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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Der lichtempfindende Apparat des Auges.
ten Apparat, welcher im Wesentlichen senkrecht auf den Ver-
lauf der Opticusfasern gestellt ist. Die grösste Schwierigkeit,
welche in Beziehung auf den anatomischen Zusammenhang
dieser Gebilde besteht, ist die, zu ermitteln, ob die radiäre Fa-
ser, sei es durch directe Umbiegung oder seitliche Anastomose
in die Opticusfasern übergeht, oder ob es sich nur um eine
innige Aneinanderlegung handle, die Nerven also nur in einem
Nachbarverhältnisse zu den Radiärfasern stehen. Auch das
Tastkörperchen kann man ja als eine körperliche Anschwel-
lung des Nerven selbst betrachten oder als ein besonderes
Gebilde, an welches der Nerv nur heran- oder hereintritt.
Diese Frage ist noch nicht definitiv erledigt worden. Bald ist
die Wahrscheinlichkeit etwas grösser geworden, dass es sich
um directe Verbindungen, bald dass es sich nur um Aneinan-
derlagerung handle. Das kann aber schon jetzt nicht mehr
bezweifelt werden, dass für die Licht-Empfindung dieser
Apparat das Wesentliche ist, und dass der Opticus mit
allen seinen Theilen existiren könnte, ohne irgendwie die Fä-
higkeit zu haben, Lichteindrücke zu empfangen, wenn er nicht
mit diesem Apparate zusammenhinge. Bekanntlich ist gerade
die Stelle des Augen-Hintergrundes, wo bloss Opticusfa-
sern liegen und nicht ein solcher Apparat, die einzige,
welche nicht sieht (blinder Fleck). Damit das Licht
also überhaupt in die Lage komme, auf den Sehnerven ein-
wirken zu können, bedarf es unzweifelhaft der Sammlung
durch diesen Faserapparat, und es ist daher eine vom feine-
ren, physikalischen Standpunkte ausserordentlich interessante
Frage, ob der Nerv in seinen letzten Enden selbst die Vibra-
tionen der Lichtwellen empfängt, oder ob ein anderer Theil
vorhanden ist, dessen Schwingungen auf den Sehnerven ein-
wirken und in demselben eine eigenthümliche Erregung er-
zeugen. Jedenfalls steigen aber von der Membrana limitans
aus leicht ausgeschweifte Fasern auf (Fig. 85, l.), wahrschein-
lich Bindegewebs-Elemente, die dem Ganzen eine Art von
Stütze oder Halt darbieten (Stützfasern), und die nicht mit
dem übrigen Apparate im Zusammenhang stehen dürften.


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Der lichtempfindende Apparat des Auges.
ten Apparat, welcher im Wesentlichen senkrecht auf den Ver-
lauf der Opticusfasern gestellt ist. Die grösste Schwierigkeit,
welche in Beziehung auf den anatomischen Zusammenhang
dieser Gebilde besteht, ist die, zu ermitteln, ob die radiäre Fa-
ser, sei es durch directe Umbiegung oder seitliche Anastomose
in die Opticusfasern übergeht, oder ob es sich nur um eine
innige Aneinanderlegung handle, die Nerven also nur in einem
Nachbarverhältnisse zu den Radiärfasern stehen. Auch das
Tastkörperchen kann man ja als eine körperliche Anschwel-
lung des Nerven selbst betrachten oder als ein besonderes
Gebilde, an welches der Nerv nur heran- oder hereintritt.
Diese Frage ist noch nicht definitiv erledigt worden. Bald ist
die Wahrscheinlichkeit etwas grösser geworden, dass es sich
um directe Verbindungen, bald dass es sich nur um Aneinan-
derlagerung handle. Das kann aber schon jetzt nicht mehr
bezweifelt werden, dass für die Licht-Empfindung dieser
Apparat das Wesentliche ist, und dass der Opticus mit
allen seinen Theilen existiren könnte, ohne irgendwie die Fä-
higkeit zu haben, Lichteindrücke zu empfangen, wenn er nicht
mit diesem Apparate zusammenhinge. Bekanntlich ist gerade
die Stelle des Augen-Hintergrundes, wo bloss Opticusfa-
sern liegen und nicht ein solcher Apparat, die einzige,
welche nicht sieht (blinder Fleck). Damit das Licht
also überhaupt in die Lage komme, auf den Sehnerven ein-
wirken zu können, bedarf es unzweifelhaft der Sammlung
durch diesen Faserapparat, und es ist daher eine vom feine-
ren, physikalischen Standpunkte ausserordentlich interessante
Frage, ob der Nerv in seinen letzten Enden selbst die Vibra-
tionen der Lichtwellen empfängt, oder ob ein anderer Theil
vorhanden ist, dessen Schwingungen auf den Sehnerven ein-
wirken und in demselben eine eigenthümliche Erregung er-
zeugen. Jedenfalls steigen aber von der Membrana limitans
aus leicht ausgeschweifte Fasern auf (Fig. 85, l.), wahrschein-
lich Bindegewebs-Elemente, die dem Ganzen eine Art von
Stütze oder Halt darbieten (Stützfasern), und die nicht mit
dem übrigen Apparate im Zusammenhang stehen dürften.


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[225/0247] Der lichtempfindende Apparat des Auges. ten Apparat, welcher im Wesentlichen senkrecht auf den Ver- lauf der Opticusfasern gestellt ist. Die grösste Schwierigkeit, welche in Beziehung auf den anatomischen Zusammenhang dieser Gebilde besteht, ist die, zu ermitteln, ob die radiäre Fa- ser, sei es durch directe Umbiegung oder seitliche Anastomose in die Opticusfasern übergeht, oder ob es sich nur um eine innige Aneinanderlegung handle, die Nerven also nur in einem Nachbarverhältnisse zu den Radiärfasern stehen. Auch das Tastkörperchen kann man ja als eine körperliche Anschwel- lung des Nerven selbst betrachten oder als ein besonderes Gebilde, an welches der Nerv nur heran- oder hereintritt. Diese Frage ist noch nicht definitiv erledigt worden. Bald ist die Wahrscheinlichkeit etwas grösser geworden, dass es sich um directe Verbindungen, bald dass es sich nur um Aneinan- derlagerung handle. Das kann aber schon jetzt nicht mehr bezweifelt werden, dass für die Licht-Empfindung dieser Apparat das Wesentliche ist, und dass der Opticus mit allen seinen Theilen existiren könnte, ohne irgendwie die Fä- higkeit zu haben, Lichteindrücke zu empfangen, wenn er nicht mit diesem Apparate zusammenhinge. Bekanntlich ist gerade die Stelle des Augen-Hintergrundes, wo bloss Opticusfa- sern liegen und nicht ein solcher Apparat, die einzige, welche nicht sieht (blinder Fleck). Damit das Licht also überhaupt in die Lage komme, auf den Sehnerven ein- wirken zu können, bedarf es unzweifelhaft der Sammlung durch diesen Faserapparat, und es ist daher eine vom feine- ren, physikalischen Standpunkte ausserordentlich interessante Frage, ob der Nerv in seinen letzten Enden selbst die Vibra- tionen der Lichtwellen empfängt, oder ob ein anderer Theil vorhanden ist, dessen Schwingungen auf den Sehnerven ein- wirken und in demselben eine eigenthümliche Erregung er- zeugen. Jedenfalls steigen aber von der Membrana limitans aus leicht ausgeschweifte Fasern auf (Fig. 85, l.), wahrschein- lich Bindegewebs-Elemente, die dem Ganzen eine Art von Stütze oder Halt darbieten (Stützfasern), und die nicht mit dem übrigen Apparate im Zusammenhang stehen dürften. 15

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/247>, abgerufen am 25.11.2024.