stattgefunden hat. Hier kann nun gar kein Zweifel sein, dass es sich bei der Entzündung nicht wesentlich um functionelle Reize han- dele, einfach aus dem Grunde, weil alle neueren Schulen wenig- stens darin übereingekommen sind, dass zu den vier characteristi- schen Symptomen die Functio laesa hinzugefügt werden muss.
Ist die Function gestört, so setzt dies eben voraus, dass der Reiz ein solcher sein muss, dass er in der Zusammen- setzung des Theils Veränderungen bedingt, welche Hemmungen der Function hervorbringen. Niemand wird erwarten, dass ein Muskel, der entzündet ist, normal fungirt; jeder setzt voraus, dass die contractile Substanz des Muskels dabei gewisse Ver- änderungen erfahren hat. Niemand wird erwarten, dass eine entzündete Drüsenzelle normal secerniren könne, sondern wir werden mit Nothwendigkeit eine Störung der Secretion als eine Folge der Entzündung betrachten. Niemand wird erwar- ten können, dass eine entzündete Ganglienzelle oder ein ent- zündeter Nerv seine Verrichtungen ausüben, dass er auf Reize normal reagiren könne. Es setzt dies also unseren allgemein- sten Erfahrungen nach mit Nothwendigkeit voraus, dass Ver- änderungen in der Zusammensetzung der zelligen Theile ein- getreten sein müssen, welche die natürliche Functionsfähigkeit derselben alteriren. Solche Veränderungen, wenn sie auf Reize eintreten, die nicht gross genug sind, um die Theile so- fort zu zerstören oder ihre Functionsfähigkeit zu erschöpfen, sind nur dann möglich, wenn es entweder nutritive oder for- mative Reize sind. Und in der That bestätigt sich dieser Schluss bei der Entzündung. Man findet heut zu Tage die Ansicht schon ziemlich verbreitet, dass es sich bei der Ent- zündung im Grossen um eine Veränderung in dem Ernäh- rungsact handle, wobei man die Ernährung freilich als das gemeinschaftlich Umfassende der formativen und nutritiven Vorgänge denkt.
Will man also von einem Entzündungsreiz sprechen, so kann man sich darunter füglich nichts Anderes denken, als dass durch irgend eine für den Theil, welcher in Reizung geräth, äussere Veranlassung, entweder direct von aussen oder vom Blute, die Mischung und Zusammensetzung des Theiles
Entzündungsreiz.
stattgefunden hat. Hier kann nun gar kein Zweifel sein, dass es sich bei der Entzündung nicht wesentlich um functionelle Reize han- dele, einfach aus dem Grunde, weil alle neueren Schulen wenig- stens darin übereingekommen sind, dass zu den vier characteristi- schen Symptomen die Functio laesa hinzugefügt werden muss.
Ist die Function gestört, so setzt dies eben voraus, dass der Reiz ein solcher sein muss, dass er in der Zusammen- setzung des Theils Veränderungen bedingt, welche Hemmungen der Function hervorbringen. Niemand wird erwarten, dass ein Muskel, der entzündet ist, normal fungirt; jeder setzt voraus, dass die contractile Substanz des Muskels dabei gewisse Ver- änderungen erfahren hat. Niemand wird erwarten, dass eine entzündete Drüsenzelle normal secerniren könne, sondern wir werden mit Nothwendigkeit eine Störung der Secretion als eine Folge der Entzündung betrachten. Niemand wird erwar- ten können, dass eine entzündete Ganglienzelle oder ein ent- zündeter Nerv seine Verrichtungen ausüben, dass er auf Reize normal reagiren könne. Es setzt dies also unseren allgemein- sten Erfahrungen nach mit Nothwendigkeit voraus, dass Ver- änderungen in der Zusammensetzung der zelligen Theile ein- getreten sein müssen, welche die natürliche Functionsfähigkeit derselben alteriren. Solche Veränderungen, wenn sie auf Reize eintreten, die nicht gross genug sind, um die Theile so- fort zu zerstören oder ihre Functionsfähigkeit zu erschöpfen, sind nur dann möglich, wenn es entweder nutritive oder for- mative Reize sind. Und in der That bestätigt sich dieser Schluss bei der Entzündung. Man findet heut zu Tage die Ansicht schon ziemlich verbreitet, dass es sich bei der Ent- zündung im Grossen um eine Veränderung in dem Ernäh- rungsact handle, wobei man die Ernährung freilich als das gemeinschaftlich Umfassende der formativen und nutritiven Vorgänge denkt.
Will man also von einem Entzündungsreiz sprechen, so kann man sich darunter füglich nichts Anderes denken, als dass durch irgend eine für den Theil, welcher in Reizung geräth, äussere Veranlassung, entweder direct von aussen oder vom Blute, die Mischung und Zusammensetzung des Theiles
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Entzündungsreiz.
stattgefunden hat. Hier kann nun gar kein Zweifel sein, dass es sich
bei der Entzündung nicht wesentlich um functionelle Reize han-
dele, einfach aus dem Grunde, weil alle neueren Schulen wenig-
stens darin übereingekommen sind, dass zu den vier characteristi-
schen Symptomen die Functio laesa hinzugefügt werden
muss.
Ist die Function gestört, so setzt dies eben voraus, dass
der Reiz ein solcher sein muss, dass er in der Zusammen-
setzung des Theils Veränderungen bedingt, welche Hemmungen
der Function hervorbringen. Niemand wird erwarten, dass ein
Muskel, der entzündet ist, normal fungirt; jeder setzt voraus,
dass die contractile Substanz des Muskels dabei gewisse Ver-
änderungen erfahren hat. Niemand wird erwarten, dass eine
entzündete Drüsenzelle normal secerniren könne, sondern wir
werden mit Nothwendigkeit eine Störung der Secretion als
eine Folge der Entzündung betrachten. Niemand wird erwar-
ten können, dass eine entzündete Ganglienzelle oder ein ent-
zündeter Nerv seine Verrichtungen ausüben, dass er auf Reize
normal reagiren könne. Es setzt dies also unseren allgemein-
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getreten sein müssen, welche die natürliche Functionsfähigkeit
derselben alteriren. Solche Veränderungen, wenn sie auf
Reize eintreten, die nicht gross genug sind, um die Theile so-
fort zu zerstören oder ihre Functionsfähigkeit zu erschöpfen,
sind nur dann möglich, wenn es entweder nutritive oder for-
mative Reize sind. Und in der That bestätigt sich dieser
Schluss bei der Entzündung. Man findet heut zu Tage die
Ansicht schon ziemlich verbreitet, dass es sich bei der Ent-
zündung im Grossen um eine Veränderung in dem Ernäh-
rungsact handle, wobei man die Ernährung freilich als das
gemeinschaftlich Umfassende der formativen und nutritiven
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Will man also von einem Entzündungsreiz sprechen, so
kann man sich darunter füglich nichts Anderes denken, als
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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/369>, abgerufen am 28.11.2024.
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