Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

Blick zuwerfend. Eduard war betroffen, sie
reichte ihm beruhigend die Hand, die er mit
Küssen bedeckte. Nunmehr sang Florentin,
mit raschen Griffen sich begleitend, gleichsam
als beruhigendes Echo jener ersten sehnsuchts-
vollen Anklänge:

Jch bin dir nah, wie soll die Wonn' ich
fassen,
Die mir aus deinen lieben Augen winkt!
Als sollt ich nimmermehr dich wieder lassen.
Wann voll Verlangen Herz an Herz nun
sinkt,
So soll mein Arm den holden Leib um-
fassen,
Jndeß mein Mund der Liebe Thränen
trinkt.
O Glück der Liebe, seliges Entzücken!
Geschenk der Götter, Menschen zu be-
glücken!

Wie schön, rief Juliane, als das Lied
geendigt war, wie schön weiß er die Selig-

Blick zuwerfend. Eduard war betroffen, ſie
reichte ihm beruhigend die Hand, die er mit
Kuͤſſen bedeckte. Nunmehr ſang Florentin,
mit raſchen Griffen ſich begleitend, gleichſam
als beruhigendes Echo jener erſten ſehnſuchts-
vollen Anklaͤnge:

Jch bin dir nah, wie ſoll die Wonn’ ich
faſſen,
Die mir aus deinen lieben Augen winkt!
Als ſollt ich nimmermehr dich wieder laſſen.
Wann voll Verlangen Herz an Herz nun
ſinkt,
So ſoll mein Arm den holden Leib um-
faſſen,
Jndeß mein Mund der Liebe Thraͤnen
trinkt.
O Gluͤck der Liebe, ſeliges Entzuͤcken!
Geſchenk der Goͤtter, Menſchen zu be-
gluͤcken!

Wie ſchoͤn, rief Juliane, als das Lied
geendigt war, wie ſchoͤn weiß er die Selig-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0086" n="78"/>
Blick zuwerfend. Eduard war betroffen, &#x017F;ie<lb/>
reichte ihm beruhigend die Hand, die er mit<lb/>
Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en bedeckte. Nunmehr &#x017F;ang Florentin,<lb/>
mit ra&#x017F;chen Griffen &#x017F;ich begleitend, gleich&#x017F;am<lb/>
als beruhigendes Echo jener er&#x017F;ten &#x017F;ehn&#x017F;uchts-<lb/>
vollen Ankla&#x0364;nge:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch bin dir nah, wie &#x017F;oll die Wonn&#x2019; ich</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">fa&#x017F;&#x017F;en,</hi> </l><lb/>
            <l>Die mir aus deinen lieben Augen winkt!</l><lb/>
            <l>Als &#x017F;ollt ich nimmermehr dich wieder la&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Wann voll Verlangen Herz an Herz nun</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;inkt,</hi> </l><lb/>
            <l>So &#x017F;oll mein Arm den holden Leib um-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">fa&#x017F;&#x017F;en,</hi> </l><lb/>
            <l>Jndeß mein Mund der Liebe Thra&#x0364;nen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">trinkt.</hi> </l><lb/>
            <l>O Glu&#x0364;ck der Liebe, &#x017F;eliges Entzu&#x0364;cken!</l><lb/>
            <l>Ge&#x017F;chenk der Go&#x0364;tter, Men&#x017F;chen zu be-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">glu&#x0364;cken!</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <p>Wie &#x017F;cho&#x0364;n, rief Juliane, als das Lied<lb/>
geendigt war, wie &#x017F;cho&#x0364;n weiß er die Selig-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0086] Blick zuwerfend. Eduard war betroffen, ſie reichte ihm beruhigend die Hand, die er mit Kuͤſſen bedeckte. Nunmehr ſang Florentin, mit raſchen Griffen ſich begleitend, gleichſam als beruhigendes Echo jener erſten ſehnſuchts- vollen Anklaͤnge: Jch bin dir nah, wie ſoll die Wonn’ ich faſſen, Die mir aus deinen lieben Augen winkt! Als ſollt ich nimmermehr dich wieder laſſen. Wann voll Verlangen Herz an Herz nun ſinkt, So ſoll mein Arm den holden Leib um- faſſen, Jndeß mein Mund der Liebe Thraͤnen trinkt. O Gluͤck der Liebe, ſeliges Entzuͤcken! Geſchenk der Goͤtter, Menſchen zu be- gluͤcken! Wie ſchoͤn, rief Juliane, als das Lied geendigt war, wie ſchoͤn weiß er die Selig-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/86
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/86>, abgerufen am 04.12.2024.