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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Fettiger Detritus.
nicht mehr die Zelle als Zelle erhalten ist, sondern wo bloss
noch die rohe Form existirt, mit vollständigem Verlust der
eigentlich die Zelle constituirenden Theile, d. h. der Membran
und des Kernes. Von diesem Zeitpunkt an tritt je nach den
äusseren Verhältnissen entweder eine vollständige Zerstörung
ein, oder die Theile können sich noch im Zusammenhange er-
halten. Handelt es sich nämlich um sehr weiche Theile, wo
von Anfang an Flüssigkeiten existiren, oder wo wenigstens
sehr viel Saft vorhanden ist, so fallen die Körnchen auseinan-
der. Der Zusammenhang, in dem sie sich ursprünglich befan-
den und Kugeln bildeten, welche durch einen Rest des alten
Zelleninhaltes befestigt wurden, löst sich allmählig auf. Die
Kugel zerfällt in eine bröcklige Masse, welche oft noch an ein-
zelnen Stellen etwas zusammenhält, aus welcher sich aber ein
Fetttropfen nach dem andern ablöst, so dass die schönste Ueber-
einstimmung mit der Milch besteht.

Das ist der Modus, in welchem der Zerfall fast aller der
Theile stattfindet, welche wesentlich aus Zellen bestehen und
welche von Natur viel Flüssigkeit enthalten, z. B. unter den
bekannten pathologischen Producten der Eiter (S. 164. Fig. 66).
Sind dagegen die Theile an sich mehr starr, so dass eine Be-
wegung und ein Verschieben der Fettmasse weniger leicht vor
sich gehen kann, so bleibt das Fett in der Form des früheren
Zellenkörpers liegen, wie wir es z. B. in dem atheromatösen
Prozesse der Arterien antreffen.

An der Aorta, der Carotis, den Hirnarterien sieht man oft
mit blossem Auge Veränderungen der inneren Haut in der Art,
dass kleine weissliche Flecke von rundlicher oder eckiger Ge-
stalt, manchmal mehr zusammenhängend, über die Fläche et-
was hervortreten. Schneidet man an solchen Stellen ein, so
findet man, dass sie ganz oberflächlich sind, in der äus-
sersten Schicht der Intima liegen und mit dem eigentlich
atheromatösen Prozesse nicht verwechselt werden dürfen.
Nimmt man eine solche Stelle heraus, so ergibt sich, dass eine
fettige Degeneration der Bindegewebs-Elemente der Intima
stattgefunden hat, und da diese Bindegewebs-Elemente ästige
Zellen sind, so bekommen wir hier nicht die gewöhnliche Form
der rundlichen Körnchenzellen, sondern oft sehr lange, feine,

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Fettiger Detritus.
nicht mehr die Zelle als Zelle erhalten ist, sondern wo bloss
noch die rohe Form existirt, mit vollständigem Verlust der
eigentlich die Zelle constituirenden Theile, d. h. der Membran
und des Kernes. Von diesem Zeitpunkt an tritt je nach den
äusseren Verhältnissen entweder eine vollständige Zerstörung
ein, oder die Theile können sich noch im Zusammenhange er-
halten. Handelt es sich nämlich um sehr weiche Theile, wo
von Anfang an Flüssigkeiten existiren, oder wo wenigstens
sehr viel Saft vorhanden ist, so fallen die Körnchen auseinan-
der. Der Zusammenhang, in dem sie sich ursprünglich befan-
den und Kugeln bildeten, welche durch einen Rest des alten
Zelleninhaltes befestigt wurden, löst sich allmählig auf. Die
Kugel zerfällt in eine bröcklige Masse, welche oft noch an ein-
zelnen Stellen etwas zusammenhält, aus welcher sich aber ein
Fetttropfen nach dem andern ablöst, so dass die schönste Ueber-
einstimmung mit der Milch besteht.

Das ist der Modus, in welchem der Zerfall fast aller der
Theile stattfindet, welche wesentlich aus Zellen bestehen und
welche von Natur viel Flüssigkeit enthalten, z. B. unter den
bekannten pathologischen Producten der Eiter (S. 164. Fig. 66).
Sind dagegen die Theile an sich mehr starr, so dass eine Be-
wegung und ein Verschieben der Fettmasse weniger leicht vor
sich gehen kann, so bleibt das Fett in der Form des früheren
Zellenkörpers liegen, wie wir es z. B. in dem atheromatösen
Prozesse der Arterien antreffen.

An der Aorta, der Carotis, den Hirnarterien sieht man oft
mit blossem Auge Veränderungen der inneren Haut in der Art,
dass kleine weissliche Flecke von rundlicher oder eckiger Ge-
stalt, manchmal mehr zusammenhängend, über die Fläche et-
was hervortreten. Schneidet man an solchen Stellen ein, so
findet man, dass sie ganz oberflächlich sind, in der äus-
sersten Schicht der Intima liegen und mit dem eigentlich
atheromatösen Prozesse nicht verwechselt werden dürfen.
Nimmt man eine solche Stelle heraus, so ergibt sich, dass eine
fettige Degeneration der Bindegewebs-Elemente der Intima
stattgefunden hat, und da diese Bindegewebs-Elemente ästige
Zellen sind, so bekommen wir hier nicht die gewöhnliche Form
der rundlichen Körnchenzellen, sondern oft sehr lange, feine,

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[305/0327] Fettiger Detritus. nicht mehr die Zelle als Zelle erhalten ist, sondern wo bloss noch die rohe Form existirt, mit vollständigem Verlust der eigentlich die Zelle constituirenden Theile, d. h. der Membran und des Kernes. Von diesem Zeitpunkt an tritt je nach den äusseren Verhältnissen entweder eine vollständige Zerstörung ein, oder die Theile können sich noch im Zusammenhange er- halten. Handelt es sich nämlich um sehr weiche Theile, wo von Anfang an Flüssigkeiten existiren, oder wo wenigstens sehr viel Saft vorhanden ist, so fallen die Körnchen auseinan- der. Der Zusammenhang, in dem sie sich ursprünglich befan- den und Kugeln bildeten, welche durch einen Rest des alten Zelleninhaltes befestigt wurden, löst sich allmählig auf. Die Kugel zerfällt in eine bröcklige Masse, welche oft noch an ein- zelnen Stellen etwas zusammenhält, aus welcher sich aber ein Fetttropfen nach dem andern ablöst, so dass die schönste Ueber- einstimmung mit der Milch besteht. Das ist der Modus, in welchem der Zerfall fast aller der Theile stattfindet, welche wesentlich aus Zellen bestehen und welche von Natur viel Flüssigkeit enthalten, z. B. unter den bekannten pathologischen Producten der Eiter (S. 164. Fig. 66). Sind dagegen die Theile an sich mehr starr, so dass eine Be- wegung und ein Verschieben der Fettmasse weniger leicht vor sich gehen kann, so bleibt das Fett in der Form des früheren Zellenkörpers liegen, wie wir es z. B. in dem atheromatösen Prozesse der Arterien antreffen. An der Aorta, der Carotis, den Hirnarterien sieht man oft mit blossem Auge Veränderungen der inneren Haut in der Art, dass kleine weissliche Flecke von rundlicher oder eckiger Ge- stalt, manchmal mehr zusammenhängend, über die Fläche et- was hervortreten. Schneidet man an solchen Stellen ein, so findet man, dass sie ganz oberflächlich sind, in der äus- sersten Schicht der Intima liegen und mit dem eigentlich atheromatösen Prozesse nicht verwechselt werden dürfen. Nimmt man eine solche Stelle heraus, so ergibt sich, dass eine fettige Degeneration der Bindegewebs-Elemente der Intima stattgefunden hat, und da diese Bindegewebs-Elemente ästige Zellen sind, so bekommen wir hier nicht die gewöhnliche Form der rundlichen Körnchenzellen, sondern oft sehr lange, feine, 20

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/327>, abgerufen am 24.11.2024.