Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.Was du gewähnt, Wonach| dich gesehnt, Das findest du nicht: Doch bleibt bethränt Noch lang dein Gesicht. "Was soll uns jetzt das Lied, Florentin? Was du gewaͤhnt, Wonach| dich geſehnt, Das findeſt du nicht: Doch bleibt bethraͤnt Noch lang dein Geſicht. „Was ſoll uns jetzt das Lied, Florentin? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0095" n="87"/> <lg n="6"> <l>Was du gewaͤhnt,</l><lb/> <l>Wonach| dich geſehnt,</l><lb/> <l>Das findeſt du nicht:</l><lb/> <l>Doch bleibt bethraͤnt</l><lb/> <l>Noch lang dein Geſicht.</l> </lg> </lg><lb/> <p>„Was ſoll uns jetzt das Lied, Florentin?<lb/> fiel Juliane ungeduldig ein; ich dringe auf die<lb/> Erfuͤllung ihres Verſprechens! — Sie koͤnn-<lb/> ten auch mein Lied als eine Einleitung nehmen<lb/> zu dem, was ich Jhnen zu erzaͤhlen habe.<lb/> Aus meiner Kindheit weiß ich mir nichts ſo be-<lb/> ſtimmt zu erinnern, als den Zwang und das<lb/> Unrecht, das mir geſchehen iſt, und das ich<lb/> ſchon damals ſehr klar fuͤhlte. Gewiß iſt jedem<lb/> Kinde ſo zu Muthe, dem man nach einer vor-<lb/> her beſtimmten eigenmaͤchtigen Abſicht eine ſtreng<lb/> eingerichtete Erziehung giebt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [87/0095]
Was du gewaͤhnt,
Wonach| dich geſehnt,
Das findeſt du nicht:
Doch bleibt bethraͤnt
Noch lang dein Geſicht.
„Was ſoll uns jetzt das Lied, Florentin?
fiel Juliane ungeduldig ein; ich dringe auf die
Erfuͤllung ihres Verſprechens! — Sie koͤnn-
ten auch mein Lied als eine Einleitung nehmen
zu dem, was ich Jhnen zu erzaͤhlen habe.
Aus meiner Kindheit weiß ich mir nichts ſo be-
ſtimmt zu erinnern, als den Zwang und das
Unrecht, das mir geſchehen iſt, und das ich
ſchon damals ſehr klar fuͤhlte. Gewiß iſt jedem
Kinde ſo zu Muthe, dem man nach einer vor-
her beſtimmten eigenmaͤchtigen Abſicht eine ſtreng
eingerichtete Erziehung giebt.
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