und auch das Sprechen untersagt ist, so hat sie mir aufgetragen, sie bey Jhnen zu entschuldi- gen, daß sie nicht zur Gesellschaft herunter kömmt; sie ist heute nicht im Stande, Sie zu sehen, sie hofft, Sie würden noch einige Tage länger hier verweilen. -- Hier kamen Betty, der Rittmeister und noch einige andre zu ihnen. Der Doktor entfernte sich, die Gräfin hatte ihn zu sprechen verlangt.
Dem Rittmeister schien sein Versprechen, sich gesitteter gegen Florentin zu betragen, ent- weder zu reuen, oder unmöglich zu halten, er war widerwärtiger als jemals gegen ihn. Wäh- rend Betty zu erwarten schien, daß es zwischen ihnen zu einem Gespräch kommen sollte, fing der Rittmeister an in seiner gewöhnlichen Ma- nier Florentin um seine Uniform zu befragen; dieser antwortete kurz ab, mit sichtbarer Ver- achtung. Endlich stand Walter auf und ging mit den andern in eine Ecke des Saals, wo er auf eine beleidigende Weise bald halb laut mit ihnen flüsterte, dann überlaut lachte. Die arme Betty war wie auf Kohlen. -- Jch kenne Sie heute gar nicht, sagte sie leise zu Flo-
und auch das Sprechen unterſagt iſt, ſo hat ſie mir aufgetragen, ſie bey Jhnen zu entſchuldi- gen, daß ſie nicht zur Geſellſchaft herunter koͤmmt; ſie iſt heute nicht im Stande, Sie zu ſehen, ſie hofft, Sie wuͤrden noch einige Tage laͤnger hier verweilen. — Hier kamen Betty, der Rittmeiſter und noch einige andre zu ihnen. Der Doktor entfernte ſich, die Graͤfin hatte ihn zu ſprechen verlangt.
Dem Rittmeiſter ſchien ſein Verſprechen, ſich geſitteter gegen Florentin zu betragen, ent- weder zu reuen, oder unmoͤglich zu halten, er war widerwaͤrtiger als jemals gegen ihn. Waͤh- rend Betty zu erwarten ſchien, daß es zwiſchen ihnen zu einem Geſpraͤch kommen ſollte, fing der Rittmeiſter an in ſeiner gewoͤhnlichen Ma- nier Florentin um ſeine Uniform zu befragen; dieſer antwortete kurz ab, mit ſichtbarer Ver- achtung. Endlich ſtand Walter auf und ging mit den andern in eine Ecke des Saals, wo er auf eine beleidigende Weiſe bald halb laut mit ihnen fluͤſterte, dann uͤberlaut lachte. Die arme Betty war wie auf Kohlen. — Jch kenne Sie heute gar nicht, ſagte ſie leiſe zu Flo-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0385"n="377"/>
und auch das Sprechen unterſagt iſt, ſo hat ſie<lb/>
mir aufgetragen, ſie bey Jhnen zu entſchuldi-<lb/>
gen, daß ſie nicht zur Geſellſchaft herunter<lb/>
koͤmmt; ſie iſt heute nicht im Stande, Sie zu<lb/>ſehen, ſie hofft, Sie wuͤrden noch einige Tage<lb/>
laͤnger hier verweilen. — Hier kamen Betty,<lb/>
der Rittmeiſter und noch einige andre zu ihnen.<lb/>
Der Doktor entfernte ſich, die Graͤfin hatte ihn<lb/>
zu ſprechen verlangt.</p><lb/><p>Dem Rittmeiſter ſchien ſein Verſprechen,<lb/>ſich geſitteter gegen Florentin zu betragen, ent-<lb/>
weder zu reuen, oder unmoͤglich zu halten, er<lb/>
war widerwaͤrtiger als jemals gegen ihn. Waͤh-<lb/>
rend Betty zu erwarten ſchien, daß es zwiſchen<lb/>
ihnen zu einem Geſpraͤch kommen ſollte, fing<lb/>
der Rittmeiſter an in ſeiner gewoͤhnlichen Ma-<lb/>
nier Florentin um ſeine Uniform zu befragen;<lb/>
dieſer antwortete kurz ab, mit ſichtbarer Ver-<lb/>
achtung. Endlich ſtand Walter auf und ging<lb/>
mit den andern in eine Ecke des Saals, wo er<lb/>
auf eine beleidigende Weiſe bald halb laut mit<lb/>
ihnen fluͤſterte, dann uͤberlaut lachte. Die<lb/>
arme Betty war wie auf Kohlen. — Jch<lb/>
kenne Sie heute gar nicht, ſagte ſie leiſe zu Flo-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[377/0385]
und auch das Sprechen unterſagt iſt, ſo hat ſie
mir aufgetragen, ſie bey Jhnen zu entſchuldi-
gen, daß ſie nicht zur Geſellſchaft herunter
koͤmmt; ſie iſt heute nicht im Stande, Sie zu
ſehen, ſie hofft, Sie wuͤrden noch einige Tage
laͤnger hier verweilen. — Hier kamen Betty,
der Rittmeiſter und noch einige andre zu ihnen.
Der Doktor entfernte ſich, die Graͤfin hatte ihn
zu ſprechen verlangt.
Dem Rittmeiſter ſchien ſein Verſprechen,
ſich geſitteter gegen Florentin zu betragen, ent-
weder zu reuen, oder unmoͤglich zu halten, er
war widerwaͤrtiger als jemals gegen ihn. Waͤh-
rend Betty zu erwarten ſchien, daß es zwiſchen
ihnen zu einem Geſpraͤch kommen ſollte, fing
der Rittmeiſter an in ſeiner gewoͤhnlichen Ma-
nier Florentin um ſeine Uniform zu befragen;
dieſer antwortete kurz ab, mit ſichtbarer Ver-
achtung. Endlich ſtand Walter auf und ging
mit den andern in eine Ecke des Saals, wo er
auf eine beleidigende Weiſe bald halb laut mit
ihnen fluͤſterte, dann uͤberlaut lachte. Die
arme Betty war wie auf Kohlen. — Jch
kenne Sie heute gar nicht, ſagte ſie leiſe zu Flo-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/385>, abgerufen am 08.09.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.