hangenes Ruhbett, auf dem eine gleichfalls ganz schwarz gekleidete Dame saß, die einen lan- gen schwarzen Schleyer über das Gesicht hatte.
Jndem ich hineintrat, stand die Dame auf, und ich erkannte die Stimme meiner Mutter; der geistliche Herr bat sie ruhig zu seyn, und gieng mir entgegen, um mich zu ihr zu führen, ich war vor Angst und Schre- cken wie im Fieber, und ich verbarg mich zitternd im Gewand meiner Wärterin. Mei- ne Mutter mochte die Ursache meines Schre- ckens errathen, sie kam auf mich zu, und legte ihren Schleyer zurück, so daß ich ihr Gesicht erkannte; aber ich vermißte schmerz- lich den glänzenden Schmuck, den ich sonst mit solchem Ergötzen in ihren Haaren, an Hals und Ohren hatte schimmern sehen. Jch blieb lange furchtsam und ängstlich; man gab mir glänzendes Spielzeug, ich konnte mich aber nicht beruhigen. Endlich ward mir ein kleines Mädchen zugeführt, die mir freund- lich zuredete, und den Gebrauch des schönen Spielzeugs kannte; man sagte mir, sie sey
hangenes Ruhbett, auf dem eine gleichfalls ganz ſchwarz gekleidete Dame ſaß, die einen lan- gen ſchwarzen Schleyer uͤber das Geſicht hatte.
Jndem ich hineintrat, ſtand die Dame auf, und ich erkannte die Stimme meiner Mutter; der geiſtliche Herr bat ſie ruhig zu ſeyn, und gieng mir entgegen, um mich zu ihr zu fuͤhren, ich war vor Angſt und Schre- cken wie im Fieber, und ich verbarg mich zitternd im Gewand meiner Waͤrterin. Mei- ne Mutter mochte die Urſache meines Schre- ckens errathen, ſie kam auf mich zu, und legte ihren Schleyer zuruͤck, ſo daß ich ihr Geſicht erkannte; aber ich vermißte ſchmerz- lich den glaͤnzenden Schmuck, den ich ſonſt mit ſolchem Ergoͤtzen in ihren Haaren, an Hals und Ohren hatte ſchimmern ſehen. Jch blieb lange furchtſam und aͤngſtlich; man gab mir glaͤnzendes Spielzeug, ich konnte mich aber nicht beruhigen. Endlich ward mir ein kleines Maͤdchen zugefuͤhrt, die mir freund- lich zuredete, und den Gebrauch des ſchoͤnen Spielzeugs kannte; man ſagte mir, ſie ſey
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hangenes Ruhbett, auf dem eine gleichfalls
ganz ſchwarz gekleidete Dame ſaß, die einen lan-
gen ſchwarzen Schleyer uͤber das Geſicht hatte.
Jndem ich hineintrat, ſtand die Dame
auf, und ich erkannte die Stimme meiner
Mutter; der geiſtliche Herr bat ſie ruhig zu
ſeyn, und gieng mir entgegen, um mich zu
ihr zu fuͤhren, ich war vor Angſt und Schre-
cken wie im Fieber, und ich verbarg mich
zitternd im Gewand meiner Waͤrterin. Mei-
ne Mutter mochte die Urſache meines Schre-
ckens errathen, ſie kam auf mich zu, und
legte ihren Schleyer zuruͤck, ſo daß ich ihr
Geſicht erkannte; aber ich vermißte ſchmerz-
lich den glaͤnzenden Schmuck, den ich ſonſt
mit ſolchem Ergoͤtzen in ihren Haaren, an
Hals und Ohren hatte ſchimmern ſehen.
Jch blieb lange furchtſam und aͤngſtlich; man
gab mir glaͤnzendes Spielzeug, ich konnte
mich aber nicht beruhigen. Endlich ward mir
ein kleines Maͤdchen zugefuͤhrt, die mir freund-
lich zuredete, und den Gebrauch des ſchoͤnen
Spielzeugs kannte; man ſagte mir, ſie ſey
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/99>, abgerufen am 22.11.2024.
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