Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.Siebzehnte Vorlesung. nachher hat Meckel seine bekannten Untersuchungen mitgetheilt,welche das Vorkommen dieser Substanz namentlich in der Niere, der Leber und dem Darme nachwiesen, und es ist uns später gelun- gen, ihr Vorkommen in verschiedenen anderen Theilen, in den Lymphdrüsen, in der ganzen Ausdehnung des Digestionstractus, auf den Schleimhäuten der Harnorgane, endlich sogar in der Substanz der Muskelapparate, im Herzen, im Uterus, im In- nern von Knorpeln zu finden, so dass es im Augenblicke we- nige Theile des Körpers gibt, von denen wir nicht schon wüssten, dass sie in diese eigenthümliche Veränderung gerathen könnten. Betrachtet man die Substanzen, um welche es sich hier Diese Körper wechseln von ganz kleinen, einfachen, gleich- Siebzehnte Vorlesung. nachher hat Meckel seine bekannten Untersuchungen mitgetheilt,welche das Vorkommen dieser Substanz namentlich in der Niere, der Leber und dem Darme nachwiesen, und es ist uns später gelun- gen, ihr Vorkommen in verschiedenen anderen Theilen, in den Lymphdrüsen, in der ganzen Ausdehnung des Digestionstractus, auf den Schleimhäuten der Harnorgane, endlich sogar in der Substanz der Muskelapparate, im Herzen, im Uterus, im In- nern von Knorpeln zu finden, so dass es im Augenblicke we- nige Theile des Körpers gibt, von denen wir nicht schon wüssten, dass sie in diese eigenthümliche Veränderung gerathen könnten. Betrachtet man die Substanzen, um welche es sich hier Diese Körper wechseln von ganz kleinen, einfachen, gleich- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0354" n="332"/><fw place="top" type="header">Siebzehnte Vorlesung.</fw><lb/> nachher hat <hi rendition="#g">Meckel</hi> seine bekannten Untersuchungen mitgetheilt,<lb/> welche das Vorkommen dieser Substanz namentlich in der Niere,<lb/> der Leber und dem Darme nachwiesen, und es ist uns später gelun-<lb/> gen, ihr Vorkommen in verschiedenen anderen Theilen, in den<lb/> Lymphdrüsen, in der ganzen Ausdehnung des Digestionstractus,<lb/> auf den Schleimhäuten der Harnorgane, endlich sogar in der<lb/> Substanz der Muskelapparate, im Herzen, im Uterus, im In-<lb/> nern von Knorpeln zu finden, so dass es im Augenblicke we-<lb/> nige Theile des Körpers gibt, von denen wir nicht schon<lb/> wüssten, dass sie in diese eigenthümliche Veränderung gerathen<lb/> könnten.</p><lb/> <p>Betrachtet man die Substanzen, um welche es sich hier<lb/> handelt, genauer, so scheint es, dass zweierlei verwandte,<lb/> aber nicht identische Körper unterschieden werden müs-<lb/> sen. Zuerst solche, welche mehr der eigentlichen Stärke der<lb/> Pflanzen analog sind und welche auch in der Form mit den<lb/> pflanzlichen Stärkekörnern eine ausserordentliche Aehnlichkeit<lb/> darbieten, indem sie mehr oder weniger rundliche oder ovale,<lb/> concentrisch geschichtete Bildungen darstellen. In diese Reihe<lb/> gehören vor Allen die Corpora amylacea des Nervenapparates<lb/> (Fig. 94.). Manche geschichtete Amyloide sind sehr grosse<lb/> Bildungen; ihr Durchmesser kann so erheblich werden, dass<lb/> man sie vom blossen Auge ganz deutlich erkennen kann.<lb/> Dahin gehört namentlich ein Theil der geschichteten Körper,<lb/> wie sie bei jedem erwachsenen Manne in der Prostata sich<lb/> finden und unter Umständen eine grössere Anhäufung erleiden,<lb/> so dass sie die sogenannten Prostata-Concretionen bilden;<lb/> ebenso seltene Formen ähnlicher Art, wie sie <hi rendition="#g">Friedreich</hi> in<lb/> manchen Zuständen in der Lunge nachgewiesen hat.</p><lb/> <p>Diese Körper wechseln von ganz kleinen, einfachen, gleich-<lb/> mässig aussehenden Gebilden bis zu colossalen Körpern, an<lb/> denen wir, wenn sie regelmässig gebildet sind, eine successive<lb/> Reihe sehr zahlreicher Schichtungen sehen. Gerade so, wie<lb/> die kleinen Amyloidkörperchen des Nervenapparates häufig zu<lb/> zweien zusammengesetzt sind, Zwillingsbildungen darstellen, so<lb/> kommt es auch hier sehr häufig vor, dass um getrennte Cen-<lb/> tren eine gemeinschaftliche Umhüllung stattfindet (Fig. 120, <hi rendition="#i">d, e</hi>).<lb/> Ja in einzelnen Fällen geht das so weit, dass ganze Haufen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [332/0354]
Siebzehnte Vorlesung.
nachher hat Meckel seine bekannten Untersuchungen mitgetheilt,
welche das Vorkommen dieser Substanz namentlich in der Niere,
der Leber und dem Darme nachwiesen, und es ist uns später gelun-
gen, ihr Vorkommen in verschiedenen anderen Theilen, in den
Lymphdrüsen, in der ganzen Ausdehnung des Digestionstractus,
auf den Schleimhäuten der Harnorgane, endlich sogar in der
Substanz der Muskelapparate, im Herzen, im Uterus, im In-
nern von Knorpeln zu finden, so dass es im Augenblicke we-
nige Theile des Körpers gibt, von denen wir nicht schon
wüssten, dass sie in diese eigenthümliche Veränderung gerathen
könnten.
Betrachtet man die Substanzen, um welche es sich hier
handelt, genauer, so scheint es, dass zweierlei verwandte,
aber nicht identische Körper unterschieden werden müs-
sen. Zuerst solche, welche mehr der eigentlichen Stärke der
Pflanzen analog sind und welche auch in der Form mit den
pflanzlichen Stärkekörnern eine ausserordentliche Aehnlichkeit
darbieten, indem sie mehr oder weniger rundliche oder ovale,
concentrisch geschichtete Bildungen darstellen. In diese Reihe
gehören vor Allen die Corpora amylacea des Nervenapparates
(Fig. 94.). Manche geschichtete Amyloide sind sehr grosse
Bildungen; ihr Durchmesser kann so erheblich werden, dass
man sie vom blossen Auge ganz deutlich erkennen kann.
Dahin gehört namentlich ein Theil der geschichteten Körper,
wie sie bei jedem erwachsenen Manne in der Prostata sich
finden und unter Umständen eine grössere Anhäufung erleiden,
so dass sie die sogenannten Prostata-Concretionen bilden;
ebenso seltene Formen ähnlicher Art, wie sie Friedreich in
manchen Zuständen in der Lunge nachgewiesen hat.
Diese Körper wechseln von ganz kleinen, einfachen, gleich-
mässig aussehenden Gebilden bis zu colossalen Körpern, an
denen wir, wenn sie regelmässig gebildet sind, eine successive
Reihe sehr zahlreicher Schichtungen sehen. Gerade so, wie
die kleinen Amyloidkörperchen des Nervenapparates häufig zu
zweien zusammengesetzt sind, Zwillingsbildungen darstellen, so
kommt es auch hier sehr häufig vor, dass um getrennte Cen-
tren eine gemeinschaftliche Umhüllung stattfindet (Fig. 120, d, e).
Ja in einzelnen Fällen geht das so weit, dass ganze Haufen
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