entzündeten Theile selbst erzeugt wird, und aus der transsudirten Flüssig- keit, welche aus den Gefässen der Nachbarschaft stammt. Besitzt daher ein Theil eine grosse Menge besonders ober- flächlicher Gefässe, so wird er auch ein Exsudat geben kön- nen, indem die vom Blute transsudirte Flüssigkeit die speciel- len Producte des Gewebes mit an die Oberfläche führt. Ist dies nicht der Fall, so wird es kein Exsudat geben, sondern

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/373>, abgerufen am 24.11.2024.