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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Fettleber.
an vielen Stellen aus, wie wenn man ein Eichenblatt mit sei-
nen Rippen und Buchten vor sich hätte; hier entspricht die
Verbreitung der Pfortaderäste den Rippen, die Fettzone der
Substanz des Blattes. Je stärker die Infiltration wird, um so
breiter wird die Fettzone, und es gibt Fälle, wo das Fett die
ganzen Acini bis zur centralen (intralobulären) Leber-Vene
(Fig. 110, h) hin erfüllt, und wo jede einzelne Zelle mit Fett
vollgestopft ist. In seltenen Fällen kommt es freilich vor, dass
wir gerade das Umgekehrte finden, dass das Fett gerade um
die Vena centralis liegt; es sind dies Fälle, welche wahrschein-
lich so zu deuten sind, dass das Fett schon in der Ausschei-
dung begriffen ist und nur die letzte Reihe der Zellen gegen
die Gallengänge hin noch etwas davon zurückhält.

Betrachten wir nun den Vorgang im Einzelnen, so zeigt
sich, dass die Art, wie die Leberzellen sich füllen, genau ent-
spricht dem, wie sich eine Epithelzelle im Darme mit Fett er-
füllt. Zuerst finden wir ganz zerstreute und zwar ganz kleine
Fettkörnchen. Diese werden reichlicher, dichter und nach
einiger Zeit grösser; zugleich werden die Zellen grösser, schwel-
len an und man findet grössere und kleinere Tropfen von Fett
in ihnen (Fig.27.B,b.), bis im höchsten Grade der Anfüllung die
Zellen denselben Habitus darbieten, wie die Zellen des Fett-
gewebes; man sieht fast gar keine Membran und fast nie einen
Kern, doch sind sie immer noch vorhanden. Das ist der Zu-
stand, welchen man Fettleber im eigentlichen Sinne der Wor-
tes nennt.

Auch hier haben wir, was wir bei den Fettzellen gesehen
haben, die Persistenz der Zellen. Es gibt keine Fettleber,
in welcher die Zellen zu existiren aufhörten; immer sind die
Elemente des Organes vorhanden, nur statt mit gewöhnlicher
Inhaltssubstanz, fast ganz mit Fetttropfen erfüllt. Es kann
kaum zweifelhaft sein, dass sie in diesem Zustande auch eine
gewisse functionsfähige Masse enthalten. Denn bei manchen
Thieren, z. B. den Fischen, von denen wir Leberthran gewinnen,
geht die Function des Organs vor sich, wenn auch noch so
viel Thran in den Zellen enthalten ist. Auch beim Menschen
finden wir, selbst in dem höchsten Grade der Fettleber, in der
Gallenblase noch Galle. Insofern kann man also diese Zu-

Fettleber.
an vielen Stellen aus, wie wenn man ein Eichenblatt mit sei-
nen Rippen und Buchten vor sich hätte; hier entspricht die
Verbreitung der Pfortaderäste den Rippen, die Fettzone der
Substanz des Blattes. Je stärker die Infiltration wird, um so
breiter wird die Fettzone, und es gibt Fälle, wo das Fett die
ganzen Acini bis zur centralen (intralobulären) Leber-Vene
(Fig. 110, h) hin erfüllt, und wo jede einzelne Zelle mit Fett
vollgestopft ist. In seltenen Fällen kommt es freilich vor, dass
wir gerade das Umgekehrte finden, dass das Fett gerade um
die Vena centralis liegt; es sind dies Fälle, welche wahrschein-
lich so zu deuten sind, dass das Fett schon in der Ausschei-
dung begriffen ist und nur die letzte Reihe der Zellen gegen
die Gallengänge hin noch etwas davon zurückhält.

Betrachten wir nun den Vorgang im Einzelnen, so zeigt
sich, dass die Art, wie die Leberzellen sich füllen, genau ent-
spricht dem, wie sich eine Epithelzelle im Darme mit Fett er-
füllt. Zuerst finden wir ganz zerstreute und zwar ganz kleine
Fettkörnchen. Diese werden reichlicher, dichter und nach
einiger Zeit grösser; zugleich werden die Zellen grösser, schwel-
len an und man findet grössere und kleinere Tropfen von Fett
in ihnen (Fig.27.B,b.), bis im höchsten Grade der Anfüllung die
Zellen denselben Habitus darbieten, wie die Zellen des Fett-
gewebes; man sieht fast gar keine Membran und fast nie einen
Kern, doch sind sie immer noch vorhanden. Das ist der Zu-
stand, welchen man Fettleber im eigentlichen Sinne der Wor-
tes nennt.

Auch hier haben wir, was wir bei den Fettzellen gesehen
haben, die Persistenz der Zellen. Es gibt keine Fettleber,
in welcher die Zellen zu existiren aufhörten; immer sind die
Elemente des Organes vorhanden, nur statt mit gewöhnlicher
Inhaltssubstanz, fast ganz mit Fetttropfen erfüllt. Es kann
kaum zweifelhaft sein, dass sie in diesem Zustande auch eine
gewisse functionsfähige Masse enthalten. Denn bei manchen
Thieren, z. B. den Fischen, von denen wir Leberthran gewinnen,
geht die Function des Organs vor sich, wenn auch noch so
viel Thran in den Zellen enthalten ist. Auch beim Menschen
finden wir, selbst in dem höchsten Grade der Fettleber, in der
Gallenblase noch Galle. Insofern kann man also diese Zu-

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[299/0321] Fettleber. an vielen Stellen aus, wie wenn man ein Eichenblatt mit sei- nen Rippen und Buchten vor sich hätte; hier entspricht die Verbreitung der Pfortaderäste den Rippen, die Fettzone der Substanz des Blattes. Je stärker die Infiltration wird, um so breiter wird die Fettzone, und es gibt Fälle, wo das Fett die ganzen Acini bis zur centralen (intralobulären) Leber-Vene (Fig. 110, h) hin erfüllt, und wo jede einzelne Zelle mit Fett vollgestopft ist. In seltenen Fällen kommt es freilich vor, dass wir gerade das Umgekehrte finden, dass das Fett gerade um die Vena centralis liegt; es sind dies Fälle, welche wahrschein- lich so zu deuten sind, dass das Fett schon in der Ausschei- dung begriffen ist und nur die letzte Reihe der Zellen gegen die Gallengänge hin noch etwas davon zurückhält. Betrachten wir nun den Vorgang im Einzelnen, so zeigt sich, dass die Art, wie die Leberzellen sich füllen, genau ent- spricht dem, wie sich eine Epithelzelle im Darme mit Fett er- füllt. Zuerst finden wir ganz zerstreute und zwar ganz kleine Fettkörnchen. Diese werden reichlicher, dichter und nach einiger Zeit grösser; zugleich werden die Zellen grösser, schwel- len an und man findet grössere und kleinere Tropfen von Fett in ihnen (Fig.27.B,b.), bis im höchsten Grade der Anfüllung die Zellen denselben Habitus darbieten, wie die Zellen des Fett- gewebes; man sieht fast gar keine Membran und fast nie einen Kern, doch sind sie immer noch vorhanden. Das ist der Zu- stand, welchen man Fettleber im eigentlichen Sinne der Wor- tes nennt. Auch hier haben wir, was wir bei den Fettzellen gesehen haben, die Persistenz der Zellen. Es gibt keine Fettleber, in welcher die Zellen zu existiren aufhörten; immer sind die Elemente des Organes vorhanden, nur statt mit gewöhnlicher Inhaltssubstanz, fast ganz mit Fetttropfen erfüllt. Es kann kaum zweifelhaft sein, dass sie in diesem Zustande auch eine gewisse functionsfähige Masse enthalten. Denn bei manchen Thieren, z. B. den Fischen, von denen wir Leberthran gewinnen, geht die Function des Organs vor sich, wenn auch noch so viel Thran in den Zellen enthalten ist. Auch beim Menschen finden wir, selbst in dem höchsten Grade der Fettleber, in der Gallenblase noch Galle. Insofern kann man also diese Zu-

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/321>, abgerufen am 24.11.2024.