zuletzt fast vollkommen gleichmässige, compakte, bei auflal- lendem Lichte glänzende, farblose Masse, welche nur nicht die Härte der verkalkten Theile, sondern im Gegentheil einen ho- hen Grad von Brüchigkeit besitzt.
Ist nun eine solche Veränderung bis zu einem gewissen Grade vorgeschritten, so geschieht eine analoge Veränderung auch in dem Parenchym der Organe. Dies kann man nirgend so deutlich verfolgen, wie in der Leber. Hier geschieht es zuweilen, dass man Stadien trifft, wo in dem ganzen Organ nichts weiter verändert ist, als nur die kleinen Aeste der Ar- teria hepatica. Macht man feine Durchschnitte durch die Le- ber, wäscht sie sorgfältig aus und bringt Jod darauf, so sieht man zuweilen schon vom blossen Auge die kleinen jodrothen Züge und Punkte, welche den durchschnittenen Aesten der Ar- teria hepatica entsprechen. Weiterhin sind es aber wesentlich die Leberzellen, welche getroffen werden; und zwar, was wiederum sehr charakteristisch ist, gerade derjenige Theil der Leberzellen, der zunächst die Arteria hepatica aufnimmt. Wenn man nämlich einen einzelnen Acinus der Leber sich denkt, so kann man den pathologischen Veränderungen nach, die oft schon vom blossen Auge zu erkennen sind, innerhalb jedes Acinus drei verschiedene Zonen unterscheiden (Fig. 110.). Der äusserste Theil, welcher zunächst den portalen Aesten liegt, ist der Hauptsitz der fettigen Infiltration; der interme- diäre Theil, welcher unmittelbar um die Arteria hepatica liegt, gehört der amyloiden Degeneration an und der centrale Theil des Acinus um die Vena hepatica ist der gewöhnlichste Sitz für Pigmentinfiltration. Schon mit blossem Auge erkennt man zuweilen zwischen der äussersten gelbweissen und der in- nersten gelbbraunen oder graubraunen Schicht die blasse, farb- lose, durchscheinende und resistente Zone der wächsernen oder amyloiden Veränderung.
Verfolgt man die einzelne Leberzelle, so sieht man, dass der früher körnige Inhalt derselben, der jeder Leberzelle ein leicht trübes Aussehen gibt, allmählig homogen wird; Kern und Membran verschwinden allmählig und endlich tritt ein Stadium ein, wo man gar nichts weiter wahrnimmt, als einen absolut gleichmässigen leicht glänzenden Körper, wenn Sie
22
Amyloidentartung der Leber.
zuletzt fast vollkommen gleichmässige, compakte, bei auflal- lendem Lichte glänzende, farblose Masse, welche nur nicht die Härte der verkalkten Theile, sondern im Gegentheil einen ho- hen Grad von Brüchigkeit besitzt.
Ist nun eine solche Veränderung bis zu einem gewissen Grade vorgeschritten, so geschieht eine analoge Veränderung auch in dem Parenchym der Organe. Dies kann man nirgend so deutlich verfolgen, wie in der Leber. Hier geschieht es zuweilen, dass man Stadien trifft, wo in dem ganzen Organ nichts weiter verändert ist, als nur die kleinen Aeste der Ar- teria hepatica. Macht man feine Durchschnitte durch die Le- ber, wäscht sie sorgfältig aus und bringt Jod darauf, so sieht man zuweilen schon vom blossen Auge die kleinen jodrothen Züge und Punkte, welche den durchschnittenen Aesten der Ar- teria hepatica entsprechen. Weiterhin sind es aber wesentlich die Leberzellen, welche getroffen werden; und zwar, was wiederum sehr charakteristisch ist, gerade derjenige Theil der Leberzellen, der zunächst die Arteria hepatica aufnimmt. Wenn man nämlich einen einzelnen Acinus der Leber sich denkt, so kann man den pathologischen Veränderungen nach, die oft schon vom blossen Auge zu erkennen sind, innerhalb jedes Acinus drei verschiedene Zonen unterscheiden (Fig. 110.). Der äusserste Theil, welcher zunächst den portalen Aesten liegt, ist der Hauptsitz der fettigen Infiltration; der interme- diäre Theil, welcher unmittelbar um die Arteria hepatica liegt, gehört der amyloiden Degeneration an und der centrale Theil des Acinus um die Vena hepatica ist der gewöhnlichste Sitz für Pigmentinfiltration. Schon mit blossem Auge erkennt man zuweilen zwischen der äussersten gelbweissen und der in- nersten gelbbraunen oder graubraunen Schicht die blasse, farb- lose, durchscheinende und resistente Zone der wächsernen oder amyloiden Veränderung.
Verfolgt man die einzelne Leberzelle, so sieht man, dass der früher körnige Inhalt derselben, der jeder Leberzelle ein leicht trübes Aussehen gibt, allmählig homogen wird; Kern und Membran verschwinden allmählig und endlich tritt ein Stadium ein, wo man gar nichts weiter wahrnimmt, als einen absolut gleichmässigen leicht glänzenden Körper, wenn Sie
22
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0359"n="337"/><fwplace="top"type="header">Amyloidentartung der Leber.</fw><lb/>
zuletzt fast vollkommen gleichmässige, compakte, bei auflal-<lb/>
lendem Lichte glänzende, farblose Masse, welche nur nicht die<lb/>
Härte der verkalkten Theile, sondern im Gegentheil einen ho-<lb/>
hen Grad von Brüchigkeit besitzt.</p><lb/><p>Ist nun eine solche Veränderung bis zu einem gewissen<lb/>
Grade vorgeschritten, so geschieht eine analoge Veränderung<lb/>
auch in dem Parenchym der Organe. Dies kann man nirgend<lb/>
so deutlich verfolgen, wie in der <hirendition="#g">Leber</hi>. Hier geschieht es<lb/>
zuweilen, dass man Stadien trifft, wo in dem ganzen Organ<lb/>
nichts weiter verändert ist, als nur die kleinen Aeste der Ar-<lb/>
teria hepatica. Macht man feine Durchschnitte durch die Le-<lb/>
ber, wäscht sie sorgfältig aus und bringt Jod darauf, so sieht<lb/>
man zuweilen schon vom blossen Auge die kleinen jodrothen<lb/>
Züge und Punkte, welche den durchschnittenen Aesten der Ar-<lb/>
teria hepatica entsprechen. Weiterhin sind es aber wesentlich<lb/>
die Leberzellen, welche getroffen werden; und zwar, was<lb/>
wiederum sehr charakteristisch ist, gerade derjenige Theil der<lb/>
Leberzellen, der zunächst die Arteria hepatica aufnimmt. Wenn<lb/>
man nämlich einen einzelnen Acinus der Leber sich denkt, so<lb/>
kann man den pathologischen Veränderungen nach, die oft<lb/>
schon vom blossen Auge zu erkennen sind, innerhalb jedes<lb/>
Acinus drei verschiedene Zonen unterscheiden (Fig. 110.). Der<lb/>
äusserste Theil, welcher zunächst den portalen Aesten liegt,<lb/>
ist der Hauptsitz der fettigen Infiltration; der interme-<lb/>
diäre Theil, welcher unmittelbar um die Arteria hepatica<lb/>
liegt, gehört der amyloiden Degeneration an und der centrale<lb/>
Theil des Acinus um die Vena hepatica ist der gewöhnlichste<lb/>
Sitz für Pigmentinfiltration. Schon mit blossem Auge erkennt<lb/>
man zuweilen zwischen der äussersten gelbweissen und der in-<lb/>
nersten gelbbraunen oder graubraunen Schicht die blasse, farb-<lb/>
lose, durchscheinende und resistente Zone der wächsernen oder<lb/>
amyloiden Veränderung.</p><lb/><p>Verfolgt man die einzelne Leberzelle, so sieht man, dass<lb/>
der früher körnige Inhalt derselben, der jeder Leberzelle ein<lb/>
leicht trübes Aussehen gibt, allmählig homogen wird; Kern<lb/>
und Membran verschwinden allmählig und endlich tritt ein<lb/>
Stadium ein, wo man gar nichts weiter wahrnimmt, als einen<lb/>
absolut gleichmässigen leicht glänzenden Körper, wenn Sie<lb/><fwplace="bottom"type="sig">22</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[337/0359]
Amyloidentartung der Leber.
zuletzt fast vollkommen gleichmässige, compakte, bei auflal-
lendem Lichte glänzende, farblose Masse, welche nur nicht die
Härte der verkalkten Theile, sondern im Gegentheil einen ho-
hen Grad von Brüchigkeit besitzt.
Ist nun eine solche Veränderung bis zu einem gewissen
Grade vorgeschritten, so geschieht eine analoge Veränderung
auch in dem Parenchym der Organe. Dies kann man nirgend
so deutlich verfolgen, wie in der Leber. Hier geschieht es
zuweilen, dass man Stadien trifft, wo in dem ganzen Organ
nichts weiter verändert ist, als nur die kleinen Aeste der Ar-
teria hepatica. Macht man feine Durchschnitte durch die Le-
ber, wäscht sie sorgfältig aus und bringt Jod darauf, so sieht
man zuweilen schon vom blossen Auge die kleinen jodrothen
Züge und Punkte, welche den durchschnittenen Aesten der Ar-
teria hepatica entsprechen. Weiterhin sind es aber wesentlich
die Leberzellen, welche getroffen werden; und zwar, was
wiederum sehr charakteristisch ist, gerade derjenige Theil der
Leberzellen, der zunächst die Arteria hepatica aufnimmt. Wenn
man nämlich einen einzelnen Acinus der Leber sich denkt, so
kann man den pathologischen Veränderungen nach, die oft
schon vom blossen Auge zu erkennen sind, innerhalb jedes
Acinus drei verschiedene Zonen unterscheiden (Fig. 110.). Der
äusserste Theil, welcher zunächst den portalen Aesten liegt,
ist der Hauptsitz der fettigen Infiltration; der interme-
diäre Theil, welcher unmittelbar um die Arteria hepatica
liegt, gehört der amyloiden Degeneration an und der centrale
Theil des Acinus um die Vena hepatica ist der gewöhnlichste
Sitz für Pigmentinfiltration. Schon mit blossem Auge erkennt
man zuweilen zwischen der äussersten gelbweissen und der in-
nersten gelbbraunen oder graubraunen Schicht die blasse, farb-
lose, durchscheinende und resistente Zone der wächsernen oder
amyloiden Veränderung.
Verfolgt man die einzelne Leberzelle, so sieht man, dass
der früher körnige Inhalt derselben, der jeder Leberzelle ein
leicht trübes Aussehen gibt, allmählig homogen wird; Kern
und Membran verschwinden allmählig und endlich tritt ein
Stadium ein, wo man gar nichts weiter wahrnimmt, als einen
absolut gleichmässigen leicht glänzenden Körper, wenn Sie
22
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/359>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.