thut, sich die dunkelbraunen Locken, die tief darüber her fallen, mit der Hand zu- rückstreicht, oder wenn sie vom Wind geho- ben werden. Die Mutter findet, er hätte etwas altritterliches, besonders wenn er ernst- haft aussieht, oder unvermuthet in ein Zim- mer tritt, sie müßte sich ihn immer mit ei- ner blanken Rüstung und einem Helm den- ken. Therese hat viel mit Auffinden von entfernten Aehnlichkeiten und mit den al- ten Bildern zu schäffen, und behauptet er sähe dem Gemählde vom Pilgrim ähnlich, das in der Mutter Zimmer hängt. Sie ruh- te nicht eher, bis ich es mir von ihr zeigen ließ, und sie hat wirklich Recht; es ist ei- ne entfernte Aehnlichkeit.
Jch fürchte, Sie werden, trotz meiner umständlichen Beschreibung, doch kein richti- ges Bild von ihm haben.
Sie sehen aber, liebe Tante, wie gern ich Jhnen alles lieber mit der größten Um- ständlichkeit berichte, damit Sie nur nicht verläumderischen Nachrichten Glauben beymes-
thut, ſich die dunkelbraunen Locken, die tief daruͤber her fallen, mit der Hand zu- ruͤckſtreicht, oder wenn ſie vom Wind geho- ben werden. Die Mutter findet, er haͤtte etwas altritterliches, beſonders wenn er ernſt- haft ausſieht, oder unvermuthet in ein Zim- mer tritt, ſie muͤßte ſich ihn immer mit ei- ner blanken Ruͤſtung und einem Helm den- ken. Thereſe hat viel mit Auffinden von entfernten Aehnlichkeiten und mit den al- ten Bildern zu ſchaͤffen, und behauptet er ſaͤhe dem Gemaͤhlde vom Pilgrim aͤhnlich, das in der Mutter Zimmer haͤngt. Sie ruh- te nicht eher, bis ich es mir von ihr zeigen ließ, und ſie hat wirklich Recht; es iſt ei- ne entfernte Aehnlichkeit.
Jch fuͤrchte, Sie werden, trotz meiner umſtaͤndlichen Beſchreibung, doch kein richti- ges Bild von ihm haben.
Sie ſehen aber, liebe Tante, wie gern ich Jhnen alles lieber mit der groͤßten Um- ſtaͤndlichkeit berichte, damit Sie nur nicht verlaͤumderiſchen Nachrichten Glauben beymeſ-
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thut, ſich die dunkelbraunen Locken, die
tief daruͤber her fallen, mit der Hand zu-
ruͤckſtreicht, oder wenn ſie vom Wind geho-
ben werden. Die Mutter findet, er haͤtte
etwas altritterliches, beſonders wenn er ernſt-
haft ausſieht, oder unvermuthet in ein Zim-
mer tritt, ſie muͤßte ſich ihn immer mit ei-
ner blanken Ruͤſtung und einem Helm den-
ken. Thereſe hat viel mit Auffinden von
entfernten Aehnlichkeiten und mit den al-
ten Bildern zu ſchaͤffen, und behauptet er
ſaͤhe dem Gemaͤhlde vom Pilgrim aͤhnlich,
das in der Mutter Zimmer haͤngt. Sie ruh-
te nicht eher, bis ich es mir von ihr zeigen
ließ, und ſie hat wirklich Recht; es iſt ei-
ne entfernte Aehnlichkeit.
Jch fuͤrchte, Sie werden, trotz meiner
umſtaͤndlichen Beſchreibung, doch kein richti-
ges Bild von ihm haben.
Sie ſehen aber, liebe Tante, wie gern
ich Jhnen alles lieber mit der groͤßten Um-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/78>, abgerufen am 04.12.2024.
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